Brunnenprojekte in der Bibel

Brunnenprojekte in der Bibel

Brunnen sind in heißen Ländern oft lebenswichtig. Darum finden wir schon im Alten Testament, dass sie die Menschen anzogen, und um einen Brunnen herum entstanden auch manches Mal Ortschaften. Weil sie für das Leben von Mensch und Tier so wichtig waren und Brunnenbau so mühsam war, wurden sie nicht selten zu Streitobjekten. Brunnen, die nicht nur Wasser sammelten, sondern durch eine Quelle gespeist wurden, waren in der Regel besonders begehrt. Gerade solche Brunnen werden in der Bibel als ein Hinweis auf das Wort Gottes und als Synonym für einen Platz benutzt, an dem uns Gott Erfrischung für unseren Glaubensweg schenken möchte. Anhand dessen, was uns die Bibel über Brunnen berichtet, möchten wir einmal über die Bedeutung nachdenken, die diese Vorbilder für uns als Christen heute beinhalten.

 

Quellbrunnen

In der Bibel finden wir verschiedene Arten von Brunnen. Manche (hebr. beer) wurden durch Grundwasser, andere (hebr. ajin) durch Quellen gespeist. Letztere waren besonders begehrt, weil sie stets frisches (lebendiges) Wasser spendeten. Das wird uns durch das Interesse der Frau am Brunnen von Sichar (Joh 4) ganz deutlich. Der Herr Jesus benutzt dieses Bild für den Heiligen Geist, der uns Verständnis für das Wort Gottes gibt, und so in uns zu einer Quelle ewigen Lebens wird, wenn wir auf seine Stimme hören.

Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, geborstene Zisternen, die kein Wasser halten. Jeremia 2,13

Zisternen

Zisternen sind eine andere Art von Wassersammelstellen. Dort wurde das Wasser der Regenzeit für Zeiten der Trockenheit gesammelt. Dieses Wasser war dementsprechend oft abgestanden und hatte keinen guten Geschmack. Solche Wasserreservoire werden deshalb in Gottes Wort verschiedentlich für Freuden dieser Welt gebraucht, die letztlich keine Erfrischung bieten, sondern einen schalen Geschmack hinterlassen. Zisternen werden auch als ein Bild für trügerische Wasserstellen gebraucht, weil sie manchmal undicht waren und das Wasser nicht über längere Zeit speichern konnten (Jer 2,13; 14,3).

Wir wollen allerdings auch den ganz positiven Blickwinkel nicht aus dem Auge verlieren. Solche Zisternen sind eben wichtige Reservoirs für das lebensnotwendige Wasser, wenn sie sauber und dicht erhalten werden.

Um genügend Wasserreserven für die Zeiten der Trockenheit zu haben, mussten solche Zisternen entsprechend groß gebaut werden. Das bereitete natürlich viel Mühe, besonders wenn sie in den Felsen gehauen werden mussten. Aber diese Mühe ist einfach erforderlich, wenn man in Zeiten der Dürre nicht verdursten will. So ist es gut, wenn wir jede gelegene Zeit nutzen, um uns mit der Bibel zu beschäftigen, um etwas für Zeiten der Not oder des Mangels zu erwerben. Die Tage der Jugend sind für solches Sammeln besonders geeignet, weil wir in dieser Zeit besser aufnahmefähig sind (Pred 12,1; 2. Tim 3,15). In dieser Hinsicht sollte uns keine Anstrengung zu viel sein. Es liegt ein besonderer Segen Gottes darauf.

Schmutziges Wasser vergiftet das Leben

Durch Schmutz oder darin ertrunkene Tiere wurde das Wasser ungenießbar oder sogar giftig. Aus diesem Grund mussten Brunnen und Zisternen gut abgedeckt werden (1. Mo 29,3). Das Quellentor in Jerusalem war mit einer Überdachung versehen (Neh 3,15). In unserem Leben als Christen sollten wir darauf achten, dass die Verkündigung des Wortes Gottes (davon spricht auch das Quellentor) nicht durch verkehrte Lehren und Vorbilder oder durch böse Dinge verunreinigt oder vergiftet wird. Wir leben heute in einer Zeit, in der diese Gefahr besonders groß ist. Durch die unterschiedlichen Medien und Kontakte in dieser Welt werden unsere Empfindungen und Wertmaßstäbe mehr beeinflusst, als wir es oft annehmen. Die Bibel warnt uns auch vor der Gefahr durch verkehrte Lehren, die von Personen verbreitet werden, welche aus der Mitte der Gläubigen hervorgehen (Apg 20,29-30). Wachen wir deshalb über unseren Lesestoff, über unseren Umgang und unsere Freundschaften und Beziehungen.

Verstopfte Brunnen wieder nutzbar machen

1. Mose 26 ist ein Kapitel der Bibel, das sich recht umfangreich mit dem Thema Brunnen beschäftigt. Wir erfahren dort, dass das Leben Abrahams und auch das des Isaak nicht nur durch Zelt und Altar – ein Bild der Gemeinschaft mit Gott – geprägt war. Ebenso spielten Brunnen in ihrem Leben eine wichtige Rolle. Das Wasser war das lebenserhaltende Element für sie selbst, ihr Haus und ihr Vieh.

Jedoch gönnten die Philister den Männern des Glaubens dieses Wasser nicht. Sie verstopften die Brunnen mit Erde.

Die Philister sind ein Bild religiöser Menschen, die kein neues Leben haben, sondern eine Form der Gottseligkeit, ihre Kraft aber verleugnen (vgl. 2. Tim 3,5). Dieses Volk war auch aus Ägypten in das Land Kanaan gekommen. Aber es war weder durch das Rote Meer noch durch den Jordan gezogen. Das Rote Meer ist ein Bild davon, dass der Herr Jesus für uns gestorben ist und uns aus der Macht des Teufels befreit hat. Der Jordan weist uns darauf hin, dass wir mit dem Herrn Jesus gestorben und auferweckt sind und dadurch fähig gemacht sind, die geistlichen Segnungen des Himmels zu genießen. Diese Leute nun verstopften den Zugang zu dem Wasser des Lebens mit den Dingen der Erde. So stehen wir in der Gefahr, uns durch religiöse Christen ohne Leben aus Gott davon abhalten zu lassen, uns mit Gottes Wort zu beschäftigen und für seinen Dienst Zeit zu haben.

Isaak sah dem Wirken der Philister nicht tatenlos zu. Er grub die Wasserbrunnen wieder auf. Er gab ihnen auch wieder die Namen, die sein Vater Abraham ihnen gegeben hatte. Redet das nicht davon, dass wir das, was unsere Vorväter und Geschwister an Schätzen aus dem Wort sich unter Gebet und Mühe erworben haben, wertschätzen und für uns nutzbar machen? Der Apostel fordert die Thessalonicher auf, an den Überlieferungen bzw. Unterweisungen, die er ihnen erteilt hatte, festzuhalten (2. Thes 2,15; 3,6). Allerdings ist es ganz wichtig, dass wir das, was wir von den Vätern ererbt haben, selbst erwerben müssen, damit es unser eigener Besitz wird. Natürlich muss das mit dem Wort Gottes in Übereinstimmung sein. Andernfalls sind es tote Traditionen, die uns keine Kraft für den Glaubensweg geben.

Die Mühe der Brunnenbauer wird belohnt

Durch diese Bemühungen fanden Isaak und seine Knechte auch begehrte Quellen lebendigen Wassers. Jedoch versuchten die Philister immer wieder, ihnen diesen Besitz streitig zu machen. Auch heute bemüht sich der Teufel in dieser Weise. Im Judas-Brief werden wir aufgefordert, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen, uns dieses Gut nicht wegnehmen zu lassen (Jud 1.3).

Wir stehen vielleicht in der Gefahr, in diesen Auseinandersetzungen müde zu werden. Da wollen wir uns an Isaak ein Beispiel nehmen. Er ließ sich nicht entmutigen und grub immer wieder neue Brunnen: Esek – da gab es Streit; Sitna – wieder Streit; Rechoboth – „und über diesen haderten sie nicht“; Isaak gab ihm den Namen Rechoboth – „Räume“. Gott bekannte sich zu Isaaks Beharrlichkeit. Er schaffte ihnen Räume. So werden auch wir erleben, dass wir mit Gottes Hilfe einen Brunnen „Rechoboth“ erwerben können.

Als Letzter in dieser Reihe wird der Brunnen bei Beerseba erwähnt. Dort erhielt er von dem HERRN die Zusage: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und werde dich segnen“ (V. 24). An diesem Ort baute Isaak einen Altar, betete den HERRN an und grub auch den verschütteten Brunnen seines Vaters wieder auf. Wenn wir heute den Zusagen des Herrn Jesus vertrauen, werden auch wir die Freude der Gemeinschaft mit Ihm genießen und durch sein Wort Kraft und Erfrischung finden.

Brunnenprojekte sind wichtig im Leben eines Christen Interessanterweise trägt der erste Brunnen, der in der Bibel erwähnt wird, den Namen Beer-Lachai-Roi - Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt, oder der mich gesehen hat. Dort erfuhr die ägyptische Magd Sarahs die Rettung Gottes. Dieser Name weist uns auf die Quelle des Lebens hin und dass wir den Herrn Jesus in der Bibel finden können.

Heute werden durch die verschiedensten weltlichen Einrichtungen Brunnenprojekte in Angriff genommen, um Menschen mit dem lebensnotwendigen Wasser zu versorgen. So wollen auch wir uns in geistlicher Hinsicht solchen „Brunnen-Projekten“ zuwenden. Sie sind wichtig für unser eigenes Leben mit dem Herrn Jesus. Wir werden dadurch aber auch in die Lage versetzt, anderen zu helfen, den Herrn Jesus (besser) kennen zu lernen und Wegweiser zum ewigen Leben zu werden.

Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen. (Johannes 5,39)