Bibel praktisch

Die Überlieferung der Bibel

Wie können wir eigentlich sichergehen, dass wir wirklich das Wort Gottes in Händen halten? Ist hier nicht im Laufe der Jahrtausende manches verloren gegangen oder verändert worden? Das sind Fragen, die auch junge Gläubige immer wieder interessieren. Und gerade mit diesen Fragen können wir mit unseren (Schul-)Kollegen, Nachbarn, etc. gut  ins Gespräch kommen. Schließlich ist vielen von ihnen durchaus nicht klar, warum die Bibel einen ganz anderen Wert als z. B. der Koran hat. Können wir ihnen eine Hilfestellung geben?

Um das Jahr 1920 fanden zwei englische Gelehrte, B. P. Grenfell und A. S. Hunt, im ägyptischen Fajjum-Gebiet unter den jahrhundertealten Abfallhaufen außerhalb der uralten Dörfer Tausende von Papyrusbruchstücken. Dieses antike Schreibmaterial, das vor langer Zeit als wertlos fortgeworfen worden war, hatte sich in dem trockenen Wüstenklima Ägyptens erstaunlich gut erhalten. Die beiden Forscher brachten ihre Funde nach England, wo sie nach und nach entziffert wurden.

Durch diese Schriftstücke ergab sich ein ganz neuer Einblick in das tägliche Leben Ägyptens vor ungefähr 2.000 Jahren.

Als der Forscher C. H. Roberts im Jahre 1934 dieses Material nochmals sichtete, entdeckte er unter anderem einen Papyrusfetzen von der Größe einer Streichholzschachtel, dessen Vorderund Rückseite mit altgriechischen Schriftzeichen bedeckt war. Der Text stammte aus dem neutestamentlichen Evangelium nach Johannes: Kapitel 18,31–33 und 37–38! Durch eine genaue Untersuchung des Fundes konnte seine Entstehung auf ca. 125–130 nach Christus (n. Chr.) bestimmt werden. Die Ansicht damaliger Kritiker, dass das Johannesevangelium erst 150–200 n. Chr. und nicht von Johannes geschrieben sein könne, wurde durch diesen Fund mit einem Schlag erschüttert!

Nach Überlieferung starb Johannes im hohen Alter um das Jahr 100 n. Chr. In Kleinasien, kurz, nachdem er sein Evangelium, seine Briefe und die Offenbarung geschrieben hatte. Wenn eine Abschrift des Johannesevangeliums bereits ca. 25 Jahre später Ägypten erreicht hatte, wie es durch diesen Papyrusfund bewiesen wurde, kann man die Wichtigkeit seiner Entdeckung verstehen.

 

Die Qumran-Rollen

Ein weiteres Beispiel: Anfang des Jahres 1947 fand ein Beduinenjunge auf der Suche nach einer entlaufenen Ziege in den zerklüfteten Berghängen bei Qumran am Westufer des Toten Meeres eine schwer zugängliche Höhle. Als er einen Stein durch die kleine Öffnung warf, hörte er das Klirren von zerbrechenden Tongefäßen. Bei näherer Untersuchung fand er verschiedene große Krüge in der Höhle, die zumeist lederne Buchrollen enthielten, die in einem erstaunlich guten Zustand waren.  Als der israelisch-arabische Krieg zu Ende war, erfuhr die Welt, dass in Palästina der großartigste archäologische Fund gemacht worden sei! Weitere Untersuchungen in der Umgebung dieses ersten Fundes der „Schriftrollen vom Toten Meer“ förderten weitere Hunderte von Handschriftenfragmenten in zehn anderen Höhlen zutage. Nun begann die mühsame Arbeit der Sichtung und Entzifferung der Rollen. Dabei stellte sich heraus, dass alle diese Höhlen zu einer nahe gelegenen Festung Khirbet Qumran in Beziehung standen, die etwa 100 vor Chr., wahrscheinlich von der jüdischen Sekte der Essener, erbaut worden war. Wohl aus Furcht vor den um 70 n. Chr. heranrückenden Römern hatten die Bewohner ihre umfangreiche Bibliothek in den nahe gelegenen Höhlen versteckt. Dort wurden sie erst 1.900 Jahre später durch „Zufall“ wieder entdeckt! Der wichtigste Fund von Qumran ist die inzwischen weltberühmte Jesajarolle A, die älteste bekannte vollständig erhaltene hebräische Abschrift eines Bibelbuches. Sie wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. angefertigt. Bezeichnenderweise lässt die Handschrift nicht erkennen, dass es sich um eine im Laufe mehrerer Jahrhunderte entstandene Sammlung prophetischer Texte handelt.  Bibelkritiker (die die Echtheit mancher Bibelabschnitte anzweifeln) behaupten dies, und auch, dass es sich um mindestens drei Verfasser handeln solle. Die Handschrift dagegen ist gewissermaßen wie aus einem Guss.

Der wahrscheinlich älteste in Qumran gefundene Bibeltext ist das Fragment einer Samuel-Rolle, die auf das Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. datiert wird.

 

Die Einzigartigkeit der Bibel

Die Geschichte der Wiederentdeckung der alten Bibelhandschriften bestätigt die Einzigartigkeit dieses Buches, in dem Gott sich den Menschen offenbart und durch den Glauben den Weg zum Frieden mit Ihm zeigt. Seit der Entdeckung des „Codex Sinaiticus“, der ältesten nahezu vollständigen griechischen Bibelhandschrift, durch Konstantin von Tischendorf in den Jahren 1844–1859 im Katharinenkloster im Sinai sind Tausende von handgeschriebenen alten Teilen des Alten und Neuen Testaments wieder entdeckt worden.

Bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst war das Abschreiben die einzige Möglichkeit zur Vervielfältigung eines Textes. Bei den Ägyptern, den Sumerern und den Babyloniern war die Schreibkunst schon vor 3.000 v. Chr. bekannt. Von dieser Seite gibt es kein Argument, das gegen die frühe Abfassung der ältesten Teile der Bibel sprechen könnte. Mit großer Sorgfalt wurden diese Schriften immer wieder abgeschrieben und so von Generation zu Generation überliefert.

 

Die sorgfältige Abschrift des Alten Testaments garantiert die Authentizität

Die Ehrfurcht vor dem heiligen Text des Wortes Gottes im Alten Testament führte bei den Juden dazu, dass  beim korrekten Kopieren eine Vielzahl von Regeln zu beachten war. So wurden z. B. einzelne Buchstaben, das Vorkommen  bestimmter Wörter usw. gezählt und immer wieder überprüft. Wenn dann von demjenigen, der die Abschrift kontrollierte, ein einziger Fehler entdeckt wurde, durfte die ganze Rolle nicht mehr benutzt werden. Dadurch wurde der Wortlaut des Alten Testaments, dessen älteste Teile vor nahezu 3.500 Jahren entstanden, bis in unsere Zeit getreu überliefert und bewahrt.

Und: Die über 3.000 bekannten alten Handschriften der hebräischen Bibel (und der alten Übersetzungen in andere Sprachen) stimmen in bewunderungswürdiger Weise überein! Buchrollen, deren Entstehungszeit teilweise über 1.000 Jahre auseinander liegen, weisen Abweichungen von nahezu 0% auf. Wenn Unterschiede existieren, so handelt es sich praktisch ausschließlich um orthografische Abweichungen (die Rechtschreibung betreffend).  Das bestätigt auf eindrucksvolle Weise die Genauigkeit bei den Abschriften des Alten Testaments durch die Juden.

 

Die Vielzahl von NT-Handschriften ist erstaunlich übereinstimmend

Vom Neuen Testament sind heute ca. 5.300 Handschriften und Bruchstücke davon in griechischer Sprache, das heißt, in der Sprache der nicht erhaltenen Originalurkunden erhalten, andere sind Übersetzungen ins Syrische, Koptische, Lateinische (z. B. die Vulgata), wozu auch die gotische Übersetzung des Bischofs Wulfila aus dem 4. Jahrhundert gehört.

Der Wunsch vieler Christen, möglichst viele Bücher des Neuen Testaments zu besitzen, und die schnelle Verbreitung des christlichen Glaubens in Asien und Europa hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Abschriften und Übersetzungen entstand. Dadurch wurde auch der Text des Neuen Testaments sicher überliefert. Die Vielfalt der neutestamentlichen Handschriften, die nicht alle von gleich guter Qualität sind, und die dadurch gegebenen Vergleichsmöglichkeiten führten durch intensive Erforschung zu einer praktisch hundertprozentigen Erstellung und Bestätigung des Urtextes.

Und: Keine einzige Textvariante stellte die Wahrheit der Botschaft Gottes im Neuen Testament in Zweifel.

 

Gott hat über sein Wort gewacht!

Wenn man bedenkt, dass bei den Christenverfolgungen der römischen Kaiser, in deren Herrschaftsgebiet sich das Christentum ja zunächst ausbreitete, auch immer wieder die Bibeln vernichtet werden sollten – was in einigen Ländern bis heute vorkommt –, versteht man, welch ein Wunder es ist, dass die Bibel alle diese Angriffe überstanden hat.

Bis heute ist die Bibel das meistgehasste und –bekämpfte Buch. In manchen Ländern wie Nordkorea und Saudi-Arabien steht auch heute noch auf den Besitz einer Bibel die Todesstrafe. Dennoch ist sie das bei weitem am besten erhaltene, das am meisten übersetzte und am meisten gedruckte sowie verbreitete Buch überhaupt, aber auch besonders des Altertums.

Denn, Jesus Christus hat gesagt: „Meine Worte werden nicht vergehen“ (Mt 24,35). Von dem ca. 50. v. Chr. geschriebenen bekannten Werk „Der Gallische Krieg“ des römischen Feldherrn und Diktators Cäsar existieren heute etwa 10 Handschriften aus dem 9.–10. Jahrhundert n. Chr. Davon sind nur zwei oder drei von guter Qualität. Trotzdem würde kaum jemand die Echtheit dieses Buches anzweifeln, wie es im Blick auf die Bibel so oft geschieht.

Die Bibel ist eines der ältesten Bücher der Welt (Entstehungszeit: ca. 1.500 v. Chr. bis ca. 100 n. Chr.). Und obwohl es das am meisten verbreitete Buch der Welt ist, geben 80% der 18– 25-Jährigen in Deutschland an, bislang nicht in der Bibel gelesen zu haben.

Es wäre schön, wenn du nicht zu dieser Gruppe gehörst, sondern mit Energie und motiviert täglich in diesem Schatz Gottes liest!

Das Heft „Das Buch der Bücher“, dem dieser Aufsatz größtenteils entnommen ist, kann kostenlos als Verteilschrift beim Herausgeber von „Folge mir nach“ bestellt werden.