Bibel praktisch

Die Aufklärung und wir - Glaube contra Vernunft

Pluralismus: Ein Glaube - oder ein bunter Blumenstrauß?

In dieser zweiten Folge des Beitrags .,Glau-be oder Vernunft?" werden drei weitere Themen behandelt, die von aktueller Bedeutung sind und deren Problematik wir von der Aufklärung geerbt haben. Es geht in allen drei Bereichen im Wesentlichen um Maßstäbe:

  • Persönlicher Glaube ist wichtig - bedeutet das auch, dass Gott jegliche Art von persönlichem Glauben anerkennt, oder gibt es einen für alle gültigen Maßstab (2.)?
  • Hieran schließt sich die Frage an: Sind mehrere oder gar alle Religionen vor Gott gültig, oder gibt es nur einen Weg zum Heil (3.)?
  • Vom ewigen Heil kommen wir dann zum Alltagsleben: Setzt Gott, der einzelne Mensch oder die Gesellschaft den Maßstab für unser tägliches Verhalten (4.)?

Diese Fragestellungen kann man auch unter die Uberschrift „Pluralismus" setzen, denn ihnen allen liegt die Kernfrage zugrunde: Gibt es einen allgemein gültigen Maßstab, oder können verschiedene Konzepte nebeneinander anerkannt werden?

 

2. Glaube - Sache des Einzelnen oder Gott als letzte Instanz?

Wir haben an den Ergebnissen der eingangs erwähnten Umfrage ablesen können, dass es eine große „Meinungsvielfalt" in Glaubensdingen gibt. Jeder fühlt sich in Glaubensdingen mündig, selbst zu entscheiden, was er glauben soll und was nicht. Dabei wird offenbar davon ausgegangen, dass auch jede dieser individuellen Glaubensvarianten akzeptiert werden muss.

Der Ansatz der Aufklärer war, die Menschen von der aufgezwungenen Religion zu befreien und sie zu einem persönlichen Glauben hinzuführen.

Das ist richtig und gerade heute ganz wichtig: Glaube wird nicht vererbt, er ist eine persönliche Sache. Er kann durch kein Sakrament, durch keine Formalität, Tradition oder Handlung ersetzt werden, weder durch Taufe oder Mitgliedschaft, noch durch regelmäßige Anwesenheit in Zusammenkünften oder durch Lippenbekenntnisse; es kommt einzig und allein auf die ganz persönliche, ehrliche, ernsthafte Uberzeugung an, den eigenen Entschluss, eine persönliche Beziehung zu Gott zu haben und sich völlig dem Willen Gottes zu übergeben. Nur das zählt vor Gott (vgl. Sprüche 23,26: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz": Römer 10.9f.: .wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst ..." Hervorhebungen von mir).

An diesen richtigen Ansatz (den der persönlichen Verantwortlichkeit) knüpften die Aufklärer aber mit dem falschen Maßstab an, nämlich mit dem der Vernunft. Darin folgt ihnen die Mehrheit der Menschen auch heute: (Auch) der Glaube muss vernünftig sein. Richtig ist daran: Jeder muss einen persönlichen Entschluss fassen. Aber der ist wertlos, wenn er nicht auf der Grundlage des Wortes Gottes steht.

Individueller Glaube: Ja. Aber ist jeder individuelle Glaube richtig? Nein. Die Bibel lässt neben dem von Gott Offenbarten keinen Raum für menschliche Vorstellungen über das ewige Heil und den Glauben. Im Gegenteil, Gott beansprucht unumschränkte Autorität.

Gott ist durch Jesus Christus Richter der Lebendigen und Toten (Apg 10.42; vgl. Jak 4.12). Gott ist es, der rechtfertigt (Röm 8,33). Der Maßstab, nach dem der Mensch gerichtet wird, ist von Gott, dem Richter selbst, niedergelegt worden: Wer sich zu Lebzeiten nicht zu Gott bekehrt hat, wird zum ewigen Tod verurteilt werden (vgl. Offb 20,11ff.). Dieses einfache Kriterium ist von Anfang an festgelegt, der Mensch hat da kein Mitspracherecht. Neben dem Glauben an den durch die Bibel offenbarten Gott hat vor Gott nichts Gel-tung. Wollen wir also einen vor Gott gülti-gen, „richtigen" Glauben haben, müssen wir uns konsequent danach richten, was Gott in der Bibel niederschreiben ließ. Dieses Prinzip findet sich durchgängig in der ganzen Bibel wieder.

Dass Gott die entscheidende Instanz ist und dass jeder Mensch natürlicherweise Probleme damit hat, das anzuerkennen, wusste schon Salomo: Jeder Weg eines Mannes ist gerade in seinen Augen, aber der HeRR wägt die Herzen" (Spr 21,2) und: „Da ist keine Weisheit und keine Einsicht und kein Rat gegenüber dem HERRN" (Spr 21,30). Auch Hiob sah ein: „So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand" (Hiob 42.3; vgl. Kap. 38-41); diese Einsicht, dass die menschliche Überlegung sich dem göttlichen Urteil zu beugen hat, wird leider bei vielen Menschen zu spät kommen. Wie furchtbar, sich in dieser le- benswichtigen Frage geirrtzu haben, weil man das Offenbarte nicht akzeptierte, sondern den eigenen Verstand über Gottes Offenbarung stellte!

Jeder Mensch muss eine persönliche Entscheidung für Gott treffen. Diese persönliche Bekehrung ist durch nichts zu ersetzen. Dass der Glaube eine persönliche Sache ist, bedeutet aber nicht, dass dem Einzelnen selbst überlassen wäre, was er glaubt. Gott beansprucht völlige Autorität, und nur der Glaube an den durch die Bibel offenbarten Gott hat vor Ihm Gültigkeit.


3. Die Religionen - viele Wege zum selben Ziel oder Heil nur durch Jesus Christus?

Im vorherigen Kapitel dieses Beitrags wurde festgestellt, dass Gott der Richter ist unc den Weg zum Heil festgelegt hat. Daran anschließend gehen wir nun der Frage nach, ob dieser Weg notwendigerweise über Jesus Christus führt oder ob es mehrere gültige Wege zu Gott gibt.

Bekanntlich stecken die Amtskirchen in de Krise. Viele ihrer Mitglieder können mit der kirchlichen Glaubensinhalten nicht mehr viel anfangen, viele treten aus den Kircher aus. Die Kirchen wenden sich (auch daraufhin) verstärkt der „Ökumene" zu. Nach den Amtskirchen schließen sich mittlerweile auch evangelikale Gruppen der Bewegung an, die letztlich alle christlichen Richtungen einen soll. Die Toleranz der christlichen Bekenntnisse gilt neben dieser all-christlichen Hauptbewegung schon länger und immer stärker auch dem Judentum und selbst dem Islam. Der Papst hat mit seinen Besuchen in arabischen Ländern und Israel ein politisches Signal für die religionenübergreifende „Okumene" gesetzt, die von gewichtigen Stimmen in der Theologie schon lange befürwortet wurde.

Sieht man nicht in diesen Bestrebungen einen der typischen und ursprünglichen Gedanken der Aufklärung, auch in Glau-bensfragen Gemeinsamkeiten zu betonen, Unterschiede auszugleichen, um schließlich der „vernünftigen" natürlichen, allen Menschen gemeinsamen Weltreligion näherzukommen?

„Alle Religionen werden in das Reich Gottes eingehen*, wird gesagt. Ist es nicht ein Gebot der Toleranz und auch der Nächstenliebe, andere Religionen anzuerkennen und für eine Annäherung zwischen ihnen zu sorgen? Sind nicht zumindest die monotheistischen Religionen, die nur einen Gott kennen, einander so ähnlich, dass der jüdi-sche, islamische und christliche Gott praktisch identisch sind und deshalb der Mohammedaner wie der Jude und der Christ - auf unterschiedlichen Wegen - zu Gott gelangen?

Die in der Bibel niedergelegte Antwort des Herrn Jesus Christus ist eindeutig:

  • Johannes 14,6: .,Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich"
  • Johannes 10,9: „Ich bin die Tür"
  • Apostelgeschichte 4,12: .Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen";
  • 1. Timotheus 2,5f: „Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus"

Nur durch den Glauben an Jesus Christus kann ewiges Heil erlangt werden: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Joh 3,36) „Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht" (1. Joh 5,12). Wir sehen hier eindeutig: Es gibt keine Alternative zum biblischen Glauben an den Herrn Jesus; in all diesen Zitaten wird die Heilsfrage nur mit dem Hinweis auf den Glauben an den Herrn Jesus, den Sohn Gottes beantwortet. Dass etwa der Islam und das Judentum nur einen Gott kennen, ist eine Sache, die auf einem anderen Blatt steht, denn die Gültigkeit des Glaubens entscheidet sich an der Person des Herrn Jesus Christus. Der Glaube an einen Gott ohne Glaube an seinen Sohn Jesus Christus ist nicht der biblische Glaube. Gott, der Richter, der den Weg zum Heil festgelegt hat, hat ebenso souverän festgelegt, dass der Mensch an seinen Sohn, Jesus Christus, glauben muss, um errettet zu werden (vgl. Apg 16,31).

Jede Anschauung, die ohne die Person des Herrn Jesus Erlösung verspricht oder die über den Glauben an ihn hinausgehende Anforderungen stellt, wird von Gott abge-lehnt. Eine Abänderung dieser Aussage hat zur unausweichlichen Konsequenz, dass der eingeschlagene Weg zur ewigen Verdammnis führt: „Geht ein durch die enge Pforte [vgl. Joh 10,9: Der Herr Jesus ist die Tür): denn weit ist die Pforte und breit der Weg. der zum Verderben führt, und viele sind, die durch sie eingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg [vgl. Joh 14,6: Der Herr Jesus ist der Weg), der zum Leben führt, und wenige sind die ihn finden" (Mt 7,13f.).

Der Glaube an den Herrn Jesus ist durch nichts zu ersetzen. Alle vielleicht wohlgemeinten, aber abweichenden Vorschläge werden von Gott abgelehnt, und wer ihnen folgt, wird unausweichlich mit dem ewigen Tod bestraft. An den biblischen Aussagen zum Glauben können deshalb keine Abstriche gemacht werden.

 

4. Richtiges Verhalten im Alltag - dem Einzelnen überlassen oder für alle gültiger Malstab?

Nachdem wir in den beiden vorigen Kapiteln festgestellt haben, dass Gott uneingeschränkte Autorität beansprucht, wenn es um das ewige Heil des Menschen geht. wollen wir nun untersuchen, ob dieser Anspruch Gottes auch für die Beurteilung unseres alltäglichen Verhaltens gilt.

Die Aufklärer versetzten jeden einzelnen Menschen in die Stellung des Richters über sein eigenes Tun und Denken. Dem folgt die heute herrschende Situationsethik.

Kann man nach der Lehre der Bibel von Situation zu Situation entscheiden, was richtig ist? Und kann man selbst beurteilen, was richtig ist?

In einer Umfrage (Dezember 1995) wurde die Frage gestellt, wer es ist, der moralische Maßstäbe definiert. Zwei mögliche Antworten wurden angeboten:

  1. Vorgabe durch die Gesellschaft (26% der Antworten) und
  2. persönliche Festlegung (74% der Antworten).

Dieses Ergebnis zeigt zum einen, dass an Gott und die Bibel als Quelle ethischer Maßstäbe gar nicht mehr gedacht wird (sie wurden in ethischen Fragen durch die Kirche als gesellschaftliche Institution verdrängt), und zum anderen, dass die Saat der Aufklärung Früchte trägt. Die Autonomie (Selbstbestimmung) ist für die Mehrheit der Menschen die ethische Grundlage: Jeder legt seine Wertmaßstäbe persönlich fest. Jede Einzelperson (Individuum, daher „Individualismus") kann eine eigene Meinung haben, und dies muss dann auch von allen anerkannt werden.

Dass dabei kein Platz für Fremdbestimmung bleibt, auch nicht durch die Bibel, ist klar. Wenn man selbst maßgeblich ist, sind Ansichten anderer Menschen nur eine Ent-scheidungshilfe, aber mehr nicht. Dies gilt für Autoritäten, für Traditionen, für die Bibel und ganz allgemein für Meinungen anderer'.

Was sagt Das Wort Gottes dazu? Die gesamte Bibel gibt dem Menschen vielfältige, teils sehr präzise und detaillierte Verhaltensregeln. Zudem finden sich in ihr eine Fülle von Grundsätzen (beispielsweise in der Schöpfungsordnung, wie die Trennung von Licht/Glauben und Finsternis/Unglauben) und das lebendige Beispiel des Herrn Jesus.

Aus alledem kann der Mensch - und Gottes Maßstab gilt für jeden Menschen, ob er an ihn glaubt oder nicht - insbesondere unter Anwendung der göttlichen Prinzipien ein Grundmuster entnehmen, wie er sich in solchen und ähnlichen Situationen nach dem Willen Gottes verhalten soll.

Natürlich ist es dem Einzelnen möglich, sich in jeder Situation für oder gegen ein bestimmtes Verhalten zu entscheiden. Aber diese Entscheidung ist nicht automatisch richtig, und sie wird auch nicht dadurch richtig, dass sie in mein ethisches Konzept passt oder als moralisch gut oder „vernünftig" angesehen wird. Ganz im Gegenteil: Hier muss Gott die maßgebliche Instanz sein; um Gottes Willen zu erkennen, haben wir seinen Geist, die Bibel und das Gebet. Die Offenbarung der Bibel ist Ausdruck von Gottes Wesen und Willen. Sie kann zwar auf unterschiedliche Situationen angewandt werden, aber sie ist nicht situationsabhängig, das heißt: Gottes Maßstäbe sind nicht veränderlich (Heb 13,8; Jak 1,17; 2. Mo 3,14).

Darauf wird manchmal erwidert, eine derartige „christliche Hochethik" sei zu viel verlangt: diese Ansprüche seien nicht zu erfüllen. und daher müsse letztlich doch wieder jeder selbst wissen, was richtig und was falsch ist. Für den natürlichen Men-sehensind die bblischen aneriche doder dass Gott von seinen Maßstäben deshalb Abstriche machen würde. Im Gegenteil, der Mensch soll seinen Bankrott erklären, Buße tun, sich Gott anvertrauen und sein Leben nicht mehr aus eigener Kraft, sondern aus Gottes Kraft leben. Nicht Gott ändert seine Maßstäbe, sondern der Mensch muss von neuem geboren werden.

Für den so von neuem geborenen Christen, der seine Sünden dem Herrn Jesus Christus bekannt hat, der neues Leben bekommen und dem Herrn die Führung über sein Leben übergeben hat, gilt dann, dass er vom Gesetz der Sünde befreit ist und nicht mehr sündigen muss (Röm 6; 7; vgl. 1. Joh 2,1; 3,5f.). Es ist ihm daher möglich, sich ganz nach dem Willen Gottes zu richten. „Dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer" (1. Joh 5,3).

Jeder, der das einmal versucht hat, weiß, dass gerade in diesen Dingen Theorie und Praxis oft weit auseinanderklaffen. Es ist viel verlangt, sich einzugestehen, dass man selbst nichts, aber auch rein gar nichts aus eigener Kraft schaffen kann, sondern allein auf Gottes Gnade vertrauen muss; aber nur das hilft weiter.

Dieses Gebet sollte auch unseren Mit-geschwistern gelten: „Wir beten aber zu Gott, dass ihr nichts Böses tun möget; [...) damit ihr tut was recht ist [...]. Um dieses bitten wir auch, um eure Vervollkomm-nung" (2. Kor 13,7.9).

Was für das ewige Heil gilt, gilt auch für das tägliche Leben: Es gibt für jeden Menschen einen allein gültigen Maß-stab: den Willen Gottes. Dieser ist ein für allemal in der Bibel offenbart worden und auch heute noch unumschränkt gültig. Er gilt unveränderlich für jede Situation und für jeden Menschen, unabhängig davon, ob dieser an Gott glaubt oder nicht.


IV. Zum Weiterdenken

  1. Sind wir bereit, unseren Verstand unter den Gehorsam des Christus „gefangen zu nehmen" und ihn einzusetzen, um unsere Liebe zu Gott tiefer und umfassender zu machen?
  2. Akzeptieren wir, dass es eine allumfassende Autorität für alle Lebensbereiche gibt, der wir uns in allem unterzuordnen haben, nämlich Gott?
  3. Inwieweit genügt uns „ein Erbchristentum?" Geben wir uns damit zufrieden, nach außen einen guten Christen darzustellen? Gott ist damit nicht zufrieden! Er möchte keine Nachbeter, sondern Beter haben; und wie wollen wir andere überzeugen, wenn wir selbst nicht überzeugt sind?
  4. Ist uns klar, dass der Glaube an den Herrn Jesus Christus der einzige Weg zum ewigen Heil ist? Es bringt uns Freude, diesen Weg gehen zu können, aber zugleich bedeutet es Verantwortung, anderen den Weg zu zeigen. Unsere Gewissheit sollte Auswirkungen im täglichen Leben haben.
  5. Setzen wir doch alles daran, unser Verhalten nach Gottes Wort auszurichten; versuchen wir, immer seinen Willen zu tun! Aber seien wir uns auch bewusst. dass der Herr uns kennt und weiß, wie schwer uns das oft fällt! Ubergeben wir ihm die Führung unseres Lebens, ohne uns mit unserer eigenen, untauglichen Kraft einzumischen!