Biblische Begriffe

Die Erläuterungen, die wir unter dieser Überschrift den Lesern vorstellen, haben nicht das Ziel, eine „theologische" Deutung zu geben, sondern sollen einfach Begriffe, die heute vielleicht anders verstanden werden oder auch ungebräuchlich geworden sind, erklären. Dabei möchten wir jeweils auf ihren Gebrauch im Zusammenhang der Heiligen Schrift eingehen. Dies kann natürlich kaum in erschöpfender Weise geschehen, könnte aber vielleicht dazu dienen, Denkanstöße für unsere Praxis als Christen zu geben.

Götzendienst

Morgens zu Beginn einer Klausur in Klasse 12 setzt ein Mädchen einen kleinen Plüschbär vor sich auf den Tisch, dem Klausurbogen zugewandt: „Der hilft mir bei der Konzentration, und ich kann viel besser nachdenken, wenn der mich anguckt," sagt sie auf meinen fragenden Blick. Amulett, Aberglaube, Götzendienst ..., ein Amulett, ja das würde sie noch zugeben, aber Götzendienst? Im allgemeinen werden das die Menschen unserer Tage weit von sich weisen, das ist etwas, was man in afrikanischen Ländern, bei den primitiven Völkern und Kulturen hat, und früher bei den alten Germanen und den Griechen und Römern mit ihren „Götterfamilien".

Was ist Götzendienst? In der Heiligen Schrift wird er unter zwei Aspekten erwähnt, einmal materiell, das heißt mit materiellen Opfern für Götzen verbunden, zum anderen moralisch, das heißt im Denken und in der Herzenseinstellung.

1. Götzendienst ist die Verehrung anderer „Götter" statt des einen, wahren, ewigen Gottes, unter der Form von Bildern oder Götzen. Diese Götzenverehrung fand schon sehr früh in der Geschichte der Menschheit Eingang, sie wurde schon von den Vorfahren Abrahams in Chaldäa praktiziert (vgl. Jos 24,2).

Bei der Familie Jakobs fanden sich „Theraphim", sogenannte Hausgötter, die das Haus bewachen sollten (1. Mo 31,34; 35,2), und in Hesekiel 20 spricht der Prophet von den Göttern Ägyptens, von denen das Volk Israel nicht gelassen hat (V.8), und davon, daß „ihre Augen hinter den Götzen ihrer Väter her waren" (V.24). Mit großer Trauer und mit Zorn sagt Gott durch Hesekiel zu Seinem Volk: „Wie? ihr verunreiniget euch auf dem Wege eurer Väter und huret ihren Scheusalen nach; und ihr verunreiniget euch bis auf diesen Tag an allen euren Götzen durch das Darbringen eurer Gaben...!" (Hes 20,30.31).

Das Volk hat sich immer wieder auch dem Götzendienst der Nachbarvölker, dem Baal der Kanaaniter, dem Molech (Milkom) der Ammoniter, der Astoreth der Zidonier (1. Kön 11,5-7), hingegeben mit allen schrecklichen Folgen auch für ihr Leben als Volk. Es ist überhaupt eines der großen Themen der Propheten, das Volk Israel vom Götzendienst weg zur Verehrung des wahren Gottes, des „Bundesgottes" Jehova Jahweh) zurückzuführen.

Auch die Tatsache, daß das Volk Israel sich ein Bild, das goldene Kalb, gemacht hat und es als den „Gott, der dich aus dem Land Agypten heraufgeführt hat" bezeichnete, war Götzendienst, und darum verstehen wir auch, warum Gott als das erste Seiner Gebote an das Volk sagte: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel, und was unten auf der Erde, und was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott..." (2. Mo 20,3-5 und 5. Mo 5,7-9).

Dazu kommen klare Aussagen über die Nichtigkeit der Götzen: „Die Bildner geschnitzter Bilder sind allesamt nichtig, und ihre Lieblinge nützen nichts" (Jes 44,9), und vom Holz wird gesagt: „Es dient dem Menschen zur Feuerung, und er nimmt davon und wärmt sich; auch heizt er und bäckt Brot; auch verarbeitet er es zu einem Gott und wirft sich davor nieder, macht ein Götzenbild daraus und betet es an" (V.15)

„Denn alle Götter der Völker sind Nichtigkeiten, aber der HERR hat die Himmel ge-macht" (Ps 96,5; vgl. auch Ps 31,6). Hier ist das Wort „Nichtigkeit" und das Wort „Göt-ze" im Hebräischen derselbe Begriff (s.a. Fußnote EU). Auch das im Neuen Testament für „Götze" verwendete griechische Wort eidolon (von dem unser Fremdwort „Idol" abgeleitet ist) bedeutet soviel wie „Schattenbild" und macht deutlich, wie wertlos, nichtig und unlebendig die Götzen sind.

Diese Erkenntnis darf uns allerdings nicht dazu führen zu meinen, daß die Götzen überhaupt nicht existierten. Wenn der Apostel Paulus sagt, „daß ein Götzenbild nichts ist in der Welt, und daß kein anderer Gott ist als nur e i n e r" (1. Kor 8,4), so sagt er auch, daß hinter den Götzenbildern Dämonen stehen, und „daß das, was die Nationen opfern [nämlich den Götzenbildern], sie den Dämonen opfern und nicht Gott" (1. Kor 10,20). In der heidnischen Umgebung in Korinth war alles Fleisch, das auf dem Markt verkauft wurde, für Götzenopfer geschlachtet worden. Da ein Götzenbild nichts ist, sprach zunächst nichts dagegen, solches Fleisch zu essen, aber mit der Einschränkung, daß das Gewissen eines Mitbruders nicht dadurch verletzt wurde (vgl. 1. Kor 8,10-13). Die Teilnahme an einer Götzenopfermahlzeit selbst - an einem „Tisch der Dämonen" - bedeutete dagegen Verbindung mit Dämonen, und dies war und ist für den Christen absolut unmöglich (1. Kor 10,21). „Ich will aber nicht, daß ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen" (V.20).

Heute scheint es in unseren sogenannten christlichen Ländern keinen Götzendienst mehr zu geben (obwohl es auch in diesem christlichen Bereich die Verehrung von „Bildern" gibt!). Es ist wahr, daß es hier keine Götzentempel im Sinn des alten griechischen Götzendienstes gibt, aber gibt es nicht eine ganze Reihe von „Gegenständen", z.B. solchen Amuletten oder Talismanen, denen irgendwelche geheimnisvollen Kräfte zugeschrieben werden? Gibt es nicht heute wieder viel Aberglauben, d.h. „Glaube an Fabelwesen, Geister, zauberhafte Kräfte, Glaube an die Erforschbarkeit der Zukunft, auch an die Erscheinung außerirdischer Wesen" (Brockhaus Enzyklopädie, 1986, I,36)? Gerade in den letzten Jahrzehnten hat die Beschäftigung mit diesen Dingen rasant zugenommen: in jeder Zeitung findet man ein Horoskop, Filme wie „E.T. - der Außerirdische" ziehen Millionen von Menschen an und in ihren Bann. Bücher von von Daniken über die Zukunft und von Michael Ende („Die unendliche Geschichte") werden in hohen Auflagen verkauft, weil die Menschen sich von Gott abwenden und darum solchen Phänomenen ihr Interesse zuwenden.

„Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott." Martin Luther

Gottes Wort hat dies übrigens schon für die späteren Zeiten beschrieben: „Sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden" (1. Tim 4,1.2). Noch schlimmer wird es im zukünftigen Römischen Reich sein, wenn es eine echte Rückkehr zum Götzendienst geben wird: „Die übrigen der Menschen taten nicht Buße von den Werken ihrer Hände, daß sie nicht anbeteten die Dämonen und die goldenen und die silbernen und die ehernen und die steinernen und die hölzernen Götzenbilder, die weder sehen noch hören noch wandeln können" (Offb 9,20).

2. Gotzendienst wird in Gottes Wort auch unter einem moralischen Aspekt betrachtet. Der Herr Jesus selbst hat in der sogenannten Bergpredigt gesagt: „Niemand kann zwei Herren dienen ... Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Mt 6,24). Mit „Mammon" ist das Geld, der Gewinn und das „auf was man sich verläßt" gemeint. Es wird an die Stelle des Vertrauens auf Gott, ja an die Stelle Gottes selbst ge-setzt. In diesem Sinn wird auch in Epheser 5,5 ein Habsüchtiger ein Götzendiener genannt (s.a. Kol 3,5). Er tut alles, um etwas in seinen Besitz zu bringen, er ist ausschließlich auf sich selbst fixiert. Selbst die leiblichen Genüsse können zum Götzen werden: „Deren Gott der Bauch" ist (Phil 3,19). Hier ist auch der Eigenwille einzuordnen, der „wie Abgötterei und Götzendienst" ist (1. Sam 15,23).

Was kann sich alles zwischen Gott und mein Herz stellen - Dinge oder auch Personen oder mein eigenes Ich! Alles das sind Götzen, die im Herzen den Platz, der Gott gehört, einnehmen. Luther hat einmal gesagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott." Jeder von uns hat daher sicher Anlaß zu überprüfen, wieweit das heutige Wohlstandsdenken mit all seinen Wünschen und Begehrlichkeiten sein Denken und Handeln gefangen nimmt. Wir dürfen die ernste Ermahnung des Apostels Johannes nicht überhören: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!" (1. Joh 5,21).