Berufswahl

Nachdem wir im letzten Heft angeregt hatten, das Thema Berufswahl in dieser Ausgabe
etwas ausführlicher zu behandeln, haben wir von Euch viele Zuschriften erhalten. Wir haben uns sehr über die rege Teilnahme gefreut und möchten Euch für diese aktive Mitarbeit herzlich danken.
Wir haben nun - ausschließlich mit dem Material unserer Leser - versucht, eine kleine
Zusammenstellung vorzunehmen. Obwohl viele Dinge in diesem Rahmen nur angerissen werden können (so z.B. das Thema "Geld"), hoffen wir doch, dass sie für manchen Leser
nützlich sind.
Immer wieder kommt in diesem Zusammenhang die Frage auf: wie kann ich denn ganz konkret in solchen Fällen den Willen des Herrn Jesus erkennen? Dazu hat uns ein Bruder einen separaten Artikel zugesandt, den wir im Anschluss an die nachfolgenden Punkte abdrucken.

Stichpunkte

Es ist wohl jedem klar, dass die Wahl des Berufes eine grundlegende Entscheidung ist, die nur mit der Hilfe des Herrn und unter Gebet getroffen werden kann.

Motive:

=> Unser Lebensziel als Christen: "Oder wisset ihr nicht, ..., dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlichet nun Gott in eurem Leibe" (1. Kor 6,19.20).
=> Unsere Berufung: "Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln" (Phil 3,20).
=> Unsere Aufgabe: "Damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;" (1. Pet 2,9).
=> Der Sinn unserer Arbeit: - für uns selbst — "ihr eigenes Brot essen" (2. Thes 3,8.12) - für andere — "auf dass er dem Dürftigen mitzuteilen habe" (Eph 4,28) "Ich habe euch alles gezeigt, dass man, also arbeitend, sich der Schwachen annehmen und eingedenk sein müsse der Worte des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen." (Apg 20,35).
=> Gottes Belange gehen vor: "Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Mt 6,24). "Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden" (Mt 6,33).
=> Das Gebet: "Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade" (Spr 3,5.6). "Befiehl dem HERRN deine Werke, und deine Gedanken werden zustande kommen" (Spr 10,5):

Praktische Gesichtspunkte:

Jemand hat auf den "missionarischen" Aspekt bei den Überlegungen zur Berufswahl hingewiesen. Ich erwäge im Gebet vor dem Herrn, ob ich nicht einen Beruf wählen sollte, der mir auf einem Missionsfeld in der sog. Dritten Welt nützlich sein könnte, falls der Herr mich einmal dorthin senden möchte. Mit der Berufswahl wird ja sehr vieles für das weitere Leben festgelegt, und nicht jeder Beruf ist auf dem Missionsfeld brauchbar. Es geht dabei nicht darum, heute das "Berufsziel Missionar" festzulegen, sondern sich die Möglichkeit für diesen Weg des Herrn mit mir offenzuhalten (...und weiter darüber zu beten: Mt 9,38 - 10,1).
=> Andererseits planen Christen mit der Berufswahl nicht ihr ganzes Leben. Abraham, David, Paulus und viele andere Personen sind Hinweise darauf, dass Gott in Seinen Wegen auch immer grundlegende Änderungen herbeiführen kann. Schade ist es nur, wenn wir Zeiten in unserer Vergangenheit zu toten Zeiten stempeln: umsonst gelernt, umsonst studiert, umsonst gearbeitet. Wenn wir in ständigem "Blickkontakt" zu unserem Herrn sind, hat alles seinen Sinn (Röm 8,28). Hätte David besser nicht als Hirte angefangen? War seine Zeit bei den Schafen wertlos? Uns ist allen klar, dass David von Gott geführt wurde. Bist Du bereit, diese Führung auch in Deinem Leben zu finden?
=> Sicher suchen wir einen Beruf, der uns auch Freude macht und in dem wir dann engagiert arbeiten sollen und wollen (Kol 3,23). Zugleich sollten wir bei der Wahl des Berufes darauf achten, dass dieser uns nicht völlig in Anspruch nimmt, uns "auffrisst". Auch Berufstätigkeit darf Dienst für den Herrn sein - aber lässt uns unser Beruf (von Spitzenzeiten, die es immer geben wird, abgesehen) auch Zeit für andere Dienste für den Herrn? Der Beruf sollte nie zum Selbstzweck werden - siehe auch Matthäus 6,33.
Hiob ist hier ein gutes praktisches Beispiel. Obwohl er Großgrundbesitzer und "Geschäftsführer" eines sehr großen Betriebes war, nahm er sich die Zeit, persönlich nach dem geistlichen Leben seiner zahlreichen Kinder zu sehen. Die Kinder waren offenbar schon älter. Hiob war als Familienvater immer noch nicht bequem und lässig geworden. Möchtest du durch Fleiß und Dauereinsatz hoch hinaus? Deine Versäumnisse der Familie, der Nachbarschaft und der Gemeinde gegenüber können nicht mit Berufserfolg aufgewogen werden. Später kannst du Gott mit Ausreden nicht gegenübertreten.
=> Christen üben ihren Beruf gewissenhaft aus: Deshalb sollte der Beruf zu Deinen Fähigkeiten und Neigungen passen. Erfolg bei der Arbeit ist eine ganz elementare Sache: Wie frustriert waren die Jünger, als sie die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen hatten (Joh 21). Der Herr hat das gesehen, und hat ihnen zunächst die Netze gefüllt.
=> Besteht die Möglichkeit, vor der Entscheidung im gewählten Arbeitsfeld zu arbeiten, sollte man dies nutzen.
=> Vielleicht ist es in erster Linie eine Überlegung für Schwestern, zwischen Schule und Ausbildung für eine Zeit in eine größere Familie zu gehen (eventuell auch als Au-pair) oder wo sonst Hilfe gebraucht wird. Es kann sein, dass man dadurch auch neue Anregungen bezüglich der Berufswahl erhält (Stichwort "soziales Jahr").
=> Zum Thema Geld schrieb jemand: Und welchen Zweck soll unser Beruf in Bezug auf uns selbst erfüllen? (Wir können sicher sein: Wenn wir fragen: "Was soll ich tun, Herr?" werden wir selbst nicht zu kurz kommen.) Klar: Geld verdienen! Wozu aber? Darüber müssen wir genauer nachdenken, denn es ist bestimmt nicht richtig und sinnvoll, möglichst viel Geld zu verdienen, um es einfach nur zu besitzen.
Der Apostel Paulus gibt dazu zwei Gründe an:
1. Wir müssen den eigenen Lebensunterhalt für uns und unsere Familie verdienen. Einigen faulen Leuten in Thessalonich schreibt Paulus: "Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen" (2. Thes 3,12; vgl 38). Wie viel brauchen wir aber? Einen praktischen Maßstab gibt uns 1. Timotheus 6,8: "Wenn wir. aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen". Das heißt: Wir sollten uns nicht daran orientieren, was wir uns alles erlauben könnten! Sondern Leitlinie ist die Frage: Was haben wir wirklich nötig - als Gläubige, also als Fremdlinge in dieser Welt? Behalten wir das im Auge, dann werden wir bei der Berufswahl nicht in erster Linie auf das zu erwartende Gehalt sehen.
2. Nicht nur für uns selbst, auch für andere sollen wir arbeiten. Paulus erinnert in Epheser 4,28 daran, dass derjenige, der arbeitet, "mit seinen Händen das Gute wirken soll," auf dass er dem Dürftigen mitzuteilen habe. Wenn wir mehr verdienen können, als wir nötig haben -, gut (solange unser Herz nicht am Geld hängt); was tun wir mit dem Überschuss? Vorsicht, Fußangel! Für diesen Fall zitiert Paulus eine Aussage des Herrn Jesus: "Geben ist seliger als Nehmen"(Apg 20,35). Seliger — das heißt gesegneter; der Herr Jesus verspricht uns selbst einen Segen, wenn wir bereit sind, unser Geld Ihm zur Verfügung zu stellen, statt von Anfang an auf das Wohlergehen der eigenen Brieftasche abzuzielen!
Diese grundsätzlichen Überlegungen, die sich aus Gottes Wort ergeben, sind keine harten Befehle; nein - der Herr Jesus verlangt keinen sklavischen Gehorsam.
Viel lieber hat Er Jünger, die Ihn auch vor der Berufswahl bitten:

„Lehr uns treue Jünger werden!
lehr uns, wie wir unsre Zeit
diese kurze Zeit auf Erden
nützen für die Ewigkeit!”

Das führt uns zu einem abschließenden Gedanken:
Unser Herr kommt in Kürze, um uns zu sich zu holen. Alles, was ungezählte Menschen durch ihren Beruf zu erreichen suchen — Selbstverwirklichung, gesellschaftliches Ansehen, materiellen Wohlstand, Karriere —, wird dann für uns in einem Augenblick und für alle Ewigkeit wertlos und gleichgültig sein. „Sammelt euch aber Schätze im Himmel;...denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein” (Mt 6,20.21).
„Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem HERRN...; ihr dienet dem Herrn Christus” (Kol 3,23.24).

Wo ist mein Herz?

(Wir möchten mit dem Abdruck dieser Zuschriften, die wir lediglich etwas zusammengestellt haben, nicht dieses Thema abschließen. Solltet Euch noch weitere Punkte besonders wichtig sein, werden wir in den nächsten Heften gern einen Nachtrag veröffentlichen.)