Die gute Saat

“Ich verbiete Ihnen öffentlich und laut zu beten“

Die Lippen eines Toren verschlingen ihn. Der Anfang der Worte seines Mundes ist Torheit, und das Ende seiner Rede ist schlimmer Unsinn.

Prediger 10,12.13

 

Ein alter Christ erzählte einmal: Ich hatte als Bautruppführer in meiner Kolonne einen Mann, der fürchterlich fluchte. Es stimmte mich immer wieder traurig, wenn ich es mitanhören musste. Besonders arg war es oft am Montag, wenn ihm nach durchzechtem Sonntag die Arbeit nicht von der Hand gehen wollte.

An einem solchen Montag kam mir ein hilfreicher Gedanke: Ich rief den Mann zu mir. Schon im Herankommen sagte er: „Ich weiß, dass mir heute die Arbeit nicht so von der Hand geht. Das brauchen Sie mir nicht erst zu sagen! Aber eine Freude muss der Mensch doch haben. Oder gönnen Sie mir die paar Gläschen Bier auch nicht?“

„Nein“, sagte ich, „über Ihre Trunkenheit wollte ich gar nicht mit Ihnen reden. Wenn Sie meinen, in Ihrer Freizeit Ihre Gesundheit ruinieren zu müssen, kann ich Ihnen das nicht verbieten. Entscheidend ist, dass Sie Ihre Arbeit noch ordentlich tun können. Aber ich verbiete Ihnen hiermit, öffentlich und laut auf der Baustelle zu beten!“ – „Ich, beten? Ich bete nie!“ – „Doch, ich habe den ganzen Morgen mit eigenen Ohren gehört, wie Sie zu Gott gerufen haben, Er möge Sie verdammen! Ist Ihnen wirklich so daran gelegen, dass Gott Sie verdammt? Ist Ihnen Ihr eigenes Leben schon so widerlich, dass Sie schon vorzeitig Ihre Verdammung wünschen? Ich werde zu Gott beten, dass Er Sie errettet!“

Der Mann wurde puterrot, drehte sich um und ging wieder an seine Arbeit. Hat er es zu Herzen genommen? Gott weiß es. Jedenfalls bemühte der Arbeiter sich von da an, nüchtern zur Baustelle zu kommen. Und ich habe ihn nicht mehr fluchen hören.