Bibel praktisch

Ananias – ein Jünger, der von seinem Meister gelernt hat

In Apostelgeschichte 9 begegnen wir einem Jünger, der wie aus dem Nichts einen Auftrag vom Herrn erhält und danach wieder in der „Versenkung“ verschwindet. Es ist Ananias – er soll zu Saulus gehen, dem der verherrlichte Herr vor den Toren von Damaskus erschienen war. Von diesem „gewissen Jünger in Damaskus“ (V. 10) wird in der Bibel sonst nichts weiter berichtet. Doch der kurze Bericht über ihn in Apostelgeschichte 9,10-17 bestätigt, dass Ananias tatsächlich ein Jünger war – einer, der von seinem Meister gelernt hatte.

 

Was ist ein Jünger?

Das griechische Wort für Jünger bedeutet so viel wie Lehrling oder Schüler. Jünger sind durch drei wesentliche Merkmale gekennzeichnet:

1. Sie lernen von ihrem Meister

Dieses Merkmal entnehmen wir dem Vers des Neuen Testaments, in dem das Wort „Jünger“ zum ersten Mal erwähnt wird. In Matthäus 5,1.2 heißt es: „Als er aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, und lehrte sie und sprach“. Jünger des Herrn hören dem Herrn Jesus zu und folgen seiner Aufforderung: „Lernt von mir“ (Mt 11,29). Sie haben den Wunsch, wie ihr Lehrer zu sein (vgl. Mt 10,25).

2. Sie folgen ihrem Meister

Die Evangelien zeigen auch, dass Jünger ihrem Meister nachfolgen. So lesen wir in Matthäus 8,23: „Und als er in das Schiff gestiegen war, folgten ihm seine Jünger“. In Lukas 22,39 heißt es: „Es folgten ihm aber auch die Jünger“. Um dem Herrn Jesus nachzufolgen, müssen Jünger sich nahe bei Ihm aufhalten. Nur so sehen sie die Fußspuren des Herrn, können darin laufen und von Ihm lernen.

3. Sie dienen ihrem Meister

Der Herr Jesus kam vom Himmel, um zu dienen (Mk 10,45). Auch darin lernen Jünger von ihrem Herrn: Der Dienst ist ein wesentlicher Bestandteil ihres Glaubenslebens. „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch ein Gesandter größer als der, der ihn gesandt hat.“ (Joh 13,16).

Ananias war solch ein Jünger, der von seinem Herrn gelernt hatte und das in seinem Leben zeigte. Er folgte den Fußspuren des Herrn Jesus (1. Pet 2,21) und war bereit, Ihm zu dienen. Dabei zeigte er in seinem Verhalten die Gesinnung seines Meisters (Phil 2,5), die wir uns etwas genauer ansehen möchten.

 

Ein authentischer Jünger

Ein erstes Merkmal von Ananias finden wir in dem Zeugnis, das Paulus ihm ausstellt. Er nennt ihn „einen frommen Mann nach dem Gesetz, der ein gutes Zeugnis hatte von allen dort wohnenden Juden“ (Kap. 22,12). Das zeigt, was für ein treuer Mann dieser „gewisse Jünger“ war. Seine Lebenspraxis stimmte mit seinem Bekenntnis überein – ähnlich wie beim römischen Hauptmann Kornelius (Kap. 10,22) und dem jungen Timotheus (Kap. 16,2). Ananias hatte von seinem Meister gelernt, bei dem Worte und Lebensführung völlig übereinstimmten. Als der Herr Jesus einmal gefragt wurde: „Wer bist du?“, da antwortete Er: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25). Seine Worte waren der vollkommene Ausdruck seiner Person. Er war, was Er sagte.

Wie ist das bei uns? Erkennen unsere Mitmenschen, dass wir nicht nur dem Namen nach Christen sind?

 

Ein hörender Jünger

Ananias reagiert bemerkenswert, als der Herr ihm in einem Gesicht erscheint und ihn mit seinem Namen anspricht. Er erkennt die Stimme des Herrn sofort und antwortet: „Siehe, hier bin ich, Herr!“ (V. 10). Er ist bereit, mit Ohr und Herz zu hören, was der Herr ihm zu sagen hat. Der Prophet Jesaja sagt im Hinblick auf den Herrn Jesus: „Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden. Der Herr, Herr, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen“ (Jes 50,4.5).

Ein offenes Ohr für seine Stimme – das sucht der Herr auch heute noch bei einem Jünger.

 

Ein verfügbarer Jünger

Ananias Antwort zeigt nicht nur, dass er es gewohnt ist, auf die Stimme des Herrn zu hören. Sie zeigt auch, dass er seinem Herrn ganz zur Verfügung steht. Es ist unverkennbar, dass er von seinem Meister gelernt hat, der selbst gesagt hat: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9). Während Ananias bei seiner Antwort noch nicht wusste, wozu der Herr ihn rief und was er tun sollte, wusste der Herr Jesus genau, was es für Ihn bedeuten würde, den Willen des Vaters zu tun.

Wie Ananias haben auch Samuel (1. Sam 3,2-9) und Jesaja (Jes 6,1-9) auf den Ruf des Herrn gehört und sich Ihm zur Verfügung gestellt. Sind wir ebenfalls Jünger, die bereit sind, wenn der Herr uns ruft?

 

Ein gehorsamer Jünger

Ananias hat von verschiedenen Seiten viel Schlechtes über Saulus gehört (V. 13.14). Daher ist es verständlich, dass er zunächst große Bedenken hat, den Auftrag des Herrn auszuführen und zu Saulus zu gehen. Freimütig und vertrauensvoll teilt Ananias seinem Herrn seine Befürchtungen mit. Der Herr geht liebevoll auf Ananias‘ Bedenken ein (V. 15.16). Er tadelt ihn nicht, sondern gibt ihm einen kurzen, aber inhaltsreichen Überblick über das, was Er mit Saulus, seinem „auserwählten Gefäß“, vorhat. Gleichzeitig wiederholt Er allerdings den Auftrag: „Geh hin“ – und das Schöne ist: Ananias gehorcht und geht hin (V. 17).

Auch darin hat Ananias von seinem Herrn gelernt, dessen Gehorsam in jeder Hinsicht einzigartig war. Bei dem Herrn Jesus gab es kein Zögern und keine Bedenken, den Willen des Vaters zu erfüllen. Er ist Mensch geworden, um den Willen Gottes in allem zu tun. Von Anfang an war Er bereit, seinem Gott zu gehorchen, koste es, was es wolle. Dabei gehorchte der Herr nicht nur, weil es so sein musste. Nein, es war Ihm ein inneres Bedürfnis und zugleich eine Freude, den Willen seines Gottes zu tun. Er sagte: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe“ (Joh 4,34). Sein Wunsch war es, „allezeit das ihm [d. i. dem Vater] Wohlgefällige“ zu tun (Joh 8,29; vgl. Ps 40,9). Diese Herzenshaltung machte den Gehorsam des Herrn Jesus für seinen Gott und Vater so wertvoll.

Sein bedingungsloser Gehorsam brachte dem Herrn Jesus in seinem Leben viele Leiden ein. Das hielt Ihn jedoch nicht davon ab, seinem Gott konsequent zu gehorchen und unbeirrt bis ans Kreuz zu gehen, wo Er „gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). Dafür beten wir Ihn an.

Bevor in Philipper 2 der Gehorsam des Herrn Jesus erwähnt wird, heißt es: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war“. Lassen wir uns durch Ananias und durch das vollkommene Beispiel des Herrn Jesus motivieren, freiwillig, freudig und aus Liebe zu gehorchen!

 

Ein vertrauender Jünger

Nachdem der Herr Ananias ermutigt hat, heißt es: „Ananias aber ging hin und kam in das Haus“ (Apg 9,17). Vielleicht noch mit klopfendem Herzen, aber im Vertrauen auf das Wort des Herrn geht Ananias nun zu dem Mann, der noch wenige Tage zuvor die Jünger des Herrn grausam verfolgt hatte. Sein Vertrauen wird nicht enttäuscht – er findet alles so vor, wie der Herr es ihm gesagt hat.

In seinem Vertrauen erinnert Ananias wieder an den Herrn Jesus, der im vollen Vertrauen auf seinen Gott über die Erde ging. Stellen wie Psalm 22,10: „Doch du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat, der mich vertrauen (o. sorglos ruhen) ließ an meiner Mutter Brüsten“, oder Psalm 16,1: „Bewahre mich, Gott, denn ich suche Zuflucht bei dir!“, zeigen uns etwas von dem Vertrauen Jesu.

„Gesegnet ist der Mann, der auf den Herrn vertraut und dessen Vertrauen der Herr ist!“ (Jer 17,7). Ananias ermutigt uns, dem Herrn mehr zu vertrauen. Dadurch ehren wir Ihn und werden selbst gesegnet (vgl. Ps 40,5; Spr 16,10; Jes 26,3).

 

Ein liebender Jünger

Als Ananias zu Saulus kommt, legt er ihm die Hände auf und spricht ihn mit zwei einfachen, aber sehr tiefgehenden Worten an: „Bruder Saul“. Was der Herr über Saulus gesagt hat, genügt Ananias, um Saulus in Liebe zu begegnen und ihn als jemanden anzusprechen, der nun zur Familie Gottes gehört. Der Ausdruck „Bruder“ (o. Schwester) betont die tiefe und herzliche Beziehung innerhalb der Familie Gottes. Jeder, der zu dieser Familie gehört und daher von neuem geboren ist, ist ein Bruder, eine Schwester in Christus. Die Gläubigen haben dasselbe Leben, sind Kinder desselben Vaters und verbunden durch die Liebe zu Ihm und zueinander.

Was muss es für Saulus gewesen sein, als er diese liebevolle Anrede hörte und sich in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen sah! Diese Anrede hatte er nie vergessen. Als er später von dieser Begegnung berichtete, zitierte er genau diese Worte (Kap. 22,13).

Auch hier folgt Ananias seinem Meister, der die Seinen vollkommen liebt und in Johannes 13,34.35 sagte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“.

 

Fazit

Ananias, dieser „gewisse Jünger in Damaskus“, folgte seinem Herrn in einer Stadt, die vom Heidentum geprägt war. Er hatte von seinem Meister gelernt und war Ihm ähnlich. Auch wir leben in einer Zeit und Welt, die gottlos ist. Das Beispiel des Ananias soll uns motivieren, dem Herrn Jesus als echte Jünger nachzufolgen, Ihm zu dienen und Ihm ähnlicher zu werden.