Lebensbeschreibung

Martin Luther – biographische Notizen (Teil 1)

In diesem Jahr jährt sich die Reformation zum 500. Mal. Viele Veranstaltungen und Publikationen werden auf dieses historische Ereignis Bezug nehmen. Auch in ‚Folge mir nach‘ möchten wir die Gelegenheit nutzen, um an den Reformator Martin Luther zu erinnern und die Reformation unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten. Zu Beginn wollen wir die verschiedenen Stationen im Leben Martin Luthers betrachten.

Die jungen Jahre

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Sein Vater Hans war Bergmann in den Kupferminen. Seine Mutter stammte aus Möhra in Thüringen und hieß Margarethe. Martin Luther schreibt über sein Elternhaus: „Mein Vater ist in seiner Jugend ein armer Häuer gewesen, die Mutter hat all ihr Holz auf dem Rücken heimgetragen, damit sie uns Kinder erziehen könnte. Sie haben es sich lassen blutsauer werden. Mein Großvater und mein Urgroßvater sind rechte Bauern gewesen“)1. Trotzdem herrschte in Luthers Elternhaus nicht gerade Armut, es ging dort aber sparsam und streng zu. Der Bauernsohn Hans Luther hatte es als Bergmann durch Fleiß zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht. Als Hüttenmeister im Kupferschiefer-Bergbau führte er als freier Unternehmer einen kleinen Betrieb.

Hans Luther, der selbst nie eine Schule besucht hatte, sorgte für eine solide schulische Ausbildung seines Sohnes. Mit 5 Jahren kam Martin in die „Trivialschule“ in Mansfeld, wohin die Familie inzwischen umgezogen war. Nach acht Schuljahren besuchte er die höhere Schule, zuerst in Magdeburg, später in Eisenach. Im Sommer 1501 begann für Martin Luther ein neuer Lebensabschnitt: An der Universität in Erfurt begann er die „freien Künste“ zu studieren – eine Art Grundstudium (Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Astronomie, Arithmetik, Musik). Nach vier Jahren schloss Luther das Grundstudium mit dem Magister ab. Wie sollte es nun weitergehen? Als Fachstudium gab es z.B. Medizin, Theologie und Jura. Medizin konnte man in Erfurt nicht studieren. Theologie schied aus, da der Vater andere Pläne hatte – Er brauchte einen guten Juristen für die beruflichen Rechtsstreitigkeiten und so fügte sich Martin, trotz gewisser Bedenken, dem Wunsch des Vaters.

Der Blitz schlägt ein!

Am 2. Juli 1505 war Martin auf der Rückreise von Mansfeld nach Erfurt. Er legte die Strecke zu Fuß zurück, was wohl etwa drei Tage gedauert hat. Unterwegs geriet er in der Nähe des Dorfes Stotternheim bei Erfurt in ein schweres Gewitter. Ein Blitz schlug dicht neben ihm ein und warf ihn zu Boden. In Todesangst rief er die „heilige Anna“ an und tat ein Gelübde: „Hilf du, heilige Anna, ich will Mönch werden“. Luther sagte dazu später: „Nachher reute mich das Gelübde, und viele rieten mir ab. Ich aber beharrte dabei und lud die beiden Freunde zum Abschied ein, damit sie mich am morgigen Tag ins Kloster geleiteten. Als sie mich zurückhalten wollten, sprach ich: Heute seht ihr mich zum letzten Mal. Da gaben sie mir mit Tränen das Geleite. Auch mein Vater war sehr zornig über das Gelübde, doch ich beharrte bei meinem Entschluss. Niemals dachte ich das Kloster zu verlassen. Ich war der Welt ganz abgestorben.“

Der Augustinermönch

So schließen sich hinter Martin die Klosterpforten in Erfurt. Er hat das Jurastudium abgebrochen und ist dem Augustinerorden beigetreten. Ein neuer Lebensabschnitt, der zur entscheidenden „inneren Kampfzeit“ wird, beginnt. Zwei Jahre, von 1505 bis 1507, war er nun Novize und wurde auf das Klosterleben vorbereitet. Die ganze Klostergemeinschaft versammelte sich achtmal am Tag und in der Nacht zum Chorgebet. Großes Gewicht wurde auf die Beichte gelegt. Von Luther wissen wir, dass er noch viel häufiger beichtete als vorgeschrieben, denn ihn plagten ständige Zweifel, ob Gott ihm seine Sünden wirklich vergeben würde.

Im Kloster erkannte man seine Begabung und sandte ihn an die Universität Erfurt zum Theologiestudium. Während dieser Studienzeit findet 1510 auch eine Reise nach Rom statt, die auf Luther einen bleibenden Eindruck hinterließ. Zwei Jahre später wird Luther Professor für Theologie an der jungen Universität Wittenberg, nachdem er zum „Doctor Theologiae“ promoviert wurde. In seinen Vorlesungen beschäftigte sich Luther besonders mit den Psalmen und den Briefen des Apostels Paulus. Immer wieder bedrängt ihn die Frage: „Wie finde ich einen gnädigen Gott?“ Wenn ein Mensch durch „frommes Leben“ in den Himmel kommen würde, dann hätte auch Luther diese Chance gehabt. Er schreibt selbst: „Es ist wahr, ein frommer Mönch bin ich gewesen und hatte meinen Orden so streng gehalten, dass ich sagen darf: ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein.“

Da ging Luther plötzlich ein Licht auf2: Der Mensch ist nicht durch viele gute Werke vor Gott gerechtfertigt, sondern durch den Glauben an das Erlösungswerk des Herrn Jesus am Kreuz. Diese „reformatorische Erkenntnis“3, wie man es später nannte, war für Luthers Entwicklung zentral. „Nun sah ich die Heilige Schrift ganz anders an, da wurde ich fröhlich, ich fühlte mich wie neu geboren, als wäre ich durch die geöffneten Pforten ins Paradies eingetreten. Da zeigte mir sogleich die ganze Schrift ein anderes Gesicht.“

 Ablasshandel und Thesenanschlag

Das Jahr 1517 führte zum eigentlichen Ausbruch der Reformation. Anlass war der Streit um den Ablasshandel. Hier konnten die Menschen sich durch Geldzahlungen einen „Erlass der zeitlichen Sündenstrafen im Fegefeuer“4 erkaufen. Seit 1476, als der Ablass auch für die Seelen im Jenseits eingeführt wurde, riss man sich förmlich um die begehrten Zettel. Dieses Vorgehen brachte der Kirche viel Geld ein. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ war ein beliebter Spruch.

Luther hatte schon mehrfach gegen den Ablassmissbrauch gepredigt. Nun verfasst er seine 95 Thesen, die er an den Erzbischof Albrecht von Mainz sendet. Am 31.10. findet Luthers Thesenanschlag, nach akademischem Brauch in Latein, an der Schlosskirche von Wittenberg statt. Es findet sich jedoch keiner  unter den Universitätskollegen, der mit Luther über seine Thesen diskutieren will. Zu Luthers eigenem Erstaunen verbreiten sich die Thesen, die von Studenten ins Deutsche übersetzt wurden, in ganz Deutschland.

These 32:  „Wer durch Ablassbriefe meint, seiner Seligkeit gewiss zu sein, der wird ewiglich verdammt sein samt seinen Lehrmeistern.“

These 36:  „Jeder Christ, der wahre Reue empfindet, hat vollkommenen Nachlass von Strafe und Schuld, auch ohne Ablassbriefe.“ 

 



[1]  Zitate Martin Luthers nach Siegfried Heinzelmann, Martin Luthers Lebensweg aus seinen eigenen Worten zusammengestellt
[2] Vermutlich 1513 im Turmzimmer des schwarzen Klosters zu Wittenberg; der Augenblick lässt sich nicht ganz genau festlegen.
[3] Dieser Punkt wird uns in einem späteren Artikel noch näher beschäftigen.
[4] Dies ganze Vorgehen wie überhaupt die Lehre von einer zeitlichen Sündenstrafe im Fegefeuer entbehrt natürlich jeder biblischen Grundlage.