Reich Gottes Unterscheidend

Reich Gottes unterscheidend – Versammlung Gottes und Reich Gottes

Vielleicht fragst du dich beim Lesen der Überschrift, wo eigentlich das Problem ist. Warum ist das Reich Gottes etwas anderes als die Versammlung (oder Gemeinde) Gottes? Was müssen wir unterscheiden? Bei näherem Hinsehen wirst du allerdings feststellen, dass die Begriffe tatsächlich unterschieden werden müssen. Das Reich Gottes ist genauso wenig identisch mit der Versammlung Gottes wie die Versammlung Gottes mit dem Reich Gottes. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten, aber es gibt eben auch Unterschiede.

 

Beginnen wir mit den Begriffen:

  • „Versammlung“ (Gemeinde) ist die Übersetzung des griechischen Wortes „ekklesia“. Es bedeutet ursprünglich eine einberufene Versammlung oder Menschenansammlung. Meistens wird das Wort jedoch auf die Gesamtheit aller Christen bezogen, die Gott in der Zeit der Gnade aus der Welt für sich herausgerufen hat. Sie besitzen den Heiligen Geist und sind – persönlich und gemeinschaftlich – mit dem Herrn Jesus im Himmel verbunden. Zur Versammlung zu gehören, ist also eine innere Sache und ein gemeinsamer Segen.
  • „Reich (eigentlich: Königreich, gr. basileia) Gottes“ verbindet uns auch mit Gott, aber nicht so sehr gemeinschaftlich, sondern eher persönlich. Jeder, der Jesus als Retter und Herrn angenommen hat, ist jetzt in seinem Reich, um Ihm dort zu folgen, Ihm zu dienen und seine Ablehnung zu teilen. Im Reich Gottes sind wir Jünger des Herrn Jesus. In das Reich Gottes kommt man nicht durch den Besitz des Heiligen Geistes, sondern innerlich durch die neue Geburt (Joh 3,3-5) und äußerlich durch die Taufe (Mt 28,19). Im Reich Gottes zu sein, ist besonders eine äußere Sache und ein persönlicher Segen.

 

Wer zur Versammlung Gottes gehört, gehört auch zum Reich Gottes. Umgekehrt gilt das allerdings nicht. Es gibt nämlich Menschen, die sich zwar äußerlich zum Herrn bekennen und getauft sind, aber kein Leben aus Gott haben (Mt 7,21-23). Sie sind zwar im Reich Gottes, aber gehören nicht zur Versammlung Gottes.

„Reich Gottes“ ist also umfassender als „Versammlung Gottes“. Die Versammlung ist sozusagen der kostbare Kern des Reiches (Mt 13,46), hat aber darüber hinaus eine ganz andere Ausrichtung. Im Reich Gottes geht es um Regierung und Autorität über Menschen, die auf der Erde leben. Die Versammlung Gottes ist der Leib Christi und die Wohnung Gottes, in der Gott sich in Herrlichkeit und Heiligkeit offenbart. Ihre Bestimmung ist nicht die Erde, sondern der Himmel.

 

Unterschiede zwischen Reich Gottes und Versammlung Gottes

Einige Unterschiede zwischen dem Reich Gottes und der Versammlung Gottes helfen uns, beide Begriffe bzw. Segensbereiche besser zu verstehen:

  1.  Das Reich Gottes besteht in Gottes Gedanken „von Grundlegung der Welt“ an (Mt 13,35). Die Versammlung Gottes dagegen besteht in Gottes Gedanken schon „vor Grundlegung der Welt“ (Eph 3,10.11).
  2. Das Reich Gottes hat einen Anfang und ein Ende. Es begann mit dem Kommen des Herrn auf die Erde (Lk 17,21) und endet mit dem Ende der gegenwärtigen Schöpfung (1. Kor 15,28). Die Versammlung dagegen hat zwar – der Zeit nach – einen Anfang (Apg 2,1-4), aber sie hat kein Ende. Sie besteht auch noch in der Ewigkeit nach der Zeit (Off 21,1-8). Das Reich ist also zeitlich, die Versammlung ist ewig.
  3. Das Reich Gottes bezieht sich in erster Linie auf die Erde. Ziel ist, dass der Herr Jesus einmal in Macht und Herrlichkeit auf der Erde regiert und dass einmal alle Menschen seinen Herrschaftsanspruch anerkennen. Die Versammlung Gottes dagegen hat – obwohl sie in der Zeit auf der Erde gebildet wird – einen himmlischen Charakter. Ihre Hoffnung richtet sich auf den Himmel, nicht auf die Erde. Sie gehört zum Himmel und hat dort ihre ewige Bestimmung (vgl. z. B. Off 21,10.11).
  4. Im Reich Gottes haben wir es mit Christus als unserem Herrn zu tun (Apg 28,31), dem wir dienen und gehorchen. Er wird heute von den meisten Menschen abgelehnt, während wir als Christen seine Rechte gern anerkennen. In der Versammlung Gottes haben wir es mit Christus als dem Haupt seines Leibes zu tun, von dem aller Segen ausgeht. Er ist nicht der Herr der Versammlung, sondern das verherrlichte Haupt (Kol 1,18). Unsere Beziehung zu Ihm im Reich ist eine Beziehung der Autorität, die unsere Verantwortung in den Vordergrund stellt. Unsere Beziehung in der Versammlung Gottes ist eine Beziehung des Lebens, der Einheit und der Gnade.
  5. Im Reich Gottes werden wir ausdrücklich davor gewarnt, andere zu richten oder zu züchtigen (Mt 7,1; 13,28.29). Dort bleiben Gutes und Böses bis zum Ende des Reiches zusammen: „Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte“ (Mt 13,29.30; 47-50). In der Versammlung werden wir zum Gegenteil aufgefordert: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“ (1. Kor 5,13). Der vermeintliche Widerspruch zwischen diesen beiden Aussagen löst sich auf, wenn wir bedenken, dass wir es in Matthäus 13 mit dem Reich zu tun haben, während es in 1. Korinther 5 um die Ordnung in der Versammlung geht.

 

Bleibt noch anzumerken, dass beides – Reich Gottes und Versammlung Gottes – keine graue Theorie ist, sondern ganz praktisch mit unserer Lebensführung verbunden wird:

 

  • Einerseits fordert Paulus uns auf, würdig des Gottes zu leben, der uns zu seinem eigenen Reich beruft (1. Thes 2,12). Wir sollen heute schon so leben, wie es dem Reich Gottes in der Zukunft entspricht, nämlich in praktischer Gerechtigkeit, Frieden und Freude (Röm 14,17).
  • Andererseits sollen wir würdig der Berufung leben, mit der Gott uns berufen hat (Eph 4,1–4). Das hat im Zusammenhang des Textes mit der Einheit der Versammlung zu tun. Wer zur Versammlung gehört, soll das in seinem Leben zeigen.

 

Bei allen Unterschieden zwischen dem Reich Gottes und der Versammlung dürfen wir nie vergessen, dass unser Herr Jesus in beiden Bereichen den ersten und höchsten Platz einnimmt. Als ewiger Sohn Gottes ist Er die Grundlage der Versammlung und zugleich derjenige, der sie baut (Mt 16,16-18). Als verherrlichter Mensch ist Er das Haupt des Leibes (Kol 1,18). In seinem Reich dagegen wird Er als Sohn des Menschen regieren und als König und Herr ebenfalls der zentrale Mittelpunkt des Geschehens sein. Alles wird seinen Füßen unterworfen sein (1. Kor 15,27). In unserem Leben sollen wir das heute schon wahr machen.