4. Mose 22-36 - Bibelstudium

Bibelstudium

In dieser Ausgabe setzen wir die kurzen Einführungen zu einzelnen Bibelbüchern fort. In den Heften 1-3/2000 hatten wir mit einer Einführung in das 4. Buch Mose begonnen, die hier nun abgeschlossen wird. - Fragen, die beim Lesen entstehen, sind uns sehr willkommen.

Einführung in das 4. Buch Mose - Teil 4 (Kap. 22,2 - 36,13)

Einteilung von 4. Mose 22,2 - 36,13

1. Bileam soll das Volk verfluchen (22,2 - 24,25)
2. Die Sünde Israels und das Gericht in Sittim - der Eifer des Pinehas und die Belohnung (25,1-18)
3. Die zweite Zählung des Volkes im Blick auf das Land (26,1-65)
4. Die Erbschaft von Töchtern (27,1-11)
5. Ankündigung des Todes Moses - Josua wird der Nachfolger Moses (25,12-23)
6. Vorschriften zu den täglichen und festtäglichen Opfern (28,1 - 29,40)
7. Vorschriften zu Gelübden - besonders weiblicher Personen (30,1-17)
8. Rachekrieg Israels gegen die Midianiter - Verteilung der Beute (31,1-54)
9. Aufteilung des Ostjordanlandes an die 2½ Stamme (32,1-42)
10. Verzeichnis der 40 Lagerstätten der Kinder Israel während der Wüstenwanderung (33, 1-49)
11. Die Besitznahme des Landes Kanaan und seine Grenzen (33,50 - 34,29)
12. Bestimmungen bezüglich der 42 Levitenstädte und der Freistädte für Totschläger (35, 1-34)
13. Nachtrag zu dem Gesetz der Erbtöchter (36,1-13)

Einleitung

Wir haben bereits gesehen, dass das 4. Buch Mose uns die Reise des Volkes Israel durch die Wüste beschreibt. Nach der anfänglichen Zählung des Volkes und den verschiedenen Verordnungen und Ereignissen am Berg Sinai (Kap. 1,1 - 10,10) war das Volk schließlich aufgebrochen und 38 Jahre durch die Wüste gezogen (Kap. 10,11 - 22,1). Während der Reise murrte das Volk immer wieder gegen Gott, so dass Gott häufig mit Gericht eingriff; Mirjam und Aaron neideten Mose die Vorrangstellung, die Gott ihm gegeben hatte. Das Volk glaubte Gott nicht, dass Er ihnen das Land geben würde; so mussten sie diese vielen Jahre in der Wüste umherziehen. Als Korah und seine Rotte sich gegen Mose und Aaron auflehnten, erreichte die traurige Geschichte des Volkes einen gewissen Höhepunkt - viele kamen durch die Plage um. Im vorigen Heft haben wir gesehen, dass Gott für die Berührung mit dem Tod in der Wüste ein Heilmittel gab: das Reinigungswasser, hergestellt mit der Asche einer jungen roten Kuh. Nachdem Mirjam gestorben war, kam ein Augenblick, wo es kein Wasser gab. Gott ordnete an, dass Mose und Aaron zum Felsen sprechen sollten, doch Mose schlug im Zorn zweimal auf den Felsen. Daraufhin kündigte Gott an, dass Mose und Aaron nicht in das Land kommen sollten. Kurze Zeit später starb Aaron. Bei einem erneuten Murren sandte Gott Schlangen unter das Volk, gab aber dann als Heilmittel die eherne Schlange. Als die beiden amoritischen Könige Sihon und Og das Volk angriffen, wurden sie von Israel vernichtend geschlagen.

Balak und Bileam

Nun war die Wüstenreise abgeschlos-sen, und das Volk Israel lagerte sich in den Ebenen Moabs, östlich vom Jordan. Die Moabiter bekamen es mit der Angst zu tun, weil sie damit rechneten, dass Israel sie ebenfalls angreifen würde. Daraufhin sandte der moabitische König Balak Älteste nach Pethor am Euphrat, damit sie den berühmten Wahrsager1 Bileam holten. Bileam war offensichtlich dafür bekannt, dass seine Flüche eintrafen; so sollte er nun dac Volk Israel verfluchen. Nachdem die Boten bei Bileam angekommen waren, erschien Gott ihm in der folgenden Nacht und verbot ihm, mit ihnen zu ziehen. Die moabitischen Fürsten machten sich auf den Rückweg und kamen unverrichteter Dinge zu Balak zurück. Als Balak noch geehrtere Fürsten mit dem Versprechen großer Ehrung und ansehnlicher Belohnung zu Bileam sandte, gab dieser sich den frommen Anschein, als wollte er nur das tun, was Gott ihm sagte. Nachts kam Gott erneut zu Bileam und sagte ihm, dass er mit den Boten gehen, aber nur das sagen solle, was Er ihm ausdrücklich gebieten würde. Hatte Gott seine Meinung geändert? Durchaus nicht. Gott hatte Bileam bei der ersten Erscheinung deutlich gesagt, dass er nicht hinziehen sollte. Dann ließ Er ihn doch ziehen, weil Er sein Volk durch diesen bösen Propheten segnen wollte. Gottes Handeln in diesem Kapitel zeigt uns, dass wir uns vor der Macht des Feindes nicht zu fürchten brauchen. Gott ist mächtig, die bösen Absichten der Menschen oder des Teufels in Segen für die Seinen zu verwandeln.

... indem sie dem Weg Bileams nachfolgten, des Sohnes Bosors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte. (2. Pet 2,15)

Für Bileam gab es eine erschwerte Reise zu Balak. Gott kannte die boshaften Absichten dieses Mannes (vgl. 2. Pet 2,15), deshalb entbrannte sein Zorn gegen ihn. Der Engel des HERRN stellte sich ihm in den Weg, was allerdings nur die Eselin sah, auf der Bileam ritt. Sie bog vom Weg ab ins Feld. Schließlich trat der Engel des HERRN Bileam erneut in einem Hohlweg entgegen, so dass die Eselin beim Ausweichen Bileams Fuß gegen eine Mauer quetschte. Kurze Zeit später trat der Engel ihnen noch einmal in den Weg; nun legte sich die Eselin hin, und Bileam schlug auf sie ein. Plötzlich begann die Eselin zu sprechen und stellte ihn zur Rede. Da öffnete Gott Bileam die Augen, so dass er den Engel des HERRN mit gezücktem Schwert sah. Auf die Zurechtweisung Bileams durch den Engel sagte er: „Ich habe gesündigt, denn ich wusste nicht ..." War das ein aufrichtiges Sündenbekenntnis? Sicherlich nicht. Was für einen Weg hatte Bileam doch nun eingeschlagen - armer Bileam!

Die Weissagungen Bileams

Nachdem Bileam zu Balak gekommen war, versuchte dieser ihn viermal zu bewegen, das Volk Israel von verschiedenen Orten aus zu verfluchen (Kap. 23 und 24). Dreimal musste Balak sieben Altäre bauen und insgesamt 7 junge Stiere und 7 Widder opfern. Zweimal ging Bileam auf Wahrsagerei aus, doch der HERR legte beide Male ein Wort in seinen Mund. Statt das Volk zu verfluchen, musste er es segnen. Er wünschte, wie die Kinder Israel einmal den Tod der Rechtschaffenen sterben zu können.

Können wir es begreifen, dass Gott beim zweiten Mal durch Bileam verkündigen ließ, dass Er keinerlei Ungerechtigkeit und Unrecht unter dem Volk Israel sah? - und das trotz all der Verfehlungen des Volkes während der Wüstenreise! Gott sah das Volk hier entsprechend seinem Ratschluss. Beim dritten Mal ging Bileam gar nicht erst auf Wahrsagerei aus, sondern der Geist Gottes kam gleich über ihn. Er entfaltete eine Sicht von dem Volk Israel, die an Epheser 1,6 erinnert, wo der Apostel Paulus von den Gläubigen der Gnadenzeit schreibt: „begnadigt [o. angenehm gemacht] in dem Geliebten." Der Zornesausbruch Balaks änderte an alledem nichts. Bileam musste abschließend über die künftige Herrlichkeit des Volkes Israel weissagen und das Gericht über einige andere Israel feindlich gesinnte Völker (Moab, Edom, Amalek, die Keniter, Assyrien) ankündigen. Es fällt auf, in welch passender Weise er in seinen Aussprüchen jeweils verschiedene Namen Gottes ver-wendet: „Gott", der „HERR", der „Höchste", der „Allmächtige".

Es ist der Mühe wert, diese Prophezeiungen gründlich zu studieren, die dieser Okkultist im Auftrag Gottes aussprechen musste. Natürlich stand hinter dem Versuch, das Volk zu verfluchen und zugrunde zu richten, Satan, doch was kann er schon ausrichten, wenn Gott es nicht zulässt?

Der Götzendienst Israels

Kaum war Bileam wieder in seine Heimat abgereist, verübte das Volk Israel eine schreckliche Sünde. Durch Hurerei und Götzendienst verband sich Israel mit den Moabitern. Um den Hintergrund dieser Ereignisse zu verstehen, werfen wir einen Blick auf Offenbarung 2,14: „Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, die die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben" (vgl. 4. Mo 31,16). Bileam hatte also vor seiner Abreise Balak einen Rat gegeben, wie er dieses gesegnete Volk zur Sünde verleiten konnte. Der Götzendienst für die moabitische Gottheit Baal bestand zum Teil aus Fruchtbarkeitsriten, der sog. Tempelprostitution. Gott ordnete das Erhängen aller führenden Männer des Volkes an. Als ein Israelit, Simri, sogar eine midianitische Frau in das Lager Israels und in sein Zelt mitbrachte, nahm ein Enkel Aarons, Pinehas, einen Speer, folgte ihnen und erstach beide im Zelt. Die ausgebrochene Plage kam in diesem Augenblick zum Stillstand.2 Gott gab Pinehas eine besondere Verheißung; er wurde nach dem Tod seines Vaters Eleasar Hoherpriester in Israel (vgl. Rich 20,27.28).

Die erneute Zählung der Stamme

Der Augenblick kam näher, wo das Volk das verheißene Land betreten und in Besitz nehmen würde. Daher sollte nun eine erneute Zählung stattfinden, und zwar wieder aller Männer über 20 Jahren (Kap. 26). Bei der Erwähnung des Stammes Ruben wird besonders auf den Aufstand Korahs hingewiesen, aber auch auf die Gnade, die den Söhnen Korahs zuteil wurde. - Der Stamm Simeon hatte große Verluste. Hat wohl die Sünde und die anschließende Plage in Kapitel 25 dazu beigetragen? - Den einzelnen Stämmen sollte das Erbteil entsprechend ihrer Größe zugeteilt werden. - Das Kapitel schließt mit dem Hinweis darauf, dass alle Männer, die zu Beginn der Wüstenreise über 20 Jahre alt waren, in der Wüste gestorben waren, mit Ausnahme von Kaleb und Josua. Sie waren leuchtende Vorbilder des Glaubens!

Im Blick auf die Verteilung des Landes entstand eine Frage, weil Zelophchad, ein Mann aus dem Stamm Manasse, gestorben war, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen (Kap. 27,1-11). Die fünf Töchter wollten aber gern ein Erbteil haben, und so kamen sie zu Mose. Mose legte diese Frage dem HERRN vor, bekam dazu die entsprechende Antwort und zugleich Anweisungen, was zu geschehen hatte, wenn jemand künftig ohne einen Sohn oder sogar kinderlos sterben würde. Sicher war für Gott das Verlangen der Töchter Zelophchads wohlgefällig, so wie Er auch heute Freude daran hat, wenn wir Interesse an unserem Erbe, den himmlischen Örtern mit ihren geistlichen Segnungen, haben.

Josua wird zum Nachfolger Moses eingesetzt

Obwohl Mose noch kurze Zeit unter dem Volk bleiben sollte und einen wichtigen Dienst zu erfüllen hatte, kam nun doch der Augenblick, wo er einen Nachfolger für sich bestimmen sollte. Gott nannte ihm erneut den Grund, warum er selbst das Land nicht betreten würde. Mose verfiel nicht in Selbstmitleid, sondern bat Gott um einen Mann, der vor dem Volk aus-und einziehen sollte. Bei dieser Gelegenheit sprach er die schönen Worte: „damit die Gemeinde des HERRN nicht sei wie Schafe, die keinen Hirten haben."3 - Josua war der geeignete Mann, das Volk ins Land zu führen, denn er hatte sich auf vielfache Weise dafür als geistlich qualifiziert erwiesen.4

Darbringung der täglichen und festtäglichen Opfer

Kapitel 28 beginnt mit den Worten Gottes an Mose: „Meine Opfergabe, meine Speise zu meinen Feueropfern, mir zum lieblichen Geruch, sollt ihr achthaben mir darzubringen zu ihrer bestimmten Zeit." Gott wünschte die Anbetung seines Volkes (vgl. Joh 4,23). Wir gehen hier nicht näher auf die verschiedenen Opfer und Anlässe ein, weil das bereits in Heft 8/96, S. 17-19, geschehen ist. Wir fassen die Opfer in nebenstehender Übersicht zusammen (die zusätzlichen Speisopfer und Trankopfer sind nicht aufgeführt).

Alle diese Opfer sind für uns Hinweise auf das einmalige, in seiner Tragweite für uns niemals zu erschöpfende Werk der Hingabe Jesu Christi. Wollen wir Gott nicht immer wieder dankbar für dieses Werk preisen und Ihm von unserem geistlichen und irdischen Besitz etwas mitteilen (Heb 13,15)? Wird das Volk im Land Gott all die Opfer zur jeweiligen Zeit darbringen?

Die Einhaltung von Gelübden

Wenn ein Mann Gott ein Gelübde - ein bestimmtes Versprechen - gab, musste er es unbedingt einhalten (Kap. 30). Hier wird nicht gesagt, worin ein solches Gelübde bestand, sondern dass Gott auf seiner Erfüllung bestand. Hast du Gott auch schon einmal ein Versprechen gegeben, das du bis heute nicht eingelöst hast, so beispielsweise: „Herr, ich will Dir dienen!"? Dann solltest du heute damit beginnen, es zu erfüllen.

Es gab Fälle, wo das Gelübde erst wirksam wurde, wenn der Vater oder Ehemann es bestätigte. Eine Witwe musste ihr Gelübde jedoch in jedem Fall einhalten.

Rache der Kinder Israel an den Midianitern

Das sollte Moses letzte Aufgabe sein: Anweisungen für einen Krieg gegen die Midianiter zu erteilen (Kap. 31). Die Ursache war sicher ihre Rolle, die sie bei der Sünde des Volkes in Kapitel 25 gespielt hatten. Nicht Josua, sondern Pinehas, der so entschieden gegen die Sünde aufgetreten war, sollte das Kriegsheer anführen, das aus 12 000 Soldaten bestand, je 1000 aus einem Stamm. Alle midianitischen Soldaten kamen in diesem Kampf um5, unter ihnen auch der böse Prophet Bileam - er starb alles andere als den „Tod der Rechtschaffenen" (23,10). Eine große Menge an Menschen, Vieh und Beute wurde geraubt. Als Mose die vielen Midianitinnen sah, die ja an der Verführung der Kinder Israel beteiligt gewesen waren, wurde er zornig und befahl, dass alle außer den unberührten Mädchen getötet werden sollten. Wegen der Berührung der Toten durften die Soldaten erst nach der entsprechenden Reinigung (4. Mo 19) wieder ins Lager zurückkehren. Schließlich ordnete Mose an, dass die gesamte Beute verteilt und ein Teil dem HERRN dargebracht werden sollte. Bei der Zählung der israelitischen Soldaten stellte sich heraus, dass kein einziger fehlte (V. 49). Aus Dankbarkeit dafür brachten die Heerobersten eine große Opfergabe dar: Gold im Wert von einigen Millionen Mark. Dieser Schatz fand einen Platz im Heiligtum.

Die Verteilung des Ostjordanlandes an die 2½ Stämme

In Kapitel 32 finden wir den Wunsch der beiden Stämme Ruben und Gad, wegen ihres vielen Viehes das fruchtbare Ostjordanland in Besitz nehmen zu dürfen, das die Kinder Israel von den amoritischen Königen Og und Sihon erobert hatten (vgl. Kap. 21,21-35). Mose befürchtete, dass die beiden Stämme das restliche Volk davon abhalten könnten, das Land Kanaan in Besitz zu nehmen. Er gebrauchte sogar die harten Worte: „Und siehe, ihr seid aufgestanden an eurer Väter Statt, eine Brut von sündigen Männern, um die Glut des Zornes des HERRN gegen Israel noch zu mehren" (V. 14). Als er dann aber erfuhr, dass sie bereit waren, sich an der Eroberung des Landes zu beteiligen, stimmte er ihrem Plan zu und wies ihnen die eroberten Länder Gilead und Basan als Besitztum zu.

Nun erfahren wir noch, dass die Hälfte des Stammes Manasse sich den beiden Stämmen Ruben und Gad angeschlossen hatte. Diesen insgesamt 2½ Stammen war ihr Reichtum wichtiger als das Wohnen im verheißenen Land. Gibt es nicht manche Christen, für die irdischer Reichtum und Vorwärtskommen im Leben wichtiger ist als ihr eigentlicher Besitz, der Bereich der „himmlischen Örter", wo sie jetzt schon gesegnet sind mit jeder „geistlichen Segnung" (Eph 1,3)? Wenn Gott uns Christen heutzutage auch manche irdischen Segnungen schenkt, so sind sie doch nicht unsere eigentlichen Segnungen. Kennst du deine „himmlischen" Segnungen, wie Paulus sie in dem einzigartigen Brief an die Epheser beschrieben hat? Hast du sie schon für dich selbst in Besitz genommen (vgl. Jos 1,3)?

Rückblick auf die verschiedenen Stationen der Wüstenreise

Kapitel 33 bietet uns eine Aufzählung der einzelnen Stationen der Wüstenreise. Sie sind nebenstehend in einer Tabelle zusammengefasst. Viele dieser Orte finden wir sonst nicht in den Büchern Mose.

Eine Reihe von Orten lässt sich heute nicht mehr identifizieren. Andere Orte hingegen wecken Erinnerungen an Gottes treue Fürsorge, andere wieder an das Versagen des Volkes. Ist es nicht trotz allem ein Wunder, dass Gott dieses groBe Volk mehrere Jahrzehnte treu geführt hat? Und wie treu hat Mose seinen Dienst erfüllt (vgl. Heb 3,2). Er gehört zu den großen Männern des Alten Testaments und ist ein eindrucksvolles Vorbild für jeden Diener Gottes, der in schwierigen Lagen dem Volk Gottes dient.

Am Schluss von Kapitel 33 gab Gott durch Mose sehr wichtige Anweisungen an das Volk im Blick auf die Besitznahme des Landes: Sie sollten alle Bewohner restlos austreiben und ihre Götzenbilder und Kultstätten zerstören. Dann sollten sie das Land in Besitz nehmen und durch das Los je nach Größe des Stammes verteilen. Würden sie die Bewohner aus Mitleid oder Nachlässigkeit nicht austreiben, so würden diese sie später bedrängen. Leider war das Volk, wie wir aus dem Buch Josua erfahren, diesem Befehl Gottes nicht gehorsam. Im Buch der Richter werden Zeiten beschrieben, wo diese Feinde sogar über das Volk Gottes herrschten.

Die Grenzen des verheißenen Landes

In Kapitel 34 werden nun die Grenzen des Landes Kanaan aufgeführt und der Hohepriester Eleasar und Josua, der künftige Führer des Volkes, dazu bestimmt, das Land zum Erbe an die 9½ Stämme zu verteilen; dabei sollten Fürsten der einzelnen Stämme, die am Ende des Kapitels mit Namen genannt werden, behilflich sein. 

Die Levitenstädte und die Freistädte für Totschläger

Weitere Anweisungen zur Aufteilung des Landes finden wir in Kapitel 35. Die Leviten sollten kein eigenes Erbteil bekom-men, sondern in 48 Städten wohnen, die über das ganze Land verteilt waren. Die Anzahl der Städte pro Stamm sollte der Größe des jeweiligen Erbteils entsprechen; zu jeder Stadt gehörte entsprechendes Weideland. Außerdem sollten davon 6 Städte als Zufluchtsstädte die-nen, drei davon sollten im Ostjordanland und drei im Westjordanland liegen.

Diese Städte sollten Totschlägern als Zufluchtsort vor dem Bluträcher dienen.

 

Hier wird deutlich zwischen einem Mörder und einem Totschläger unterschieden. Jemand galt als Mörder, wenn er einen anderen vorsätzlich umbrachte; ein Totschläger hingegen hatte einen Menschen aus Versehen getötet. Ein Mörder musste in jedem Fall sterben, es gab keinerlei Möglichkeit, seine Sünde zu sühnen, z. B. durch Zahlung eines Lösegelds. Ein Totschläger konnte vor dem Bluträcher6 in eine der Zufluchtsstädte fliehen, durfte aber den Bereich der Stadt nicht verlassen. Tat er das doch, konnte der Bluträcher ihn straffrei erschlagen. Es gab jedoch eine Möglichkeit, dass ein Totschläger freikommen konnte: wenn der Hohepriester starb.

Darin sehen wir einen Hinweis auf den Tod des Herrn Jesus: Als das Volk Israel seinen Messias ans Kreuz brachte, betete der Herr Jesus für seine Feinde: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23,34). Der Tod dieses „großen Hohenpriesters" bot den „Totschlägern" zugleich die Möglichkeit, frei auszugehen. Viele aus dem Volk Israel haben damals Gebrauch davon gemacht, indem der Glaube an das Blut des Messias sie errettete.

Das Erbe von verheirateten Töchtern

Gib uns ein Eigentum unter den Brüdern unseres Vaters! (4. Мо 27,4)

Das 4. Buch Mose endet mit der Behandlung einer Frage, die die Häupter der Väter vom Geschlecht der Söhne Gileads aus dem Stamm Manasse, wozu auch die Töchter Zelophchads gehörten (vgl. Kap. 27,1-11), an Mose und die Fürsten der Kinder Israel richteten. Es konnte ja künftig geschehen, dass Jungfrauen einen Israeliten aus einem anderen Stamm heirateten. Würde ihr Erbteil dann an den anderen Stamm übergehen? Die Antwort des HERRN darauf war, dass die Töchter Zelophchads nur jemand aus dem eigenen Stamm heiraten sollten, so dass das Erbe diesem Stamm erhalten blieb. Auf dieses Wort hin heirateten sie später die Söhne ihrer Onkel.

Das 4. Buches Mose schließt mit den Worten: „Das sind die Gebote und die Rechte, welche der HERR in den Ebenen Moabs, am Jordan von Jericho, den Kindern Israel durch Mose geboten hat." Das war nicht nur für die Kinder Israel damals ein wichtiger Hinweis, sondern ist es auch für uns heute: Dieses Buch gehört zu den ausdrücklichen Worten Gottes an sein Volk. Wir tun gut daran, diesen Teil der Heiligen Schrift weiterhin intensiv zu erforschen. Auch für dieses Buch gilt:

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt" (2. Tim 3,16.17).

 

 

Literaturhinweise

1. André, G., Die Wüstenwanderung des Volkes Gottes - Gedanken über das 4. Buch Mose, Beröa-Verlag, Zürich

2. Darby, J.N., Betrachtungen über das Wort Gottes - 1. Mose bis Ruth, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt

3. Heijkoop, H.L., Aus dem Wort der Wahrheit - Gesammelte Vorträge, Band 2, Themen aus 4. und 5. Mose, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen

4. Mackintosh, C.H., Gedanken zum 4. Buch Mose, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen

5. Remmers, A., Das Alte Testament im Überblick, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen

 

1 Bileam war nicht etwa ein Prophet Gottes, wie es den Anschein haben könnte, sondern ein Okkultist (vgl. 24,1; Jos 13,22).

2 In 1. Korinther 10,8 heißt es: „Lasst uns auch nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben, und es fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend." Hier in 4. Mose 25,8 ist jedoch von 24 000 Toten die Rede. Manche Ausleger glauben, dass es sich in beiden Stellen um dasselbe Ereignis handelt und dass es sich bei den in 1. Korinther 10 fehlenden 1 000 Personen um solche handelt, die an einem anderen Tag umgekommen sind. Andere wieder denken, dass Paulus an die wegen des goldenen Kalbes Getöteten denkt (2. Mo 32). Dort ist allerdings von 3 000 Mann die Rede (V. 28), die durch das Schwert der Leviten umkamen. Die restlichen 23 000 seien möglicherweise durch die später erwähnte Plage Gottes umgekommen (V. 35).

3 Wir sehen hier bei Mose eine Gesinnung, wie wir sie auch später bei dem Herrn Jesus finden (vgl. Mt 9,36; Mk 6,34).

4 Vergleiche dazu 2. Mo 17,8-10; 24,13; 33,11; 4. Mo 11,29.29; 14,30.38

5 Fünf midianitische Könige wurden getötet. Später finden wir wieder Midianiter (Rich 6 bis 8). Entweder handelt es sich hier um andere Geschlechter oder aber um Nachkommen der Midianiter, die bei diesem Kampf entkamen.

6 Der Bluträcher gehörte zur Familie des Getöteten. Er übernahm die Aufgabe, den Getöteten zu rächen (vgl. 1. Mo 9,5.6; 5. Mo 19,6.12).