Zum Nachdenken

Nicht in Menschenhände

Endlich Pause! Einige schon größere Jungen kommen aus dem Schulhaus gerast und tuscheln kurz hinter der Hausecke. Ein kleiner Schlachtplan wird ausgeheckt. Als kurz darauf mehrere kleinere Schüler aus dem Haus kommen, locken zwei der Großen einen der Kleineren, der mit Ranzen und Turnzeugtasche schwer bepackt ist, vor eine große Pfütze ein weiterer stellt ihm jetzt scheinbar unbemerkt ein Bein, und sofort liegt der arme keine Kerl im Dreck. Großes Gejohle, anschließend rennen alle schnell weg wie gemein können Kinder sein, denke ich. Wie oft kann man beobachten, wie der andere geärgert, gereizt oder gequält wird. Wie oft wiederholen sich in der einen oder anderen Form solche Szenen.

Werden die Kinder älter, ändern sich auch die Methoden - die Gemeinheit an sich bleibt. Der Mensch ist sich selbst der größte Feind.

Als David die Sünde beging, das Volk zu zählen, legt ihm der Prophet Gad drei "Bestrafungen" vor, aus denen David wählen darf: Sieben Jahre Hungersnot, drei Monate Flucht vor seinen Feinden oder drei Tage Pest. Es scheint, als ob David nicht lange überlegt: „Mögen wir doch in die Hand des HERRN fallen, denn seine Erbarmungen sind groß; aber in die Hand der Menschen laß mich nicht fallen!" (2. Sam 24.14). Soviel hatte David bis dahin gelernt: Bloß nicht in die Hände der Menschen fallen - als gäbe es nichts Schlimmeres. Und vielleicht dachte er an die Pranke eines Goliath, an die Hand Sauls, die den Speer nach ihm warf, an die Hände Simeis, die ihn mit Steinen und Dreck bewarfen, an die Hand seiner eigenen Frau, die voller Verachtung und Unverstand auf ihn zeigte, an die Hand seines eigenen Sohnes, die sich gegen ihn erhob ...

David hatte die Menschenhände kennen-gelernt, deshalb sein deutliche Bitte: „Aber in die Hand der Menschen laß mich nicht fallen." Wie gut, daß die Hand Gottes uns näher ist als die Hand irgendeines Menschen - „Du hast einen gewaltigen Arm, stark ist deine Hand, hoch deine Rechte" (Ps 89.13).