Post an Euch

Aus der Antwort auf einen Leserbrief:

Was sagt die Bibel über Freundschaften zwischen Mädchen und Jungen (Liebesbeziehungen)?

Wenn es um Freundschaft (im Sinn einer unverbindlichen Liebesbeziehung) zwischen zwei unverheirateten Christen geht, so kann man dazu keine Schriftstelle anführen, da die Bibel derartige Freundschaften nicht kennt. (Wohl kommt die Bezeichnung „Freundin" im Hohenlied vor, doch dort ist es eindeutig eine Braut, die so angeredet wird.) Es wäre auch verwunderlich, wenn die Schrift solch ein Verhältnis tolerierte und der Herr uns andererseits bitten lehrt: „Führe uns nicht in Versuchung". Im Hohenlied, wo eine Braut ganz legitim die Schönheiten, aber auch die Macht der Liebe kennenlernt, warnt sie die Töchter Jerusalems dreimal eindringlich, sich dieser Macht nicht vorzeitig auszusetzen (Hld 2,7; 3,5; 8,5). Das Normale für einen Jünger/eine Jüngerin Jesu Christi ist doch sicherlich: „Der Unverheiratete ist für die Dinge des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefallen möge ... Die Unverheiratete ist für die Dinge des Herrn besorgt, auf daß sie heilig sei, sowohl an Leib als Geist ... Dies aber sage ich zu eurem eigenen Nutzen, ... zur Wohlanständigkeit und zu ungeteiltem Anhangen an dem Herrn" (aus 1. Kor 7,32-35). In einem „Verhältnis" arbeitet man diesen Zielen unmittelbar entgegen1.

Deine zweite Frage ist dann:

Aus welchen Stellen der Bibel wird klar, „wie weit" man in der Verlobungszeit gehen kann?

Hier möchte ich gern voranstellen, daß Verlobung in biblischer Zeit nicht exakt das gleiche bedeutete wie heute, sondern einen weitaus höheren Grad von Verbindlichkeit besaß. Die Verlobungszeremonie (ein feierlicher Bundesschluß vor Gott - Spr 2,17; Hes 16,8b. 59.60; Mal 2,14) war damals jener Akt, der dem Lebensbund zweier Menschen Rechtsverbindlichkeit verlieh (wäre also eher unserer standesamtlichen Trauung vergleichbar), obwohl die eigentliche eheliche Gemeinschaft erst nach der Hochzeitsfeier begann. In dieser kürzeren oder längeren Zeitspanne zwischen „Standesamt" und Hochzeitsnacht bezeichnet die Bibel jemand als „verlobt" und zugleich schon als „Mann" bzw. „Frau" (siehhe z.B. 5. Mo 20,7; 5. Mo 22,23.24; Hos 2,7.19.20; Joel 1,8; Mt 1,18-20; Lk 2,5).

Warum dieser Vorspann? - Nun, er enthält die halbe Antwort. Wenn die Verlobung damals in rechtlicher Hinsicht eher unserer Trauung glich, sollte man Hinweise auf (heute vielfach geforderte) ehegleiche Freiheiten für Verlobte - falls die Bibel das überhaupt kennt - gerade in jener Zeitepoche finden können. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt keinen Zweifel, daß die Brautnacht in jener Zeit nicht vorweggenommen werden durfte. Dabei kam den Verlobten die damals übliche strenge Geschlechtertrennung im Alltag sehr entgegen. Im allgemeinen kamen sie wohl vor der eigentlichen Hochzeit so gut wie gar nicht unter vier Augen zusammen.

Nun einige Schriftstellen hierzu:

  • 1. Mose 2,24; Matthäus 19,4-6; „Vater und Mutter verlassen" geschieht nach dem Hochzeitsfest (im Vaterhaus des Bräutigams), s. Lukas 12,36.
  • 1. Mose 24,16.67; ,er nahm [heiratete; s. Matthäus 1,20.24] Rebekka, und sie wurde seine Frau."
  • 5. Mose 22,14; Von der ganzen Vorschrift soll uns jetzt nur unser Vers interessieren; er zeigt eindeutig die normale Ordnung.
  • 5. Mose 28,30; Auch diese Stelle läßt deutlich erkennen, daß man damals vor der Ehe nicht zu weit ging. Eine Parallele dazu ist 5. Mose 20,7.
  • Joel 1,8 wurde bereits genannt; wenn der Gatte nach erfolgtem Bundesschluß vor der eigentlichen Hochzeit starb, wurde bei der hinterbliebenen Braut ganz selbstverständlich Jungfrauschaft vorausgesetzt.
  • Jeremia 2,32 Hier werden Jungfrau und Braut am Hochzeitstag gleichgesetzt.

Im Neuen Testament haben sich Gottes Gedanken nicht geändert. Neben der bereits erwähnten Stelle in Matthäus 1,18-25 nenne ich noch Lukas 2,36; 1. Korinther 7,28; 2. Korinther 11,2; 1. Thessalonicher 4,4 („eigenes" Gefäß erst durch Heirat).

Wenn auch die Schrift zu dem „wie weit" zweier Verlobter im allgemeinen schweigt, so läßt sie jedoch keinen Zweifel offen, daß intimer Verkehr vor der Eheschließung in Gottes Augen „zu weit" bedeutet.

Ich denke, zwei verlobte Gläubige, die in dem Partner eine Gebetserhörung und ein Geschenk ihres Herrn sehen, Ihm gemeinsam immer aufs neue danken und Ihn um Wegweisung bitten, wie sie Ihm in der Ehe einmal gemeinsam dienen sollen, werden auch bezüglich des „wie weit" die biblischen Grenzen herausfinden und einander helfen, sie zu respektieren. Im übrigen sollte man diese schwierige Wartezeit nicht unnötig ausdehnen, d.h., sich möglichst erst verloben, wenn die notwendigen Voraussetzungen für eine baldige Eheschließung gegeben sind.

Denn ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungtrau dem Christus darzustellen. (2. Korinther 11,2)

 

1 Im Zuge der Veröffentlichung wurde ich noch auf die ernste Bildersprache in Hesekiel 23,3 aufmerksam gemacht.