Zum Nachdenken

Smartphone

Ich habe ein Smartphone – oder hat es mich?

Es begann alles mit Rauchzeichen oder so ähnlich. Dann gab es Brief und Fernschreiber. Später folgten Festnetzanrufe und Telegramm (nicht die App gleichen Namens). Dann gab es Handyanrufe und E-Mails (allerdings nicht auf demselben Gerät). Heute können wir mit unseren mobilen Geräten (fast) jeden unserer Bekannten zu jeder Zeit und sofort erreichen. Segen oder Fluch? Möglichkeit oder Zwang?

Die meisten von uns nutzen ein Smartphone und es ist auch in mancher Hinsicht nützlich. Wenn man (für Christen eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit) die Bibel oder christliche Literatur auf dem Smartphone hat, lässt sich manche Wartezeit sicher sinnvoller verbringen als mit ständiger Facebooklektüre oder Pokémon Go (zu Pokémon Go siehe weiteren Artikel in diesem Heft). Doch bei den meisten Dingen, die der Mensch erfunden hat, gibt es auch negative Nebenwirkungen. Entsprechende „Packungsbeilagen“ gibt es aber nur bei Arzneimitteln und nicht bei Smartphones. Das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, uns selbst darüber Gedanken zu machen.

Wie am Anfang bemerkt, ist die Vermittlungszeit von Nachrichten immer kürzer geworden. Dein Nächster kann jederzeit bewirken, dass es in deiner Tasche oder an deinem Handgelenk brummt. Du bist ständig mit der ganzen „Welt“ deiner Freunde vernetzt. Oft sind wir uns dabei der ganzen Absurdität dieses Vernetzungswahns gar nicht bewusst.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass die sozialen Netzwerke im Alltagsleben oft antisoziales Verhalten fördern? Wer kennt dieses Bild nicht: Gruppen von Menschen, die sich nicht gegenseitig anschauen, sondern einzeln auf ihre Smartphones starren. Schnell noch ein Foto von der Tischdeko machen und auf Facebook teilen – was du gerade sagst, interessiert mich sowieso nicht. (Nein, das sagst du natürlich nicht. Aber das kommunizierst du durch dein Verhalten).

Der Herr Jesus spricht in Hesekiel 34 als der Hirte, der nach seinen Schafen fragt und sagt: „Ich bin da“ (Hes 34,11). Sind wir auch „da“, voll präsent für unsere Gesprächspartner? Oder leben wir größtenteils in virtuellen Welten? Damit kein Missverständnis aufkommt: Das ist durchaus kein Problem von Kindern und Jugendlichen. In einer Umfrage unter Kindern gaben viele an, dass es sie „nervt“, dass ihre Eltern ständig aufs Handy schauen und ihnen nicht richtig zuhören. Wir sind alle gefragt, uns über die „Nebenwirkungen“ des Smartphone-Gebrauchs Gedanken zu machen. Etwas gedankenlos zu übernehmen, weil es jeder tut, ist weder ein Zeichen von Intelligenz noch von Geistlichkeit.

Die ständige Erreichbarkeit ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern sie kann auch zu einem Zwang werden. Wenn du auf eine WhatsApp Nachricht nicht sofort reagierst, macht der andere sich ernsthaft Sorgen, ob dir etwas zugestoßen ist. Ist es nicht eigenartig, wenn zu den „Sorgen“, die uns täglich umtreiben, mehr und mehr solche Fragen gehören:

  • Wo ist mein Smartphone? Wurde es vielleicht geklaut?
  • Reicht mein Akku noch? Reicht mein Datenvolumen? Kann man hier sein Handy aufladen?
  • Habe ich dort Empfang? Gibt es dort WLAN?

Gewissensfrage, die du dir ehrlich beantworten solltest: Du bist im Gottesdienst, in der Bibelstunde, Jugendstunde oder einer ähnlichen Zusammenkunft. Schaffst du es, dein Smartphone offline zu setzen, oder Benachrichtigungen auszuschalten (beides ist möglich!)? Was soll der Herr davon denken, wenn man sich über sein Wort unterhält, du aber musst unbedingt sofort den letzten Beitrag im Volleyball-Chat lesen oder das neue Selfie von Freundin Amanda ansehen. Musst du das wirklich? Die Daten sind auch später noch verfügbar. Nicht nur mein Mitmensch, sondern vor allem anderen mein Herr und Erlöser hat Anspruch auf meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Wo wir gerade von „Aufmerksamkeit“ reden: Oft ist die Aufmerksamkeit nicht da, wo sie sein sollte. Wer auch beim Autofahren, die Finger nicht vom Smartphone lassen kann, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Und auch wer beim Laufen nicht „ohne“ kann, der gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Hier wird ein Phänomen wirksam, das man Chronostase nennt: Im ersten Augenblick nach dem Aufblicken vom Smartphone bist du quasi blind, aber dein Gehirn gaukelt dir vor, alles sei in Ordnung.
„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem beherrschen lassen.“ (1. Kor 6,12). Diese Lebensmaxime des Apostels Paulus darf auch uns in dieser Frage leiten:

  • Ja, natürlich ist der Gebrauch eines Smartphones „erlaubt“ – wie so manche andere technische Errungenschaft auch.
  • Doch die Frage will ich mir immer stellen: Ist auch jeder Gebrauch meines Smartphones wirklich „nützlich“?
  • Und wenn ich feststelle, dass mein Smartphone mich „beherrscht“, sollten die Alarmglocken läuten. Dann sind einige „Befreiungsaktionen“ angesagt.

 

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem beherrschen lassen.“ (1. Korinther 6,12).