Geschichte
Das Konzil von Nicäa – seine Bedeutung für die Geschichte der Christenheit
Das Konzil von Nicäa im Jahre 325 hat eines der grundlegenden und bis heute in weiten Teilen der Christenheit anerkannten Glaubensbekenntnisse beschlossen. Welche Bedeutung hat dieses Glaubensbekenntnis und wie lässt es sich nach der Bibel beurteilen?
Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 definierte wichtige Lehren des Christentums1, besonders die Person des Herrn betreffend. Es zeigte den Unterschied auf zwischen zwei Ansichten über Christus. Dabei wurde deutlich, dass eine regelrechte theologische Kluft die versammelten Bischöfe2 voneinander schied.
Wie kam es zu dem Konzil?
Nachdem Kaiser Konstantin sich im Jahre 312 zum Christentum bekannt hatte, erließ er ein Edikt, dass den Christen Duldung gewährte und die Verfolgung durch frühere Kaiser beendete. In dieser Zeit brodelte in der Kirche ein Disput um die Person Christi. Für manche moderne Menschen unserer Tage sind geistliche Lehrfragen oft eher eine Sache für „Spezialisten“, aber damals bezog jedermann in solchen Fragen Stellung. Konstantin sagte wohl einmal: „Wenn man jemand auf dem Markt um Wechselgeld bittet, wird man in eine Diskussion verwickelt, ob Christus gezeugt oder ungezeugt ist. Wenn man sich nach dem Brotpreis erkundigt, bekommt man zur Antwort: ,Gott, der Vater, ist größer, der Sohn weniger groß.‘ Wenn man ein Bad wünscht, bekomme man zur Antwort, ,dass es nichts gegeben hat, ehe Gott, der Sohn, erschaffen worden ist.‘“3
So beschloss Konstantin, ein allgemeines Konzil nach Nicäa einzuberufen, das diesem Streit über die Person des Herrn ein Ende bereiten sollte. Er hoffte, man würde zu einem Konsens und damit zum Frieden unter den zerstrittenen Parteien kommen. Wenn nicht, würde die Kirche das Römische Reich nicht einen können. Religiöse Einheit war für Konstatin jedoch eine der Voraussetzungen für politische Einheit.
Von Mai bis Juli 325 n. Chr. fand das erste allgemeine Konzil der Kirche in Nicäa statt. Der römische Kaiser hatte einen anderen Tagungsort in Erwägung gezogen, entschied sich aber für den Ort in der heutigen Türkei, da er für die aus dem ganzen Römischen Reich anreisenden Bischöfe günstig lag. Die Angaben über die Zahl der anwesenden Bischöfe variieren – Eusebius ging von mehr als 250 aus, während Athanasius etwa 300 schätzte. Nur ein Bruchteil der eingeladenen Bischöfe nahm tatsächlich an den Beratungen in Nicäa teil, aber die geografische Herkunft derer, die an den Beratungen teilnahmen, machte es glaubhaft, dass Nicäa als das erste universale Kirchenkonzil angesehen werden kann. Aus Ost und West reisten Vertreter an. An dem Konzil nahmen nicht nur Bischöfe teil, sondern auch andere Vertreter der Kirche. Sowohl Arius als auch Athanasius, die diesen Streit im Wesentlichen bestimmten, waren beispielsweise keine Bischöfe.
Die Teilnehmer
Den Vorsitz des Konzils führte Konstantin, Kaiser von Rom. Dies verlieh der Versammlung ein gewisses Maß an Pomp und den unbestreitbaren Vorteil der „Kostenübernahme durch den Staat“. Konstantin schickte seinen obersten Experten für Kirchenangelegenheiten, Bischof Hosius von Córdoba, um die Natur des theologischen Streits zu ergründen. Córdoba war in der Lage zu erklären, dass die Kirche durch Streitigkeiten über die genaue Art und Weise, in der sich Gott, der Sohn, von Gott, dem Vater, unterscheidet, zerrissen war. Bevor der Kaiser eintraf, um die Verhandlungen offiziell zu eröffnen, trafen sich die Bischöfe einige Tage lang, um zu beraten. Zum Abschluss der Beratungen gab Konstantin ein Bankett und beschenkte die Bischöfe reichlich. Das Anliegen Konstantins unterschied sich zweifellos von denen der Bischöfe auf beiden Seiten der lehrmäßigen Debatte. Es ist schwer abzuschätzen, welche Überzeugungen Konstantin selbst hatte. Viele Bischöfe trugen noch die Narben der Folterungen während der früheren großen Verfolgungen an ihrem Körper. Die Meinungen solcher „Bekenner“ waren hochgeschätzt. Bischöfe, die unter einem früheren Kaiser gefoltert worden waren, wurden nun von Konstantin gelobt, als sie über Feinheiten der christlichen Lehre diskutierten. Eine besondere Atmosphäre.
Arius‘ und Athanasius‘ Lehren
Arius, ein Presbyter der Kirche in Alexandria (Nordafrika), lehrte: Wenn der Vater den Sohn zeugte4, dann musste der Gezeugte einen Anfang haben. Daraus wäre offensichtlich, dass es eine Zeit gab, in der dieser Sohn noch nicht existierte. Arius glaubte, der Sohn sei aus dem Nichts erschaffen worden. Er sei aber das erste und größte aller von Gott geschaffenen Wesen. Durch den Sohn sei die Welt erschaffen worden und der Sohn sei der Anbetung würdig. Arius legte seine Sicht auf dem Konzil von Nicäa dar. Er fasste seine Meinung in die beiden Formeln: „Es gab eine Zeit, da er nicht war“ und „Aus dem Nichts ist er geschaffen“. Jesus wäre dasjenige Geschöpf, dass Gott von allen am nächsten kommt, aber er gehörte zum Geschaffenen5.
Die Gegenpartei wurde von Athanasius angeführt. Er beharrte darauf, dass Jesus Christus vollkommen Gott und des gleichen Wesens mit dem Vater sei. Er vertrat in besonderer Weise die Lehre der Trinität, dass Gott eine Drei-Einheit sei.
- Christus und der Heilige Geist sind beide vollkommen Gott.
- Beide sind in gewisser Hinsicht voneinander und vom Vater unterschieden.
- Gott ist einer.
Athanasius glaubte, dass die drei göttlichen Personen nicht getrennt sind voneinander, denn das würde Polytheismus bedeuten. Vielmehr seien sie dem Wesen nach eins. Athanasius argumentierte vorwiegend mit praktisch seelsorgerlichen Gedanken: „Christus nur ein Geschöpf? Dann hat er mit sich selbst genug zu tun! Der Christus, den wir verlorene Menschen brauchen, muss aus dem Wesen Gottes selbst sein, eins mit ihm von Ewigkeit her. Wer Christus zum Geschöpf macht, raubt ihm die Ehre und den Menschen die Erlösungsmöglichkeit. Arius raubt uns die volle göttliche Erlösung, den rettenden Gott, der uns allein aus den Banden des Satans herauszureißen vermag zur Freiheit der Kinder Gottes. Nur Gott allein schafft die Erlösung, nicht die Kreatur.“6
Eusebius‘ Auffassung – Kluft überbrückend?
Der Historiker Eusebius von Caesarea führte schließlich eine Partei an, die behauptete, sie könnte die Kluft zwischen den zerstrittenen Parteien überbrücken. Er behauptete, Christus sei wie Gott, aber Er sei nicht in uneingeschränkter Weise Gott.
In dem Streit musste Arius zunächst seine Sicht darlegen, nach der Christus ein erschaffenes Wesen sei. Die Versammlung verurteilte das bald als „Häresie“7 und Gotteslästerung. Schwieriger war es mit der Ansicht von Eusebius, der ein persönlicher Freund des Kaisers war. Aber die meisten der anwesenden Bischöfe glaubten, dass man Christus nicht im vollen Sinne des Wortes Gott nennen könne, wenn Er mit dem Vater nicht wesensgleich sei. Somit verurteilten sie die Position von Eusebius und schlossen sich der Ansicht von Athanasius an.
Nach mehrtägigen Debatten sah der Kaiser ein, dass der Kompromiss von Eusebius nicht durchkommen würde. Es zeichnete sich ein Konsens ab, dass Christus mit dem Vater gleichen Wesens ist. Daher entschied der Kaiser sich, selbst einzuschreiten und für Athanasius Partei zu ergreifen. Auf diese politische Weise kam das Glaubensbekenntnis von Nicäa zu Stande. Am Ende des Konzils weigerten sich nur Arius und zwei Bischöfe – Secundus von Ptolemais und Theonas von Marmarcia –, das entstandene Glaubensbekenntnis zu unterzeichnen. Sie wurden exkommuniziert und nach Illyrien verbannt.
Dennoch war der Sieg eines klaren Bekenntnisses zur Gottheit des Herrn eine zwiespältige Sache. Es war nicht zu übersehen, dass es der Einfluss des Kaisers gewesen war, der das Ergebnis zumindest mitentschieden hatte. Athanasius selbst war gar nicht zufrieden, dass Konstantin sich in die Debatte eingeschaltet hatte. Ihm wäre es viel lieber gewesen, er selbst hätte die Abgeordneten überzeugen können.
Später bestätigten das Konzil von Rom 341 und das Konzil von Konstantinopel 381 das Glaubensbekenntnis von Nicäa, welches bis zum heutigen Tag die Grundlage für viele Kirchen geblieben ist.
Wie soll man das Ganze aus biblischer Sicht beurteilen?
Einige Punkte des Ereignisses stimmen nachdenklich:
a) Die Rolle des Kaisers
Wie schon oben erwähnt, war die Rolle des Kaisers auf dem Konzil auch Zeitgenossen z. T. unangenehm. Die Einflussnahme des Staates auf kirchliche Entscheidungen ist in der Kirchengeschichte bis heute immer wieder versucht worden. Aber sie verleugnet die Stellung der Versammlung als „Herausgerufene“ (gr. ekklesia) und macht sie zum Gegenstand irdischer Machtkämpfe. Das ändert sich auch nicht, wenn das Ergebnis, wie im Fall von Nicäa, größtenteils positiv zu bewerten ist.
b) Die Bedeutung kirchlicher Konzile
Konzile, die Entscheidungen für die Kirche treffen, hat es in der Kirchengeschichte seit frühester Zeit gegeben. Man beruft sich dabei gerne auf das „apostolische Konzil“ in Apostelgeschichte 15. Dabei ist es interessant, dass ebenso, wie es keine „apostolische Nachfolge“ gibt, das Neue Testament auch kein weiteres „Konzil“ erwähnt, obwohl zu der Zeit weitere gefährliche Irrlehren verbreitet wurden. Zudem muss man festhalten, dass etliche Konzile der Kirche Beschlüsse gefasst haben, die unbiblisch sind. Was nun?
„Konzile sind nicht als verbindlich anzusehen, wenn man erkennt, dass ihre Aussagen unbiblisch sind. Daher lehnten die Reformatoren die Schlussfolgerungen des Konzils von Trient8 ab. Bavinck schrieb: ,Die Autorität aller kirchlichen Versammlungen ist keine andere als die der Kirche selbst; sie ist dem Wort Christi unterworfen.‘ Die Artikel der Anglikanischen Kirche stimmen dem zu: ,Allgemeine Räte können irren und haben manchmal geirrt, auch in Dingen, die Gott betreffen. Deshalb haben Dinge, die von ihnen als heilsnotwendig verordnet werden, weder Kraft noch Autorität, es sei denn, es kann erklärt werden, dass sie aus der Heiligen Schrift stammen‘ (1662 Articles of Religion).“9 – Die letztlich entscheidende Grundlage ist und bleibt immer das Wort Gottes.
c) Der Stellenwert von Glaubensbekenntnissen
Ebenso stellt sich die Frage nach dem Stellenwert von Glaubensbekenntnissen für den Christen. Er wird zum Beispiel wie folgt begründet: „Wir brauchen Hilfe, um unsere Herzen auf Gottes Stimme zu konzentrieren. Gott hilft uns durch Mittel, zu denen auch die Glaubensbekenntnisse gehören. Die Glaubensbekenntnisse sind ein Geschenk Gottes an die Kirche – sie entstehen aus dem aufmerksamen Hören auf Gottes Wort und nutzen die liturgische Wiederholung, um uns in eine tiefere Erfahrung des Hörens dessen zu ziehen, was Gott der Kirche wirklich sagt.“10 Hier wird schon deutlich, welch einen hohen Stellenwert diese Bekenntnisse für manche Gläubige haben. Dabei besteht sicher die Gefahr, einem von Menschen formulierten, nicht inspirierten Text den gleichen (wenn nicht einen höheren) Wert zu geben wie dem inspirierten Bibeltext (vgl. Mk 7,1 ff.). Das ist besonders bedenklich, wenn der Text des Bekenntnisses über Gottes Wort hinausgeht (was auch bei Nicäa zum Teil der Fall ist). Gott hat der Versammlung Lehrer und Hirten gegeben, die zum Verständnis des Wortes beitragen sollen (Eph 4,11 ff.) und die natürlich ihre Gedanken auch schriftlich niederlegen – aber nicht als Glaubensbekenntnis. Zum Wachsen in der Erkenntnis ist das persönliche, intensive Bibelstudium wertvoller als eine „liturgische Wiederholung“ von Glaubensbekenntnissen (also das regelmäßige Aufsagen im Gottesdienst).
d) Der Inhalt des Bekenntnisses von Nicäa
Wenn man eine im besten Sinne des Wortes kritische Beurteilung des Inhalts des Bekenntnisses von Nicäa vornimmt, wird man zu einem doppelten Ergebnis kommen, das auch der Historiker Sierszyn in seinem Werk zum Ausdruck bringt.
So schreibt er zum einen: „Es ist ein Glück, dass die Entscheidung so gefallen ist. Das Nicänum wird zu einem Bollwerk gegen jede arianische und rationalistische Halbgott-Religion. Hätte das Konzil Arius akzeptiert und Athanasius verurteilt, dann wäre die Gottessohnschaft Jesu verwässert worden.“11
Ein Verdienst des Konzils von Nicäa ist und bleibt die Tatsache, dass in jener frühen Zeit die Gottheit des Herrn Jesus deutlich festgestellt wurde gegen alle Versuche, die Person des Herrn zu einem Geschöpf herabzusetzen. Auch in einer schwierigen Zeit der Kirchengeschichte anerkennt der Herr das Festhalten an seinem Namen (Off 2,13).
In dem Zusammenhang beeindruckt es gerade, in heutiger Zeit zu sehen, mit welch einem Ernst die Christenheit in jener Zeit um die rechte Lehre gekämpft hat, besonders wenn es um die Person des Herrn geht. Ein Theologe, der auch heute noch auf dem Boden des Nicänums steht (und dem ich deshalb nicht in allen Punkten folgen kann) schreibt hierzu berechtigterweise:
„Das Nicänische Glaubensbekenntnis betont, wie wichtig es ist, das Richtige zu glauben. Leider hören wir heute oft, dass christliche Leiter und Kirchen die Bedeutung der Lehrtreue herunterspielen. Sie mögen wesentliche Glaubensartikel nicht leugnen, aber sie können über lehrmäßige Präzision reden, als ob sie dem christlichen Glauben fremd wäre oder etwas, das einer echten Nachfolge im Wege stehe. Ein solcher Geist des lehrmäßigen Latitudinarismus12 steht im Gegensatz zum Geist von Nicäa.“13
Auf der anderen Seite muss man Sierszyn auch zustimmen, wenn er schreibt: „Ein negatives Gefühl hinterlässt hingegen das aggressive Vorrücken in metaphysisch spekulative Sphären. Das Konzil äußert sich präziser über Gott, als es die Bibel tut.“14
Manche Aussagen im Glaubensbekenntnis von Nicäa gehen eindeutig über die Bibel hinaus und sind spekulativer Natur. Dazu zählt besonders der Gedanke der „ewigen Zeugung“, der sich in diesem Bekenntnis findet und der in dem Ausdruck „nicht geschaffen, sondern gezeugt“ zugrunde gelegt ist. Die Sichtweise, dass der Herr zwar ewig existiert habe, aber doch vom Vater vor ewigen Zeiten gezeugt worden sei, ist biblisch nicht haltbar. Es liegen hier eher menschlich-philosophische Überlegungen in Verbindung mit Begriffen wie „Vater“, „Sohn“, „Eingeborener“ zugrunde. Eine Stelle, die von einer Zeugung spricht, ist Psalm 2,7 („Vom Beschluss will ich erzählen: Der Herr hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“). Doch hier ist nicht von einer „ewigen Zeugung“ des ewigen Sohnes die Rede, sondern von der Menschwerdung des Herrn.
Zwei Zitate von sehr zuverlässigen Bibellehrern sollen verdeutlichen, warum die Sohnschaft des Herrn nichts mit (ewiger) Zeugung zu tun hat:
„Der große Fehler, den manche begehen, besteht darin, dass sie meinen, da in menschlichen Beziehungen der Sohn nach dem Vater kommt, müsse Christus als Sohn Gottes zum Sohn geworden sein. Aber das Wort ,Sohn‘ impliziert keineswegs eine solche Ableitung. Der Herr Jesus war von Ewigkeit her der Sohn des Vaters, was bedeutet, dass Er einen würdigen Platz in der Einheit und der Gemeinschaft mit dem Vater hat“ (L. M. Grant).
„Aber schon bald nach den Tagen der Apostel wurde die Theorie der ewigen Zeugung aufgestellt, die besagt, dass der Sohn Gottes von seinem Wesen her ewig existiert, aber wie ein Vater die Quelle eines Sohnes ist, den er zeugt, so existierte der Sohn Gottes als eine Art ewige oder kontinuierliche Zeugung aus dem Vater. Diese menschliche Theorie führt ein Element in ihre Überlegungen ein, das mit der rein menschlichen Beziehung zu tun hat. In Verbindung mit der ungeschaffenen, ewigen Beziehung der Gottheit beraubt dies den Sohn in Wirklichkeit seiner Gleichheit mit dem Vater und reduziert Ihn auf eine abgeleitete Form, die ihre Existenz dem Vater verdankt“ (E. C. Hadley).15
Das Konzil von Konstantinopel (381 n. Chr.)
Wie schon gesagt, hat das 381 n. Chr. stattgefundene Konzil von Konstantinopel dieses Glaubensbekenntnis bestätigt, aber auch erweitert. So wurden Aussagen zur Person des Heiligen Geistes hinzugefügt, wo sich derselbe Gedanke der ewigen Zeugung/Ableitung in einer gewissen Weise wiederfindet, wenn vom Heiligen Geist gesagt wird „der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht“.
Daneben gibt es Äußerungen, die zumindest missverständlich oder erklärungsbedürftig sind. Wenn von dem Heiligen Geist gesagt wird „der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird“, dann lässt dies den Gedanken zumindest zu, auch zu dem Heiligen Geist zu beten.
Eine weitere Tatsache ist auffällig, nämlich dass schon in jener frühen Zeit die Erwartung des Wiederkommens zur Entrückung der Gläubigen (1. Thes 4,13-17) allgemein verschwunden war und in diesem Glaubensbekenntnis keine Erwähnung findet.
Um mit einem positiven Wort zu schließen: Es ist schön zu sehen, dass in diesem Glaubensbekenntnis grundlegende Teile der biblischen Wahrheit wie die Jungfrauengeburt und die leibliche Auferstehung des Herrn und sein Wiederkommen auf die Erde sowie das Werk der Erlösung für uns deutlich bezeugt werden.
Doch das Fundament unseres Glaubens sind nicht menschliche Formulierungen, die immer fehlerhaft sind und bleiben werden. Für uns zählt das unfehlbare Wort Gottes.
Das Glaubensbekenntnis von Nicäa (325 n. Chr.)
Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,
Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater; durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist; der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist, Mensch geworden ist, gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel, kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;
Und an den Heiligen Geist.
Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“ und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“, und er sei aus dem Nichtseienden geworden, oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit, oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, die verdammt die katholische Kirche.
Das Bekenntnis des Konzils von Nic6äa-Konstantinopel (381)
Wir glauben an den einen Gott,
den Vater,
den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat,
Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott,
Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
[1] Das Glaubensbekenntnis, das 325 n. Chr. in Nicäa verkündet wurde, wird leicht mit dem längeren Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis (381 n. Chr.) verwechselt, das zusätzliche Aussagen über den Heiligen Geist enthält. Näheres dazu am Ende des Artikels.
[2] Wir behandeln in diesem Artikel nicht die grundlegend falschen Lehren der katholischen Kirche, inkl. der nicht mit den Aussagen der Schrift übereinstimmenden Anstellung überörtlicher Bischöfe.
[3] Zitiert nach: Erwin Lutzer, Gefährliche Weichenstellungen
[4] Diese falsche Lehre von der „Zeugung des Sohnes“ entstammt dem buchstäblichen Verständnis des griechischen Ausdrucks für „Eingeborener“ (monogenes), was dieses Wort aber überhaupt nicht bedeutet: einziger dieser Art, Einziger, Einzigartiger.
[5] Diese oder verwandten Ansichten finden sich noch heute in manchen Sekten (wie z.B. die Zeugen Jehovas).
[6] Armin Sierszyn, 2000 Jahre Kirchengeschichte, Band 1
[7] Irrlehre. Das griech. Wort hairesis hatte schon damals offenbar eine völlig andere Bedeutung erhalten als in der Heiligen Schrift, vgl. Apg 5,17; 1. Kor 11,19 (insgesamt 9 Vorkommen im NT).
[8] Konzil von Trient (1545): Die römisch-katholische Kirche reagierte auf die Forderungen und Lehren der Reformation.
[9] Peter Sanlon, „Why the Nicene Creed“ in: Credo (Übersetzung durch den Autor)
[10] Sanlon, s.o.
[11] Sierszyn, 2000 Jahre Kirchengeschichte, Band 1 (Von den Anfängen bis zum Untergang des weströmischen Reiches), Seite 316
[12] Eine im 17. Jahrhundert entstandene Richtung der anglikanischen Kirche, die durch ihre konfessionelle Toleranz gekennzeichnet ist. Das bedeutete Verzicht auf Gleichförmigkeit in Fragen des Glaubens und der religiösen Praxis
[13] Kevin de Young, 6 Lessons we learn from the Nicean creed (aus dem Englischen vom Autor des Artikels übersetzt worden)
[14] Sierszyn, s.o.
[15] Aus dem Englischen übersetzt; Original auf der Seite www.biblecentre.org
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