Bibelkurs

2. Thessalonicher 3

Letzte Folge Bibelkurs - Thessalonicherbriefe

,10   Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dieses: Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.

Paulus hatte auf den Mißstand des Müßiggangs bereits hingewiesen, als er noch in der Mitte der Thessalonicher war. Bereits da hatte er ihnen ausdrücklich geboten, daß derjenige nicht essen sollte, der nicht arbeiten wollte. Das war die Überlieferung, die er ihnen gegeben hatte. Sie hatten also nicht nur sein eigenes Vorbild (V. 7-9), sondern auch ein ausdrückliches Gebot (V. 6). Lehre und Vorbild waren in völliger Harmonie.

Wird dieser Grundsatz bei unseren heutigen sozialen Einrichtungen nicht häufig mit Füßen getreten? Es mutet schon fremdartig an, wenn man hört, daß Menschen, die in einen Hungerstreik treten, notfalls zwangsernährt werden. Wo Armut war, da war der Apostel der letzte, der nicht gern für solche sorgte. Er konnte sagen, daß er in dieser Hinsicht der Worte der Apostel in Jerusalem eingedenk war (Gal 2,9.10). Er ließ Sammlungen für die Heiligen durchführen.

Wenn wir uns als Christen auch nicht in der Weise in irdische Arbeit verstricken lassen wie die Menschen dieser Welt, so heißt das aber nicht, daß wir nicht ein höheres Maß an Verantwortungsbewußtsein im Blick auf unsere Arbeit haben sollten. Und dennoch erwarten wir täglich den Herrn Jesus. Das sind die beiden Spannungspunkte: auf der einen Seite fleißige Arbeit und auf der anderen Seite die freudige Erwartung des Kommens des Herrn. Paulus ist uns auch darin ein Vorbild.

,11   Denn wir hören, daß etliche unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben.

Nun finden wir eine deutliche Beschreibung des Mißstandes in der Mitte dieser Versammlung. Die Unordentlichen1 gingen nicht im Gleichschritt mit den anderen und auch nicht mit den Belehrungen des Apostels: sie arbeiteten nicht, sondern trieben fremde Dinge, sie trieben sich unnütz umher2.

Es waren die Gassenleute (oder: das Marktgesindel), die die Juden in Thessalonich (Apg 17,5) gegen Paulus in Aufruhr gebracht hatten. Das waren Leute, die dort auf dem Markt müßig umherlungerten, statt zu arbeiten. Diese Art von Leuten war also in Thessalonich zu jener Zeit gut bekannt. Manchmal führten sie große Debatten, immer auf der Suche, etwas Neues zu hören. Ist die Gefahr, Zeit mit Reden zu vergeuden, heute gebannt? In vieler Hinsicht ist das Telefon sicher nützlich, doch es gibt auch die Gefahr des Mißbrauchs.

Fremde Dinge treiben: Das Tätigkeitswort kommt nur hier vor. Als Adjektiv finden wir es in 1. Timotheus 5,13, wo es mit „vorwitzig" übersetzt ist. „Fremde Dinge treiben" ist etwas anderes als „sich in fremde Sachen mischen" , wovon der Apostel Petrus schreibt (1. Pet 4,15). Wer seine Hände nicht fleißig gebraucht, möge darauf achten, daß er nicht seine Zunge um so mehr gebraucht. Das schlimme an solchen Untugenden ist, daß sie wie „ansteckende Krankheiten" wirken.

,12  Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, daß sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen.

Nun wendet sich der Apostel indirekt an diese Personen und ermahnt sie in dem Herrn Jesus Christus. Sind sich diese Geschwister bewußt, daß sie fortan durch ihr Verhalten den Herrn Jesus als ihren Herrn verleugnen?

In der Stille arbeitend: Mit „Stille bezeichnet der Apostel hier das geordnete Leben ruhiger Beständigkeit. Sein Leben war alles andere als ein „„stilles" Leben. Aber es war ein Leben beständigen Dienstes. Der Weg der Wiederherstellung kann nur darin bestehen, daß diese Personen ihr eigenes Brot durch ihre Arbeit verdienen. Eine Erwartungshaltung an andere, mit welchen Argumenten auch immer untermauert, kommt hier nicht in Frage.

,13   Ihr aber, Brüder, ermattet nicht Gutestun.

Wenn nun der Finger auf Mißstände unter Gläubigen gelegt werden muß, dann ist es gut, zuerst einmal daran zu denken, wo wir selbst zu kurz kommen. Es ist ein königliches Gebot: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde" (Jak 4,17). Kommen wir da nicht alle zu kurz? Wir mögen gelernt haben, das Böse zu lassen, doch das heißt noch lange nicht, daß wir auch das Gute tun. Darin sollten wir nicht ermatten. Und wenn unser Gutestun einmal mißbraucht werden sollte, so ist das noch immer kein Grund, es zu unterlassen.

,14   Wenn aber jemand unserem Wort durch den Brief nicht gehorcht, den bezeichnet und habet keinen Umgang mit ihm, auf daß er beschämt werde;

Nachdem der Apostel in Vers 12 indirekt die Unordentlichen angesprochen hatte, spricht er nun zu den Gläubigen in Thessalonich und sagt ihnen, wie sie sich weiter zu verhalten hätten, wenn diese Personen auf ihrem unguten Weg verharren würden. In Vers 6 hatte er noch davon geschrieben, daß sie sich von ihnen zurückziehen sollten. Nun geht er einen Schritt weiter: sie sollten bezeichnet werden.

Den bezeichnet: Es ist sehr ernst, die Anweisungen im Brief des Apostels nicht zu befolgen. War das Zurückziehen wohl noch eine mehr persönliche Sache der einzelnen Gläubigen (V. 6), so ist die Bezeichnung eine Sache der gesamten Versammlung, und sie geschieht in der Öffentlichkeit.

Und habt keinen Umgang mit ihm: Diese Bezeichnung hat Konsequenzen für die Gesamtheit aller Gläubigen einer örtlichen Versammlung. Sie werden aufgefordert, sämtlichen Kontakt mit diesen Personen abzubrechen. Der Zweck dieser Zuchthandlung ist, daß solche Personen beschämt werden. Sie sollen die Isolation schmerzlich empfinden, damit sie zur Besinnung kommen und ihre Lebensführung wieder in Ordnung bringen.

,15   und achtet ihn nicht als einen Feind, sondern weiset ihn zurecht als einen Bruder.

Auch dieser Vers macht deutlich, daß die Gläubigen das Beste einer unordentlichen Person suchen sollen. Sie sollen sie nicht als Feind betrachten, sondern als Bruder. Immer noch soll er zurechtgewiesen werden, d.h., wir sollen ihm dabei helfen, daß er wieder auf den richtigen Weg kommt. Er braucht jemand, der ihm liebevoll, aber entschieden den rechten Weg weist. Wir dürfen niemals sagen: Das geht mich nichts an. Und wir wollen dabei daran denken, wie schnell wir selbst etwas tun oder einen Weg einschlagen, der nicht gut ist. Wie dankbar dürfen wir dann sein, wenn uns jemand darauf hinweist.

An dieser Stelle bricht Paulus seine Belehrungen über diesen Punkt ab. Den Fall, daß sich jemand nicht zurechtweisen läßt, behandelt er nicht. Natürlich hat jeder Fall seine Grenze. Doch diese Grenze legen nicht wir fest. Sie wird durch das Wort Gottes bestimmt.

,16   Er selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden immerdar auf alle Weise! Der Herr sei mit euch allen

Die Gläubigen hatten Verfolgung seitens einer christusfeindlichen Welt zu erdulden. Nun kam diese Gefahr innerer Schwierigkeiten dazu. Das war dazu angetan, sie mutlos zu machen. Zum Schluß seines Briefes betet Paulus gleichsam noch einmal für diese jungen Gläubigen, daß der Herr, der selbst den Frieden am Kreuz bereitet hat, ja, der selbst immer einen tiefen Frieden genoß, ihnen ebenfalls beständig und auf alle Weise Frieden geben würde. Der Herr hatte in der letzten Nacht vor dem Kreuz den Jüngern Frieden verheißen, ja, Er wollte ihnen Seinen Frieden geben (Joh 14,27). In seinem 1. Brief hatte Paulus sie dem Gott des Friedens anbefohlen; hier bittet er den Herrn des Friedens, ihnen Frieden zu geben.

Der Herr sei mit euch allen: Ist die beständige Gegenwart des Herrn nicht unser größtes Glück? Er hat verheißen, bis zur Vollendung des Zeitalters bei Seinen Jüngern zu sein (Mt 28,20). Welche frischen Hilfsquellen stehen den Gläubigen doch zur Verfügung.

,17.18   Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand, welches das Zeichen in jedem Briefe ist; so schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!

Im allgemeinen diktierte Paulus seine Briefe und unterschrieb sie, um sie dadurch zu beglaubigen. Eine Ausnahme darin bildet der Galaterbrief, den er mit eigener Hand geschrieben hat. Mit seiner Unterschrift war die Echtheit eines Briefes belegt. Mochten sie alle anderen Briefe, die als von ihm kommend vorgetäuscht wurden, ablehnen (vgl. Кар. 2,2).

Und so, wie der Apostel seinen Brief mit dem Wunsch um Gnade begonnen hatte, so beendet er ihn auch.

 

1 Griech.: ataktos = nicht im Takt.

2 In den beiden Begriffen "arbeiten" und "fremde Dinge treiben" liegt ein Wortspiel. Das erste Wort heißt im Griech. ergazomai und das zweite periergazomai.