Lebensbeschreibung
Lebensbilder
Die Reformation war eines der einschneidendsten Ereignisse in der Geschichte der christlichen Kirche. Neben vielen Personen, durch die diese Zeit geprägt wurde, sind vor allem Martin Lu-ther, Philipp Melanchthon, Huldreich Zwing-li und Johannes Calvin zu nennen. Im folgenden soll in kurzer Form auf das Leben und das Werk Martin Luthers eingegangen werden, dessen Todestag sich am 18. Februar dieses Jahres zum 450. Mal jährte. Zwei weitere Folgen sind für die Hefte 4/96 und 5/96 vorgesehen.
Geschichtliche Situation
Bereits mehrere Jahrzehnte vor Luthers Geburt zeichnete sich ein Machtverfall der bis dahin dominierenden katholischen Kirche ab.
1303 widerstand der französische König Philipp der Schöne in einer bis dahin einmaligen Weise dem Papst, indem er zunächst die an ihn gerichteten Bannbullen des Papstes Bonifacius VIII. öffentlich auf dem Markt in Paris verbrennen ließ. Weiterhin sandte er einen Haufen kühner Abenteurer nach Italien, um den Papst ge-fangenzunehmen. Nachdem das wirklich geschah, raubte man den Palast des Papstes völlig aus, ließ den Papst selbst aber nach drei Tagen wieder frei.
Etwa hundert Jahre später wirkte Johannes Hus in Böhmen. Er wandte sich gegen die schriftwidrigen Praktiken der päpstlichen Kirche und bezahlte seine Standhaftigkeit 1415 mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen. Kurz vor seiner Hinrichtung soll er gesagt haben, daß Gott nach seinem Tode einen Mann senden würde, der stärker wäre als er: „Heute bratet ihr eine Gans [Gans (tschech.) = Hus], aber aus ihrer Asche wird ein Schwan auferstehn.
Neben den sich anbahnenden kirchlichen Umwälzungen bereitete Gott die Reformation auch auf zwei anderen Gebieten vor. Zum einen sorgten Reuchlin und Erasmus von Rotterdam für die Herausgabe der jeweiligen Bibelteile in ihren Originalsprachen Hebräisch und Griechisch. Zwei Jahre nach dem Anschlag der 95 Thesen an die Wittenberger Schloßkirche erschien in Basel die Ausgabe des griechischen Neuen Testaments durch Erasmus. Zum anderen hatte Johann Gutenberg um 1450 den Buchdruck mit beweglichen Lettern ein-geführt. So war der Weg für die Ubersetzung und schnelle Verbreitung des Wortes Gottes auf wunderbare Weise geebnet. Andrew Miller schrieb im vorigen Jahrhundert über die Person und das Werk Martin Luthers: „Er war kein Fürst, kein Krieger, kein witziger und geistvoller Schreiber oder berühmter Gelehrter - sondern ein einfacher Mönch, aber ein Mann des Glaubens, ein Mann, der durch den Heiligen Geist gelehrt und ausgerüstet war und der seine Kraft allein in dem untrüglichen und ewig bleibenden Worte Gottes fand, ein Mann, hochbegna-det wie selten ein Mensch."
Luthers Jugend
Am 10. November 1483 wurde Martin Luther in Eisleben geboren. Sein Vater verdiente in den dortigen Kupferbergwerken sein Brot. Martin besuchte in Magdeburg und Eisenach die Schule. In Magdeburg war es auch, daß der 14-jährige Luther dem Prinzen Wilhelm von Anhalt begegnete, „der, blaß wie eine lebende Leiche, den Bettelsack schleifte". Dieses Bild mittelalterlicher Frömmigkeit hat einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen. Bald sollte er selbst ähnliche Erfahrungen machen.
Mit 18 Jahren ging er an die Erfurter Uni-versität. Vier Jahre später schloß er sein Studium mit dem Grad eines Magisters Artium ab. Prägend für diese Zeit waren innere Kämpfe und die schwermütige und quälende Angst vor Gottes Gericht. Wie konnte er nur einen „gnädigen" Gott finden?
Aufgrund eines Gelöbnisses während eines schweren Gewitters trat Luther am 17. Juli 1505 in das Augustiner-Kloster in Erfurt ein. In der Abgeschiedenheit hoffte er Frieden für seine Seele zu finden. Obwohl sein dortiger Beichtvater, Johannes von Staupitz, dieses Problem in seiner Wurzel auch nicht lösen konnte, sagte Luther doch später: „Wo mir Dr. Staupitz, oder vielmehr Gott durch Dr. Staupitz nicht aus den Anfechtungen herausgeholfen hätte, so wäre ich darinnen ersoffen und längst in der Hölle."
Das Herzstück der Reformation
1508 wurde Luther dann an die neugegründete Universität in Wittenberg berufen. Ab 1512 begann er im besonderen Vorlesungen zur Schriftauslegung zu halten, durch die er selbst immer tiefer in das Verständnis der Schrift eindrang. Irgendwann in dieser Zeit stieß er beim Studium des Römerbriefes auf die Tatsache, daß der Gerechte aus Glauben lebt. Luther dazu:
„Mit einem brennenden Verlangen, Paulum zu erfassen, war ich an den Römerbrief ge-gangen. Aber gleich im ersten Kapitel (1,17) hatte mir das Wort im Wege gestanden: 'Die Gerechtigkeit Gottes wird im Evangelium offenbart'... Obwohl ich nämlich als ein tadelloser Mönch lebte, sagte mir doch mein unruhiges Gewissen, daß ich vor Gott ein Sünder sei, und deswegen haßte ich einen gerechten und die Sünde strafenden Gott ... Endlich wies mich Gottes Erbarmen auf den Zusammenhang jener Worte mit dem Satze, der folgt (1,17; Hab. 2,4): 'Der Gerechte lebt durch den Glauben.' Da fing ich an zu be-greifen, daß hier die Gerechtigkeit Gottes gemeint sei, kraft deren der Gerechte lebt, nachdem er sie von Gott geschenkt erhal-ten, nämlich aus Glauben ... daß durch das Evangelium die passive Gerechtigkeit offenbart werde, vermöge deren uns der barmherzige Gott für gerecht erklärt, wegen des Glaubens .. Da fühlte ich mich ganz neu geboren, durchs geöffnete Tor unmittelbar ins Paradies eingetreten ... Da zeigte mir sofort die Heilige Schrift ein anderes Gesicht"
Die Konsequenz mußte Luther förmlich erschauern lassen. Wenn das stimmte - und es war doch Gottes Wort -, dann war dieser Ablaßhandel mit allen Drohungen eine Lüge. Ein Werk hatte begonnen, das Luther trotz der jetzt beginnenden Widerstände vor Bischöfen und Kaisern jederzeit festhielt. Davon soll im nächsten Heft die Rede sein.
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