Bibel praktisch

Die Propheten – beeindruckende Bücher für Christen (1)

Die prophetischen Bücher des Alten Testaments sind nicht ganz einfach zu verstehen. Aber bedenken wir, was der Herr Jesus im Buch der Offenbarung sagt:

 

„Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“

Off 1,3

 

Diese „Glückseligkeit“ kannst du auch als junger Christ erfahren, wenn du die alttestamentlichen (AT) Propheten liest. Es liegt wirklich Segen darauf. Zu ihrem Verständnis gibt uns der Heilige Geist sogar einen Schlüssel im Neuen Testament, eigentlich eher einen ganzen Schlüsselbund. Wenn du den vor Augen hast, werden diese herausfordernden Bibelbücher zu einem echten Schatz.

Der Schlüsselbund umfasst fünf Schüssel. Einzeln nützen sie uns aber nicht ausreichend, sondern nur zusammen mit allen Schlüsseln im Schlüsselbund. Der Verständnis-Schüsselbund hält die fünf Schlüssel zusammen. Welche Schüssel sind es?

 

1. Schlüssel: Alle AT-Propheten tragen einen AT-Charakter

Das klingt auf den ersten Blick etwas banal. Aber es ist von großer Bedeutung, dass du das vor Augen hast, wenn du die Bücher des Alten Testaments liest. Das gilt natürlich nicht nur für die Propheten!

Der Herr Jesus hat einmal gesagt: „Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis auf Johannes“ (Mt 11,13). Lukas 16,16 verdeutlicht ebenso, dass Christus eine Unterscheidung zwischen alttestamentlicher Botschaft durch das Gesetz und die Propheten einerseits und neutestamentlicher Wahrheit andererseits macht. Das heißt allerdings nicht, dass das Alte Testament unwichtig wäre! Sonst hätte Gott uns keinen solch umfangreichen Teil gegeben.

Aber die neutestamentliche Wahrheit basiert auf dem vollbrachten Erlösungswerk Jesu, auf seiner Auferstehung und Verherrlichung sowie auf der Sendung des Heiligen Geistes auf diese Erde. Das gab es für die Juden vor Christus nicht. Das meine ich mit AT-Charakter: Die Botschaft im Alten Testament bezieht sich auf diese Erde. Die christliche Wahrheit dagegen ist himmlischer Natur. Nur wenn du das vor Augen hast, kommst du zu den richtigen Schlussfolgerungen, auch für dein Glaubensleben.

 

Das Gesetz und die Propheten waren bis auf Johannes.

Lukas 16,16

 

 

2. Schlüssel: Alle AT-Propheten weisen auf Christus hin

Es gibt für uns nichts Schöneres und Wertvolleres als unseren Retter. Genau auf Ihn weisen alle Propheten des Alten Testaments ausnahmslos hin. Auch das hat der Herr Jesus selbst gesagt!

„Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn selbst betraf“ (Lk 24,27). Dieser Vers sagt, dass es kein Buch im Alten Testament gibt, das nicht vom Herrn Jesus spricht. Wenn es eine Hilfe für das Verständnis den ersten Teil des Wortes Gottes gibt, dann: Christus ist das Herz auch des Alten Testaments. Das gilt für jeden einzelnen Propheten. Zugegeben: In manchen Propheten sind diese Hinweise leichter zu finden als in anderen. Wunderbare Aufgabe, sich damit zu beschäftigen und den Herrn Jesus in allen Propheten (und sonstigen Büchern des AT) zu suchen. Das macht diese Weissagungen so wertvoll. Gott hat diese Männer nicht nur zukünftige oder geschichtliche Aussagen aussprechen lassen. Vor allem wollte Er seinen eigenen Sohn ins Zentrum stellen. Daher lieben wir es, die Propheten zu lesen. Sie handeln von unserem Retter.

 

3. Schlüssel Alle AT-Propheten weisen auf die Leiden des Herrn Jesus hin

Jetzt kommt eine weitere Steigerung. Das kann man wirklich nur ehrfürchtig aussprechen: Es reichte Gott nicht, die Propheten von seinem Sohn sprechen zu lassen. Er wollte, dass sie das Zentrum des Lebens Jesu vorstellen: seine Leiden.

„Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten zuvor verkündigt hat, dass sein Christus leiden sollte“ (Apg 3,18). Ich bin mir sicher, im Propheten Jesaja oder Sacharja wirst du sofort fündig, wenn es um Jesu Leiden geht. Doch gibt es andere Propheten, bei denen wir ohne Apostelgeschichte 3,18 vermutlich gar nicht auf den Gedanken kämen, Christi Leiden zu suchen. Ich möchte dich einfach bitten, beim nächsten Lesen der Propheten des Alten Testaments dieser Frage nachzugehen: Wo finde ich den Herrn Jesus dort in seinen Leiden? Kann es etwas geben, was mehr zu Herzen geht?

 

4. Schlüssel: Alle AT-Propheten weisen auf die Wiederherstellung des jüdischen Volkes hin

Ein sehr wichtiges Thema im Alten Testament ist das Volk Israel. Es war Gottes (irdisches) Volk. Er hatte es aus Liebe erwählt (5. Mo 7,6-8) und zu seinem eigenen Volk gemacht. Er nannte es seinen erstgeborenen Sohn (2. Mo 4,23). Leider versagte das Volk von Anfang an. Es gab sich dem Götzendienst hin und sagte sich durch die Sünde von körperlicher und geistlicher Hurerei von Gott los. So wurde es zu „Lo-Ammi“ (übersetzt: nicht mein Volk).

Gott hatte in seinem Erbarmen zwei Stämme nach 70-jähriger Gefangenschaft in Babel wieder zurück ins Land gebracht. Doch das Volk machte es nun noch schlimmer: Trotz Gottes großer Barmherzigkeit fiel es erneut von Gott ab. Zwar lesen wir nichts von erneutem Götzendienst – aber die Rebellion gegen Gott und die Verwerfung Christi waren noch schlimmer. Als Höhepunkt ihrer Auflehnung gegen Gott brachten sie ihren eigenen Messias, den Herrn Jesus, ans Kreuz. Damit verwarfen sie sowohl Jesus als auch Gott, dessen Sohn Er ist.

Das aber ist nicht das Ende ihrer Geschichte: Petrus verkündigt in seiner Predigt an dieses Volk: „So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat ... Aber auch alle Propheten, von Samuel an und der Reihe nach, so viele geredet haben, haben auch diese Tage verkündigt“ (Apg 3,18-21.24).

Mit anderen Worten: Gott wollte nicht nur Gericht über sein unbußfertiges Volk ankündigen. Er sagte vor allem seine Wiederherstellung, die Erquickung für das Volk vorher. Das findest du in jedem Propheten.

Denk bitte nicht nur an dich und an Anwendungen, die du für dich aus dem Alten Testament ziehen kannst. Wenn dir ein Freund etwas mitteilt, was ihm wichtig ist: Willst du das nicht gerne wissen? Der Herr Jesus teilt uns deshalb mit, was Ihn selbst beschäftigt: die herrliche Zukunft seines eigenen Volkes. Das darf, ja das sollte auch uns sehr interessieren.

 

5. Schlüssel: Alle AT-Propheten weisen darauf hin, dass es durch Christus Rettung (Vergebung der Sünden) gibt

Der letzte Schlüssel des Schlüsselbunds für das Verständnis der Propheten besteht darin, dass sie nicht nur auf Christus und seine Leiden hinweisen, sondern auch auf die Errettung, die es (ausschließlich) in Ihm gibt.

Natürlich wirst du im Alten Testament nicht von „Jesus“ lesen, wobei „Josua“ (bzw. Jehoschua) derselbe Name ist. Doch sprechen die Propheten in aller Regel nicht von „Josua“, sondern vom Messias, dem Sohn Davids und von dem Herrn (Jahwe). Für das Volk Israel war zunächst einmal Gott ihr König und Herrscher. Gott wollte und würde über sie herrschen, und zwar über das Volk auf der Erde. Und in Ihm sollten sie Rettung erhalten.

„Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass dieser der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten ist. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“ (Apg 10,42.43). Das ist tatsächlich erstaunlich. Schon im Alten Testament, ja in allen Propheten (!), lesen wir davon, dass der Glaube an Ihn wirklich rettet.

 

Darum, so spricht der Herr, Herr: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet; wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.

Jesaja 28,16

 

 

Zum Schluss: der Ring des Schlüsselbunds

Ich sage nicht, dass es immer einfach ist, alle diese Hinweise in jedem Propheten zu finden. Es ist eine herrliche Aufgabe für dich und mich, das zu erforschen. Mir sind diese „alten“ Bücher vor diesem Hintergrund besonders wertvoll geworden. Denn das Zentrum ist Christus und seine Schönheit.

Mir ist bewusst, dass diese Bücher zunächst einmal alttestamentlicher Natur sind. Zudem weisen sie im Blick auf die Zukunft auf eine Zeit hin, in der wir, die wir zur Versammlung (Gemeinde) Gottes gehören, nicht mehr auf der Erde leben werden. Aber was meinen Retter betrifft, ist mir selbst wichtig. Vor allem, weil es von einer Zeit spricht, in der Christus endlich auf dieser Erde herrschen wird. Es wird eine vollkommene und herrliche Herrschaft sein.

Jetzt kommt ein wichtiger Grundsatz hinzu, der nicht nur die AT-Propheten betrifft, sondern das gesamte prophetische Wort des Alten und Neuen Testamentes. Das ist der „Ring“, die diese fünf Schüssel im Schlüsselbund sozusagen zusammenhält: Es ist wichtig, dass du verstehst, dass keine Einzel-Prophetie losgelöst werden darf von den anderen Weissagungen der Bibel. Deshalb schreibt der Apostel Petrus:

 

„Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen; indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist. Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist“

2. Pet 1,19-21

 

Mit anderen Worten: Wir müssen das gesamte prophetische Wort im Blick haben. Lass dich nicht entmutigen! Es macht nichts, wenn du erst jetzt mit diesem Teil des Wortes Gottes anfängst. Keiner von uns versteht auf Anhieb oder im Laufe seines Lebens alles in Gottes Wort. Es gibt für jeden von uns Wachstumspotential, und das lebenslang. Vielleicht denkst du sogar: Ich verstehe im Moment fast gar nichts ... Das ist nicht tragisch. Nur solltest du dich damit nicht zufrieden geben.

Freu dich über jede Entdeckung in den Propheten. Aber vergiss nicht: Die Weissagung insgesamt kann man mit einem großen Puzzle vergleichen! Vielleicht hast du gerade nur drei oder vier Puzzleteile angesehen. Du darfst wissen: Jedes einzelne Teil ist großartig. Aber erst mit dem ganzen Bild hast du wirklich einen Überblick und ein Verständnis des ganzen Kunstwerks.

Und alles geht auf das EINE große Ziel zu: Gott möchte diese Erde zubereiten, damit sein Christus hier herrschen kann. Aus den Briefen des Neuen Testaments wissen wir: Er wird zusammen mit seiner Versammlung regieren. Ohne sie will Er nicht regieren. Aber es bleibt wahr: Es geht um Ihn.

Darauf läuft alles hinaus: auf den Christus Gottes, der damals gelitten hat und gestorben ist, der jetzt verherrlicht im Himmel thront. In der Zukunft wird Er einmal über diese Erde herrschen: Das wird wunderbar sein!

 

PS: Im nächsten Heft nehmen wir uns einen Propheten des Alten Testaments vor und versuchen einmal, den Schüsselbund mit den fünf Schlüsseln zu finden.