Bibelstudium

Timotheus - Diener Jesu Christi (Teil 3)

4. Die persönlichen Ermahnungen der beiden Briefe

Wir wollen hier nicht die gesamte Belehrung der beiden Briefe des Paulus an Timotheus behandeln. Dafür empfehlen wir gute Bibelauslegungen. Für junge Gläubige enthalten diese beiden Briefe viele Hinweise, die der Apostel zwar ganz persönlich an sein Kind im Glauben richtete, die aber auch wir beachten sollten. Dabei wollen wir das Wort selbst mit seiner ganzen Kraft auf unser Gewissen und unser Herz einwirken lassen.

4.1. Den Glauben bewahren

In vielen Teilen des Neuen Testaments und ganz besonders in den Briefen an Timotheus hat der „Glaube" eine zweifache Bedeutung.

  • Da ist zunächst einmal die Tatsache, daß geglaubt wird. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Klammern des ganzen Menschen" an die göttliche Offen-barung: „Also ist der Glaube aus der Ver-kündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort" (Röm 10, 17). Dazu bedarf es zweifellos des Verständnisses; es bedarf auch des Herzens, der Empfindungen. Nicht zuletzt ist der Wille gefordert: "Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst" (Offb 22,17). In Verbindung mit dem Wandel des Gläubigen ist der Glaube „eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung [der innere Beweis] von Dingen, die man nicht sieht" (Heb 11,1).
  • Aber „der Glaube" stellt auch das dar, was geglaubt wird: die ganze Offenbarung Got-tes, sowohl im Alten wie im Neuen Testa-ment, deren Mittelpunkt Christus ist. Es handelt sich dabei um die Gesamtheit der Belehrungen, die sich auf Ihn selbst beziehen. Henri Rossier hat diese einmal „die Gesamtheit der gesegneten Wahrheiten, die dem Treuen anvertraut sind" , genannt.

Wenn der Apostel nun in 1. Timotheus 1,5 von dem „ungeheuchelten Glauben" spricht, dann geht es dabei um die Tatsache, daß geglaubt wird. Wenn es dagegen in 1. Timo-theus 4,6 heißt, „auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre" , dann umfaßt das die Gesamtheit der Offenbarung, die Gott uns gegeben hat. Aber beide Bedeutungen sind sehr eng miteinander verbunden. Man kann nicht immer genau unterscheiden, ob sich ein Vers auf das Handeln des Glaubens oder auf das Glaubensgut bezieht. Denn was ist es, das der Glaube aufnimmt, wenn nicht die göttliche Offenbarung? Die Belehrungen des Wortes Gottes können mit großer Genauigkeit unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden, aber ohne den Glauben, der sie als von Gott kommend an-nimmt, gewinnt man aus ihnen bestenfalls eine christliche Philosophie. Man kann also niemals " den Glauben bewahren" (1. Tim 1,19), wenn nicht diese beiden Seiten zusammen vorhanden sind.


4.1.1. Das Aufgeben des Glaubens

Die beiden Briefe enthalten zu diesem Thema verschiedene Ausdrücke wie „abirren" ", „Schiffbruch erleiden" und „abfallen", die sich jeweils auf ganz bestimmte Verhaltensweisen beziehen und auch ihre jeweiligen Ursachen haben.

In 1. Timotheus 1,6 waren einige vom Glauben „abgeirrt" und hatten sich leerem Geschwätz zugewandt, wobei sie sich als Lehrer des Gesetzes ausgaben. Das ist die Vermischung von Judentum und Christentum, die dazu führt, daß man sich von der „Einfalt gegenüber dem Christus" abwendet (2. Kor 11,3).

In 1. Timotheus 1,19 hatten einige, „was den Glauben betrifft, Schiffbruch erlitten", weil sie "ein gutes Gewissen von sich gestoßen" hatten. Der lebendige Glaube ist mit dem Verhalten und dem Wandel eng verbunden. Die drei Dinge, die der Apostel hier unterstreicht, ein reines Herz, ein gutes Gewissen und ein ungeheuchelter Glaube (1. Tim 1,5), sind untrennbar miteinander verknüpft. Wenn ungerichtete Verfehlungen sich häufen, dann stumpft das Gewissen ab. Das Schiff, das sich schon ein gutes Stück auf dem Meer des Lebens befindet, kann so Schiffbruch erleiden. Die Ursache des Unglücks liegt hier nicht in den Motiven und Uberlegungen, sondern in den Trieben, Empfindungen und Fehlern, die die Gemeinschaft mit Gott behindern und zerstören.

In 1. Timotheus 4,1 heißt es, daß „einige von dem Glauben abfallen werden". Das ist die unmittelbare Folge satanischer Einflüsse - betrügerischer Geister, Lehren von Dämonen - die zu Verordnungen, Riten, Enthaltungen füh-ren, die ein respektables äußeres Erscheinungsbild geben, das jedoch nichts mit dem ungeheuchelten Glauben an den Herrn Jesus zu tun hat. In unseren Tagen wird das Gewissen abgestumpft durch den Einfluß östlicher Religionen, durch den Spiritismus oder das degenerierte Christentum, das Verordnungen und asketische Enthaltsamkeit predigt. All diese Dinge haben mit dem wahren christlichen Glauben nichts zu tun.

In 1. Timotheus 5,8 finden wir einen in seinem Zusammenhang unerwarteten Ausdruck: „den Glauben verleugnen". Welchen Grund gibt es dafür? Man hat sich nicht um seine Familie und insbesondere seine Eltern gekümmert! Dadurch wird der christliche Glaube in Frage gestellt, da der Glaube dazu aufruft, zunächst im Bereich des eigenen Hauses Gottesfurcht zu üben. Wir tun dies, indem wir unseren Eltern die Fürsorge erweisen, die wir selbst von ihnen erfahren haben. Welch einen Gegensatz stellt das zu den so unheilvollen Vorstellungen der heutigen Zeit dar, wo man sagt, daß die Kinder, die ja nicht verlangt hätten, geboren zu werden, keinerlei Verpflichtung in bezug auf ihre Eltern besäßen. Diese Gedanken sind in völligem Widerspruch zum Wort Gottes. Gott hat in seiner Gnade gläubigen Eltern gern Kinder anvertraut, damit sie diese für den Herrn Jesus auferziehen (nicht von selbst „aufwachsen lassen"!) und sie auf den Weg des Glaubens führen.

Die Kinder ihrerseits sind zur Dankbarkeit gegenüber ihren Eltern aufgerufen, ganz besonders, wenn Witwenstand, Krankheiten und das Alter diese besonders abhängig von einer Pflege machen. „Ehre deinen Vater und deine Mutter, ... damit es dir wohl ergehe" lesen wir in Epheser 6,2.3. Es ist völlig nach den Gedanken Gottes, daß ein Mann mit der Hochzeit seinen Vater und seine Mutter verläßt und seiner Frau anhangt (Eph 5,31); damit bildet sich eine neue Familie, für die der Ehemann in erster Linie die Verantwortung trägt. Er soll sie nähren und pflegen. Aber dies hindert keineswegs die Zuneigung und die Dankbarkeit denen gegenüber, die uns auferzogen und für uns gesorgt haben.

In 1. Timotheus 6,10 heißt es von einigen, daß sie „von dem Glauben abgeirrt" waren. Die Geldliebe, der leidenschaftliche Wille, materielle Güter zu erwerben, und der Einfluß des Wohlstands, der typisch für unsere Zeit und Umgebung ist, haben jede Art des Bösen und viele Schmerzen zur Folge. Das sind die Dornen im Gleichnis, „und die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach den übrigen Dingen kommen hinein und ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht" (Mk 4,19). Nicht, daß wir faul oder nachlässig sein sollten in unserer Arbeit. Wie viele Aufforderungen zum Fleiß gibt es vor allem in den Sprüchen! Doch es kann geschehen, daß Fleiß einen mehr oder weniger großen materiellen Uberfluß ergibt. Darum folgt die Ermahnung in 1. Timotheus 6,17-19: „Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein noch auf die Ungewißheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuß; Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, damit sie das wirkliche Leben ergreifen." Die ganze Macht und Gnade Gottes sind nötig, um uns in diesem Bereich zu leiten (Mk 10,23-27).

In 1. Timotheus 6,21 lesen wir, daß einige „von dem Glauben abgeirrt" waren, indem sie sich zu der „fälschlich sogenannten Kenntnis" bekannten. Was sollen wir darunter verstehen? Offenbar das, was Kolosser 2,18 so umschreibt: „Indem er auf Dinge eingeht, die er nicht gesehen hat". Das wurde später die „Gnosis" , die schon im Keim in den unnützen Spekulationen über die Engel, ihre Entstehung und das Jenseits enthalten waren. Das sind Spekulationen über die Dinge, die Gott nicht für gut befunden hat, uns zu offenbaren. Laßt uns daraus die Lehre ziehen, die Gedanken Gottes kennenzulernen, so wie sie uns in seinem Wort mitgeteilt sind, und zwar in seinem ganzen Wort. Aber laßt uns nicht unter dem Vorwand, unsere Erkenntnis erweitern zu wol-len, in Dinge eindringen, die Gott uns nicht offenbaren oder näher erklären wollte.

Laßt uns im Vorbeigehen kurz bemerken, daß es in unserem Vers nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse oder Untersuchungen geht. Die göttliche Offenbarung auf der einen Seite und die menschliche Intelligenz auf der anderen Seite, so wie Gott sie ihm zum Entdecken von Naturphänomenen gegeben hat, sind zwei parallele Bereiche, die sich nicht gegeneinander ausspielen lassen oder im Widerspruch zueinander stehen. Wenn unsere derzeitigen Kenntnisse über das Geschaffene ein gutes Stück über diejenigen unserer Vorfahren hinausge-hen, dann sind sie zweifellos noch außerordentlich schwach in bezug auf alles, was ist und was die Wissenschaft Stück für Stück ent-hüllt, um es für die unterschiedlichsten Zwecke zu nutzen, leider durchaus nicht immer zum Guten! An uns liegt es, darüber zu wachen, daß wir nicht Dinge in die Bibel hineinlegen, die sie nicht sagt. Sie ist weder ein Geschichtsbuch noch ein wissenschaftliches Werk, sondern die Offenbarung Gottes, die Christus zum Mittelpunkt hat.

In 2. Timotheus 2,18 finden wir nun einen Zustand, der besonders schwerwiegend ist. Solche, die selbst von der Wahrheit abgeirrt waren, zerstörten den Glauben einiger. Sie begannen mit ungöttlichen, leeren Geschwätzen und zogen verschiedene Wahrheiten in Zwei-fel. In diesem Fall stifteten sie Verwirrung durch die Vermischung der Auferstehung der Seele und der des Leibes. Dann aber ging ihre Lehre noch viel weiter. Sie fraß um sich „wie ein Krebsge-schwür". Man nimmt nach und nach neuartige Ideen in sich auf; man stellt Fragezeichen hinter empfangene Wahrheiten ... und plötzlich stürzt als Folge des inneren Untergrabens das Gebäude des Glaubens zusammen: der Glaube wird zerstört. Was kann man in einem solchen Fall tun? Der Apostel ist hier sehr deutlich: vermeiden .. abstehen ... sich reinigen ... fliehen .. die törichten und ungereimten Streitfragen aber weise ab ... ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten.

In 2. Timotheus 3,8 finden wir schließlich einen Ausdruck, der die schweren Zeiten der letzten Tage beschreibt: „unbewährt hinsichtlich des Glaubens". Die ganze christliche Lehre, der ganze christliche Einfluß, das ganze christliche Leben sind aufgegeben worden.,Es mag eine Form der Gottseligkeit übriggeblieben sein, aber ohne Kraft. Man sucht sein eigenes Vergnügen auf Kosten anderer. Man möchte das Leben jetzt genießen. Die natürliche Liebe verschwindet, und die Eltern zählen nur noch wenig. Man sucht die Befriedigung der Lüste, und wenn die gewöhnlichen, verderbten Quellen nicht mehr ausreichen, dann fügt man künstliche hinzu. Alles das, was christlich ist, wird völlig über Bord geworfen: „Ihr Unverstand wird allen offenbar werden.

 

4.1.2. Wie kann man „den Glauben bewahren"?

Der Apostel wandte sich an Timotheus als an sein echtes Kind im Glauben (1. Tim 1,2). Timotheus war also von neuem geboren. Er besaß diesen „ungeheuchelten Glauben", den der Apostel sofort bemerkt hatte (2. Tim 1,5) und der die Grundlage für alles ist.

Ein junger Mensch, der durch den Glauben ein Kind Gottes geworden ist, hat nötig, von den Worten des Glaubens und der guten Lehre genährt zu werden (1. Tim 4,16). Man kann kein „guter Diener Christi Jesu" sein, wenn man sich nicht von der Bekehrung an und während des ganzen Lebens an diese unverzichtbare Nahrung gewöhnt hat. Der Apostel schrieb daher auch: „Bedenke dies sorgfältig; lebe darin, damit deine Fortschritte allen offenbar seien" (1. Tim 4,15). Im zweiten Brief fügte er hinzu: „Bedenke, was ich sage; denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen" (2,7). Es ist Anstrengung nötig, eine ausdauernde Energie, um die inspirierten Briefe des Apostels zu „bedenken" oder, wie es in den Sprüchen heißt, „Weisheit zu erwerben" Aber diese Anstrengung wäre vergebens, wenn der Herr nicht das nötige Verständnis schenk-te. Salomo sagte das mit den Worten: „Der HERR gibt Weisheit" (Spr 2,6). Auf der einen Seite heißt es also „erwerben", auf der anderen „empfangen". Das eine geht nicht ohne das andere. Der Herr ist es, der gibt. Das ist jedoch kein Grund, nicht zu erwerben. Ohne Ihn etwas zu erwerben, würde nur zu nutzloser Erkenntnis führen.

Es ist unsere Aufgabe zu erwerben, zugleich aber in dem zu bleiben, was wir gelernt haben und wovon wir völlig überzeugt sind (2. Tim 3,14). Das sollen wir nicht wieder loslassen, sondern vertiefen, indem wir uns daran erin-nern: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit" (2. Tim 3,16). Unsere Vorgänger werden nach und nach vom Herrn heimgerufen: wenn Er noch nicht kommt, dann wird eine neue Generation die Verantwortung tragen, die empfangenen Schätze an andere weiterzuge-ben. Wie soll sie das tun können, wenn sie nicht selbst genährt worden und in den Dingen geblieben ist, die die Schrift ihr offenbart hat?

Schließlich ermahnte Paulus Timotheus, dem Glauben nachzustreben (1. Tim 6,11). Petrus unterstreicht das, indem er die Gläubigen er-mahnt, ihrem Glauben die Tugend zuzufügen, und in der Tugend die Erkenntnis usw. (2. Pet 1,5). Dazu braucht man Energie, Ausdauer und ein festes Vorhaben. „Ergreife das ewige Leben", sagte der Apostel. Laß dir nicht wegnehmen, was du empfangen hast. Möge doch Wachstum in der Gnade und der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus bei dir zu finden sein.


4.1.3. Bewahren

In 1. Timotheus 1,19 liegt der Nachdruck auf dem Bewahren des Glaubens und eines guten Gewissens. In Kapitel 6,13.14 schrieb der Apostel: „Ich gebiete dir vor Gott, ... daß du das Gebot unbefleckt, unsträflich bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Chri-stus." Mit dem ganzen Gewicht apostolischer Autorität gab Paulus ein Gebot. Die göttliche Offenbarung, die uns anvertraut ist, ist in dieser Hinsicht ein „Gebot". Es ist vor allen Dingen wichtig, das Gebot unbefleckt zu erhal-ten, selbst wenn man nicht alles versteht, erkennt oder erklären kann. Wenn uns (persönlich) die Schrift nicht in allem ganz klar ist, dann laßt uns keine Zweifel hegen, sondern darauf warten, daß Gott uns seine Gedanken erkennen und verstehen läßt. Zweifellos bringt uns das Wort Freude und Trost (Röm 15,4), aber es ist auch mit aller Autorität des Herrn bekleidet und fordert unseren Gehorsam.

Im zweiten Brief unterstrich der Apostel die Wichtigkeit, „das schöne anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt" zu bewahren (1,14). Er hatte Timotheus gerade aufgefordert, das Bild gesunder Worte festzuhalten, die er von Paulus gehört hatte. Dieses „Bild" hat für uns die inspirierte Gestalt der Briefe des Apostels angenommen, der das Wort Gottes vollendet hat (Kol 1,25). Die apostolische Lehre soll den nachfolgenden Generationen mit Fürsorge und in Treue weitergegeben werden, damit, wenn die Belehrenden abgerufen worden sind, andere ihren Platz einnehmen und die dann jungen, die nach ihnen kommen, belehren (2. Tim 2,2). Ein gutes Gedächtnis und/oder Intelligenz reichen dafür nicht aus. Nur der Heilige Geist, der in uns wohnt, kann es uns schenken, dieses schöne Gut in einer lebendigen und wirkungsvollen Weise weiterzugeben.

Der Apostel schloß seinen ersten Brief mit der nachdrücklichen Ermahnung: „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut" (6,20). Auch nach den vielen Jahrhunderten richtet sich die gleiche Stimme in dem Bewußtsein an uns, dal das, was uns anvertraut wurde, die Gesamtheit der göttlichen Offenbarungen ist. Als der Apostel sah, wie sein Abschied näherkam, konnte er sagen: „Ich habe den Glauben be-wahrt" (2. Tim 4,7). Welch ein Zeugnis, wenn man bis zum Ende eines Lebens als Apostel oder als einfacher Gläubiger nicht müde geworden ist, sich nicht vom Glaubensweg hat abbringen oder fortreißen lassen, wenn man keinen Schiffbruch erlitten hat, nicht die geistlichen Wahrheiten aufgegeben hat, sondern ganz einfach in der Gemeinschaft mit dem Herrn den „Glauben bewahrt" hat!

Timotheus würde allein übrig bleiben, ohne die Stütze, die ihn während sechzehn Jahren auf dem Weg des Glaubens begleitet hatte, wo ihm viele Leiden begegnet waren, die ihn hätten entmutigen können. Was würde nun auf ihn zukommen? Was würde seine Hilfsquelle sein in dem Trubel der Gedanken, den die Umstände und der Feind in seinem Geist aufkommen lassen würden? Der, der sich dem Apostel auf dem Weg nach Damaskus offenbart und ihn durch die Vision im Tempel zu den Nationen gesandt hatte, der ihm während seiner Gefangenschaft in Jerusalem nahe gewesen war, um ihn zu ermuntern: „Sei guten Mutes!", dieser treue Herr, der so nahe war und ihn bei seiner letzten Verantwortung gestärkt und aus iedem bösen Werk retten würde ... dieser gleiche Freund, den er schon lange kannte, würde auch mit dem Geist des Timotheus sein (2. Tim 4,22). Das ist der innigste Wunsch und sind die letzten Worte eines Mannes, für den das Leben Christus war.