Personen in der Bibel

Elihu - ein junger Mann mit schwerer Botschaft (Teil 1)

Folge 1: Elihu von Gott zum Dienst berufen

Junge Menschen und Leiden ein Gegensatz? Mehr junge Leute als vielleicht vermutet werden mit Leiden bei sich oder anderen konfrontiert. Elihu, ein Zeitgenosse Hiobs und vergleichsweise jung, wurde in die Leidensgeschichte Hiobs und die Reaktionen seiner Freunde hineingezogen und sah sich zu Reaktionen veranlasst, deren Form und Inhalt bis heute aktuell sind. Ein kurzer Überblick über das Buch Hiob und über Elihus „Stil“ soll den Einstieg ins Thema erleichtern 

Das Buch Hiob im Überblick

Das Leben und Leiden Hiobs wird im Volksmund beim Eintreffen sogenannter „Hiobsbotschaften“ nur vage angedeutet. Aber auch manche Bibelleser machen eher einen Bogen um das Lesen des ganzen Buches. Eine kleine Übersicht und Einteilung kann eine Hilfe sein, um doch einmal etappenweise diesen interessanten Teil des Wortes Gottes durchzulesen. Die meisten Bibelausleger nehmen an, dass Hiob zur Zeit Abrahams gelebt hat. Hinweise auf die Tierwelt (Kap 40 und 41) und auf Höhlenbewohner unter den Menschen (Hi 29,6; vgl. auch Kap. 24,5-12) lassen auf die Periode nicht lange nach der Sintflut schließen.

  1. Kapitel 1–2: Einleitung und Bericht der Leiden Hiobs.
  2. Kapitel 3: Klage Hiobs.
  3. Kapitel 4–14: 1. Gesprächsfolge zwischen Hiob und seinen Freunden; Eliphas (4–5) – Hiob (6–7) – Bildad (8) – Hiob (9–10) – Zophar (11) – Hiob (12–14). Thema: Erfahrung (Eliphas), Tradition (Bildad) und Dogmatik/Gesetz (Zophar) „beleuchten“ die Lage Hiobs.
  4. Kapitel 15–21: 2. Gesprächsfolge zwischen Hiob und seinen Freunden; Eliphas (15) – Hiob (16–17) – Bildad (18) – Hiob (19) – Zophar (20) – Hiob (21). Thema: Hiob – ein Gottloser?!
  5. Kapitel 22–26: 3. Gesprächsfolge zwischen Hiob und seinen Freunden; Eliphas (22) – Hiob (23–24) – Bildad (25) – Hiob (26). Thema: Hiob – ein Ungerechter?!
  6. Kapitel 27–31: Monologe Hiobs; Themen: Weisheit (27–28); Selbstrechtfertigung (29–31).
  7. Kapitel 32–37: Auftreten und Reden Elihus.
  8. Kapitel 38–41: Antworten und Fragen des Herrn.
  9. Kapitel 42: Das „Ende des Herrn“ (Jak 5,11) mit Hiob und seinen Freunden.

Lektionen aus Hiob

Vielleicht entsteht manchmal die Frage, warum Gott ein so langes Buch verfassen ließ, in dem „nur“ das Thema Leiden behandelt wird – wie man meint. Doch Gott nimmt es zunächst einmal mit diesem schweren Thema nicht leicht, und Er verbindet damit viele weitere Belehrungen, von denen hier einige 1 aufgeführt werden.

  1. Lektion: Ein Mensch – gerecht vor Gott; wie ist das möglich (9,2.15.20; 10,15; 25,4)?
  2. Lektion: Gottes Hand im Leid;
  3. Lektion: Gott ist die Quelle aller Dinge und behält alles in seiner Hand;
  4. Lektion: Satan – „nur“ ein Instrument zur Erfüllung der Absichten Gottes;
  5. Lektion: Anwendungsmöglichkeiten des Buches:
    • a) Ausharren der Gläubigen aller Zeiten;
    • b) Hiob als Bild von Israel;
    • c) Hiob als Hinweis auf den Herrn Jesus. Der Überblick und die Themenhinweise können den umfangreichen Inhalt der Kapitel 1–31 des Buches natürlich nur anreißen. Die beeindruckenden Reden Hiobs und seiner Freunde sind ein gründliches, persönliches Studium wert 2 !

Elihu ein Auftritt zur rechten Zeit im rechten Ton (Kapitel 32)

Nach den langen, mit viel menschlicher Weisheit gespickten und oft emotionalen Reden und Gegenreden Hiobs und seiner drei älteren Freunde entsteht der Eindruck: Hiob ist mit seinen Worten (31,40) und alle vier sind mit ihrem Latein am Ende. Die Freunde haben keine Antwort auf die Ursache für die Leiden Hiobs und hören auf, ihm zu antworten (32,1). Hiob selbst steigert sich angesichts der harten Anklagen immer mehr in Rechtfertigungsversuche, unterbrochen von großen Glaubensaussagen, und will dann sogar Gott selbst auf die Anklagebank setzen und „ihm nahen wie ein Fürst“ (31,37). Was soll dann ein junger Mann noch an Antworten vorbringen, die Bestand haben? Ist das nicht vermessen gegenüber ergrauten Autoritäten und auch gegenüber Gott? Hiob 32 zeigt, wie Gott einen Diener dennoch in diesen heiklen Umständen die richtige innere Einstellung und den richtigen Ton finden lässt. Die verschiedenen Aspekte können auch heute jungen Menschen helfen, sich in außergewöhnlichen Situationen richtig zu verhalten und den vom Herrn gewiesenen Dienst zu erfüllen (Kol 4,17).

1. Die richtige Motivation (32,1–3)

Zwei Haltungen erwecken bei Elihu einen heiligen, von Gott bewirkten Zorn als Motivation für sein Auftreten:

  • Hiob hat sich selbst mehr gerechtfertigt als Gott (Vers 2);
  • Die Freunde Hiobs finden keine Antwort und verurteilen Hiob (Vers 3).

Auch heute kann es Situationen geben, die uns erkennen lassen, dass das Vorgehen oder Verhalten anderer Mitgläubiger in schroffem, offenkundigem Gegensatz zu Gottes Wort ist. Das darf in uns Entrüstung hervorrufen – die geistlich „kanalisiert“ werden muss, um uns vor Sünde zu bewahren (Eph 4,26). Der Herr Jesus blickte auch auf seine Feinde mit Zorn, aber Er war zugleich betrübt über die Verstocktheit ihrer Herzen (Mk 3,5). Wenn wir diese Gesinnung haben, wird der Herr uns vor ungeistlichen Zornausbrüchen (Jak 1,20) schützen.

2. Die richtige Zurückhaltung (Vers 4–7)

Elihu hatte mit einer Antwort 30 Kapitel lang gewartet, weil die Freunde Hiobs älter waren als er. Vorschnelle Antworten sind selten von Nutzen, und gegenüber Älteren immer unpassend. Eine Unterordnung unter sie und ihre Unterweisung sind der richtige Weg (1. Pet 5,5) im Umgang zwischen Jüngeren und Älteren. Älteren sollte nur dann – in unveränderter Haltung – entgegengetreten werden, wenn dies biblisch begründet erforderlich ist (Ps 119,100; 1. Tim 5,1). Das Ob und Wann dazu sollte man unter Gebet vor dem Herrn zu erkennen suchen.

3. Belehrung aus richtiger Quelle (Vers 8–10)

Elihu hat nicht versucht, den weisen, aber menschlichen und daher ins Leere laufenden Reden der Freunde Hiobs selbst gestrickte Gegenargumente gegenüberzustellen. Stattdessen vertraut er auf Gott, den Allmächtigen und auf seinen Geist („Odem“), der allein verständig macht. Dieser Bezug auf den Geist Gottes durchzieht seine Reden (33,4; 34,14; 37,10). Kann das nicht auch für uns heute Ansporn sein, uns durch den Geist Gottes in die Wahrheit leiten zu lassen, um diese dann auch zum gegebenen Zeitpunkt anzuwenden oder zu erläutern (Joh 16,13)?

4. Bereitschaft zum Zuhören (Vers 11–14)

Elihu hätte nach dem ersten Streitgespräch der Freunde mit Hiob (Kapitel 4 bis 14) seine Antworten an den Mann bringen können. Doch er war bereit, ihnen lange (V. 11: „ich harrte auf eure Reden“) und intensiv (Vers 12: „ich richtete meine Aufmerksamkeit auf euch“) zuzuhören. Können wir dem Reden unserer (älteren) Mitgeschwister zuhören und ihre Argumente in Ruhe auf uns einwirken lassen, bevor wir selbst das Wort ergreifen oder handeln (Spr 15,18;18,13)? Das wird das gegenseitige Vertrauen stärken.

5. Bereitschaft zum Dienst (Vers 17–20)

Nach langem Warten, geduldigem Zuhören und Erkennen der danebenliegenden Argumentationen der Älteren ist Elihu dann auch bereit, seinen Dienst zu erfüllen. Das war sicher keine leichte Aufgabe angesichts der Würde Hiobs und seiner Freunde. Aber zu allen Zeiten hat Gott auch junge oder furchtsame Menschen in den Dienst berufen (zum Beispiel Josua oder Gideon), die dann auch spürten: Jetzt kann, jetzt darf ich nicht länger schweigen oder untätig bleiben (vgl. Jeremia 20,7ff.). Wer selbst nach Gottes Gedanken lebt, darf dann auch mit der Zustimmung Gottes und der Gläubigen für seinen Dienst rechnen (Bsp.: Timotheus lebt vorbildlich und wird daher auch zum Dienst empfohlen; 1. Tim 4,12; 1. Kor 16,10.11). Nebenbei: Andere Geschwister sollten Jüngere gerade zu Beginn eines Dienstes durch Gebet und Zuspruch ermuntern.

6. Selbstgericht (Vers 21)

Elihu legt nicht gleich mit einer flammenden Rede los, sondern fordert sich vorab selbst auf, sich vor Parteinahme zu hüten. Wie schnell kann man sich in eine Sache hineinsteigern und dann unbedachte Worte äußern, die den von Gott beabsichtigten Segen beeinträchtigen und den Diener in seinem Zeugnis beschädigen! Das persönliche Selbstgericht war selbst Paulus ein wichtiges Anliegen (1. Kor 9,27) …

7. Gottesfurcht (Vers 22)

Elihu ist sich seiner Verantwortung vor seinem Schöpfer bewusst, der ihn für sein Tun zur Rechenschaft ziehen wird (1. Kor 4,4). Jeder Diener des Herrn sollte daran denken, dass er vor Gottes Angesicht steht (1. Mo 17,1) und nur in dieser Haltung seinen Dienst ausüben kann (2. Kor 2,17). Gilt das nicht genauso für die kleinen Aufgaben am „Tag kleiner Dinge“ (Sach 4,10), den wir manchmal in seinen guten oder negativen Auswirkungen unterschätzen?

Martin Schäfer

Im nächsten Heft: Elihus Botschaft – Balsam im Leid

Fußnoten

1 Quellenhinweis: Vortrag von A.E. Bouter: „Christ dans le livre de Job“ (www.audioteaching.com)

2 Literaturhinweise: Kelly, W.: Gottes Hand im Leiden; Neustadt o.J.; Sondez les Écritures, Vol. 9, Valence (F) Und wie könnte ein Mensch


Die Namen Gottes im Buch Hiob und in den Reden Elihus

Im Buch Hiob wird, besonders in den Reden, für Gott ganz überwiegend das hebräische Wort „Eloah“ (der Mächtige, Unumschränkte oder: der Furcht Einflößende) benutzt 1 .

Dagegen verwendet Elihu überwiegend das Wort „El“ (der Starke), und zwar 19mal 2 . Dieses Wort wird sonst im Buch Hiob nur in Kapitel 23,16; 27,2.11; 31,14.23.28 verwendet.

Außerdem spricht Elihu oft von dem Allmächtigen 3 und von seinem Schöpfer (32,22; 35,10; 36,3).

Der Name „Herr“ (Jehova, der Ewige) taucht bei Elihus Reden an keiner Stelle auf, während er zu Beginn und zum Schluss des Buches durchgängig benutzt wird.

„Elohim“, der im Alten Testament am meisten benutzte Name Gottes, kommt bei Elihu nur in Kapitel 34,9 vor 4 .

 Fußnoten

1 Vgl. hierzu die Fußnote in der Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen) zu Hiob 3,4. Wenn „El“ benutzt wird, weist bei dieser Übersetzung stets eine Fußnote darauf hin.

2 32,13; 33,4.6.14.29; 34,5.10.12.23.31.37; 35,2.13; 36,5.22.26; 37,5.10.14. 3 32,8;

3 3,4; 34,10.12; 35,13; 37,23.

4 S. Fußnote in „The Holy Bible”, New Translation, J.N.Darby. Denn wer verachtet den Tag