Bibelstudium

Der 2. Timotheusbrief (4)

Der zweite Timotheusbrief ist ein sehr persönlich gehaltener Brief, der viele Appelle für Herz und Gewissen enthält. Du solltest ihn so lesen, als sei er gerade für dich geschrieben worden.

Sehr nachdrücklich spornt Paulus seinen Glaubensbruder Timotheus zum Dienst des Wortes an (V. 1). Timotheus soll beim Predigen besonders bedenken: 

  • Alles geschieht unter dem wachsamen und prüfenden Auge Gottes. Wir sollten darum gewissenhaft arbeiten.
  • Der Herr Jesus, der alles sieht, ist der Richter der Lebenden (Mt 25,31-46) und der Toten (Off 20,11-15). Und weil wir seinen Schrecken kennen, überreden wir die Menschen (2. Kor 5,11).
  • Der Herr Jesus wird bald in Macht und Herrlichkeit erscheinen; dann wird der Lohn seiner Diener sichtbar werden. Das spornt uns zu hingebungsvollen Dienst an.
  • Der Herr Jesus wird in Kürze über die Erde regieren. Wir dürfen seine Herrlichkeit teilen. Das gibt uns Mut, auszuharren, wenn es im Dienst Probleme gibt.  

Was soll Timotheus predigen? Das Wort Gottes; seine Verkündigung muss vollständig auf dem Fundament der Bibel ruhen. Wann soll er das Wort Gottes predigen? Timotheus soll in seinen Predigten immer das Wort Gottes in den Mittelpunkt stellen, auch dann, wenn es den Zuhörern unpassend erscheint. Und wie sollte er es tun? Mit Nachdruck.

Dabei gilt es, das Böse aufzudecken, entschlossen zu korrigieren und zu ermahnen. Hierfür benötigt Timotheus – und jeder andere Diener! – Langmut, weil man oft auf Gleichgültigkeit und Widerstand stößt. Außerdem ist es wichtig, die Ermahnungen mit dem Wort Gottes nachvollziehbar zu untermauern (V. 2). 

Eine böse Zeit

Timotheus wird gedrängt, unermüdlich das Wort Gottes zu predigen, weil eine Zeit heraufdämmert, in der man die gesunde Lehre nicht mehr erträgt (und diese Zeit ist heute längst da). Die Ablehnung und Dickfelligkeit der Mitmenschen soll also nicht dahin führen, die Arbeit zurückzufahren, sondern muss Ansporn sein, erst recht das unveränderliche Wort Gottes zu proklamieren! Die Menschen begehren statt Predigern der gesunden Lehre eine Vielzahl von Lehrern, die sie in ihren verschiedenen Begierden bestärken und das sagen, was ihnen angenehm ist (V. 3). Sie weigern sich, ihre Herzen von dem Wort Gottes „durchbohren“ zu lassen (vgl. Apg 2,37; Heb 4,12-13), und kehren sich von der Wahrheit ab. Aber dabei bleibt es nicht: Sie wenden sich sogar zu den Fabeln hin. Damit sind nicht Grimms Märchen gemeint, sondern Erzählungen und Phantasien auf geistlichem Gebiet (V. 4).

Timotheus wird ermahnt, in allem nüchtern zu sein. Er soll nicht das reden, was ihm Applaus einbringt, sondern Leidensbereitschaft zeigen (V. 5). Zu seinem Dienst gehört die evangelistische Arbeit, die nicht vernachlässigt werden darf. Der junge Timotheus soll sich nicht entmutigen lassen, er soll seinen ganzen Dienst vollführen, wie Paulus es getan und wozu der Apostel in einem früheren Brief Archippus ermuntert hat (Kol 4,17).

Der gute Kampf

Ermunterung für Timotheus war sehr nötig, denn bald würde sein väterlicher Freund „seine Zelte auf der Erde abbrechen“. Paulus vergleicht seinen Tod mit einem Trankopfer, das schon dargebracht wurde (V. 6). Ein Trankopfer aus Wein wurde im israelitischen Gottesdienst über ein Schlachtopfer ausgegossen (4. Mo 28,14). So krönte Paulus sein Leben, das wie ein lebendiges Schlachtopfer war (Röm 12,1), mit dem Märtyrertod.

Dann blickt Paulus auf sein Leben zurück (V. 7). Er hat den guten Glaubenskampf geführt und seine Kraft nicht in Wortgefechten verbraucht (Kol 1,29; 4,12; 1. Tim 1,18; 6,12; 2. Tim 2,14.24). Den Glaubenslauf hat er zielorientiert vollendet und war nicht stehen geblieben (1. Kor 9,24-17). Und das wertvolle christliche Glaubensgut hat er sorgfältig behütet.

Der gerechte Richter wird ihm als Antwort auf sein gerechtes Leben an seinem Richterstuhl die „Krone der Gerechtigkeit“ geben. Sie ist aber kein Exklusivrecht für den Apostel der Nationen. Sondern jeder empfängt die Krone, der die Erscheinung des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit nicht nur kennt, sondern sie liebt (V. 8). Diese Liebe zeigt sich dadurch, dass man dem Herrn Jesus gehorsam dient.

Timotheus soll bald kommen

Timotheus soll sein Bestes tun, sobald wie möglich zu kommen, denn es war sehr einsam um Paulus geworden (V. 9). Demas hat Paulus im Stich gelassen, weil er die Welt liebgewonnen hatte; er befand sich nun in Thessalonich. Der nicht weiter bekannte Krescenz ist im Dienst für den Herrn nach Galatien gegangen und der bekannte Titus nach Dalmatien (V. 10). Nur Lukas, der geliebte Arzt, ist noch bei Paulus. Für die (schriftliche) Arbeit, die Paulus in den letzten Wochen seines Lebens erledigen will, braucht er dringend Verstärkung. Deshalb bittet er Timotheus, Markus mitzubringen (V. 11). Ausgerechnet Markus! Er war es, der Paulus bei seiner ersten Missionsreise verlassen hatte und Anlass zu einer Verbitterung mit Barnabas gewesen war (Apg 15,37-39). Aber Paulus übersieht nicht, was der Herr an ihm gewirkt hat und wie nützlich er ihm sein könnte. Obwohl Paulus vereinsamt war, hat er Tychikus nach Ephesus gesandt, weil er in dieser Stadt – die mit zu denen gehört, die sich von Paulus abgewandt hatten (2. Tim 1,15) – einen wichtigen Dienst für den Herrn erledigen sollte (V. 12).

Wenn Timotheus sich von Ephesus aus auf den Weg nach Rom machen würde, sollte er in der Stadt Troas, die auf dem Weg lag, den Mantel des Paulus bei Karpus abholen. Außerdem will Paulus gern Bücher zum Lesen und Pergamente zum Schreiben haben (V. 13). Merkwürdig, dass Paulus sich um alles kümmern muss und die Gläubigen ihn nicht im Gefängnis mit dem Notwendigen versorgen! Ein persönlicher Feind von Paulus ist Alexander, der Schmied. Dieser Alexander hat Paulus enormen Widerstand geleistet. Es war zwecklos mit ihm zu reden, Timotheus sollte ihm aus dem Weg gehen (V. 14-15).

Der Beistand des Herrn

Paulus erfährt nicht nur Widerstand durch Feinde, sondern es fehlt ihm auch Beistand durch seine Freunde. Bei seiner ersten Gerichtsverhandlung war der Apostel ganz allein. Die Freunde haben die Chance nicht genutzt, für ihn vor Gericht zu plädieren und ihre Sympathie zu bekunden. Es erging Paulus wie seinem Meister, von dem es heißt: „... da verließen ihn alle" (Mt 26,56). Aber Paulus ähnelt seinem Herrn auch in seiner vergebungsbereiten Haltung (V.16; vgl. Lk 23,36).

Wenn auch alle Paulus verlassen haben, so stand ihm doch der Herr bei. Er stärkte ihn für den Gipfelpunkt seines Verkündigungsdienstes. Selbst als Angeklagter ist Paulus nicht in der Defensive – er macht den Gerichtssaal zu einer Kanzel. Er trägt den Namen Jesu vor Nationen, Könige und Richter (Apg 9,15-16; 23,11; Phil 1,13). Und der Herr errettete ihn bei der ersten Gerichtsverhandlung vor dem blutrünstigen Kaiser Nero, hinter dem der Teufel als ein brüllender Löwe stand (V.17; 1. Pet 5,8).

Paulus ist sich gewiss: „Der Herr rettet mich vor jedem bösen Werk. Nichts lässt Gott zu, durch das ich im Glauben Schiffbruch erleide. Er bewahrt mich für sein himmlisches Reich, auch wenn ich als Märtyrer leiden muss.“ Der Tod ist für den Glaubenden ja ein Türöffner, um ihn in die Gegenwart dessen zu bringen, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit (V. 18)!

Grüße

Auch wenn Paulus mit dem Himmel beschäftigt ist, denkt er an andere und lässt sie grüßen. Dazu gehört das hingebungsvolle Ehepaar Priska (die Verkleinerungsform von Priscilla) und Aquila, die jetzt wieder in Ephesus waren. Er grüßt auch das Haus des Onesiphorus (V.19; vgl. 2. Tim 1,16-18).

Paulus informiert Timotheus, der sich für das Werk des Herrn interessiert, wo sich seine Mitarbeiter Erastus (Apg 19,22) und Trophimus (Apg 20,4; 21,29) jetzt befinden (V. 20). Das macht Paulus noch einmal bewusst, wie einsam es um ihn geworden ist. Deshalb wiederholt er die Bitte an Timotheus, bald zu kommen (vgl. V.9), und fügt hinzu: „vor dem Winter" (V. 21). Denn für Timotheus würde die Schifffahrt dann gefährlich werden, wie Paulus aus Erfahrung weiß  (Apg 27). Außerdem braucht Paulus den Mantel im Winter.

Paulus richtet noch Grüße von uns unbekannten Gläubigen in Rom aus (V. 21). Timotheus war in Rom gewesen und kannte sicherlich viele persönlich (vgl. Heb 13,23). Der Apostel wünscht dem jungen Timotheus, dass der Herr mit seinem Geist sei, und er schließt, auch wenn es ein persönlicher Brief ist, mit einem Gnadenwunsch für alle Gläubigen (V. 22) – auch für dich.

Wir wollen die Appelle von Paulus an Timotheus aus Kapitel 4 noch einmal auflisten: 

  • Predige entschieden das Wort!
  • Überführe!
  • Weise ernstlich zurecht!
  • Ermahne!
  • Sei nüchtern in allem!
  • Leide Trübsal!
  • Tu das Werk eines Evangelisten!
  • Vollführe deinen Dienst!

 

Wenn auch manche der Aufforderungen an Timotheus für dich (als jungen Christen) nicht direkt gelten, so schälen sich aus diesen Aufforderungen wichtige Prinzipien heraus: Wir sollen treu zu Gottes Wort stehen, bereit sein, Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen und sollen unsere Arbeit für den Herrn ernst nehmen. Bist du dabei?