Bibelstudium

2. Timotheus - Teil 3

Timotheus weiß, dass sich viele Christen von Paulus abgewandt haben (2. Tim 1,15). Jetzt zeigt Paulus etwas, was Timotheus noch nicht wusste, aber wissen sollte (V. 1): Die letzten Tage der Christenheit würden schwer zu ertragen sein, weil die Menschen sich von der Wahrheit abkehren. In „späteren Zeiten“ fielen einige vom Glauben ab (1. Tim 4,1), aber in den letzten Tagen ist es der allgemeine Trend, ein hohles Christenleben zu führen, weil man die lebensverändernde Kraft des Evangeliums nicht kennt.

Paulus nennt Charakterzüge dieser Menschen, die nur formell Christen sind. Es ist erschreckend zu sehen, dass diese Christen sich ähnlich wie die unzivilisierten Heiden verhalten, die Paulus eindrücklich in Römer 1,21-31 beschreibt. Die 19 Merkmale der Menschen in den letzten Tagen sind (V. 2-5):

  • Selbstsüchtig: Das Ich steht bezeichnenderweise an erster Stelle. Egozentrik ist chic.
  • Geldliebend: Wer sich selbst liebt, liebt auch das Geld, das man für sich selbst ausgeben kann.
  • Prahlerisch: Wer Geld hat, hat etwas zum Prahlen. Darüber hinaus gibt es noch viele Dinge, mit denen man sich glaubt, brüsten zu können.
  • Hochmütig: Prahlerei fällt auf, Hochmut nicht unbedingt. Und doch muss das heilige Auge Gottes diese böse Gesinnung in ihren Herzen wahrnehmen.
  • Lästerer: Sie reden hochtrabend von sich, aber beleidigend von Gott und Mitmenschen.
  • Eltern Ungehorsame: Ihr respektloses Verhalten zeigt sich auch deutlich im Ungehorsam den Eltern gegenüber.
  • Undankbar: Sie nehmen die Fürsorge der Eltern und vieles andere als selbstverständlich an und meinen, sich nicht bedanken zu müssen.
  • Unheilig: Ihr Leben steht im Widerspruch zu der Heiligkeit Gottes.
  • Ohne natürliche Liebe: Wer die heiligen Maßstäbe Gottes nicht schätzt, dem geht die natürliche Liebe verloren. Darum sind die Familien der Menschen in den letzten Tagen oft ein Scherbenhaufen.
  • Unversöhnlich: Der Streit mit anderen wird sorgsam gepflegt. Man ist weder zum Bekenntnis noch zur Vergebung bereit.
  • Verleumder: Diejenigen, mit denen man nicht grün ist, setzt man mit Worten herab und stellt sie in ein schlechtes Licht.
  • Unenthaltsam: Es mangelt den Menschen in den letzten Tagen im groben Maß an Selbstbeherrschung.
  • Grausam: Bei allem technischen Fortschritt offenbart sich doch barbarische Grausamkeit, wie es zum Beispiel viele ungeborene Kinder im Mutterleib erleben.
  • Das Gute nicht lieben: Sie lieben das nicht, was wesenhaft gut ist, wie zum Beispiel die Tugend der Demut.
  • Verräter: Das Vertrauen anderer wird missbraucht, um egoistische Ziele zu verfolgen.
  • Verwegen: Man liebt draufgängerische Abenteuer und nimmt keine Rücksicht.
  • Aufgeblasen: Hinter dem großspurigen Auftreten ist nur Dampf zu finden. Heiße Luft um nichts.
  • Mehr das Vergnügen lieben als Gott: Sie lieben sich selbst, das Geld und das Vergnügen. Aber Gott?
  • Kraftlose Form der Gottseligkeit: Sie sind äußerlich Christen, haben aber keine Beziehung zur Kraftquelle für ein Leben mit und für Gott.

Übrigens: Wenn du bei allen diesen Punkten das Gegenteil formulierst, hast du ein großartiges Lebensprogramm für dein Leben.

Verführer und Verführte

Von solchen Leuten soll Timotheus sich wegwenden. Denn aus dieser Gruppe übel gesinnter Menschen entwickeln sich Irrlehrer. Diese predigen nicht die Wahrheit vor vielen Zeugen (2. Tim 2,2), sondern schleichen sich wie eine Schlange in die Häuser und verbreiten dort den Irrtum. Sie haben Erfolg bei Menschen, die von Emotionen geleitet werden, von Verfehlungen beladen sind und beherrscht werden von ihren Begierden (V. 6). Die Verführten versuchen, eifrig Lehren zu finden, die ihr Leben glücklicher machen, die sie aber nicht zwingen, über ihre Sünden Buße zu tun und diese zu lassen. Doch so können sie nicht zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (V. 7).

Die Verführer widerstehen der Wahrheit, so wie die ägyptischen Zauberer, die in Ägypten die Wunder Moses nachäfften und damit verhinderten, dass der Pharao von den göttlichen Wundern beeindruckt wurde (V. 8; 2. Mo 7,11.12.22; 8,7). Diese modernen Nachahmer zeigen eine miserable Geisteshaltung und haben sich im Blick auf die christliche Glaubenswahrheit als untauglich erwiesen (V. 9).

Doch Gott entlarvt die selbst ernannten Propheten, indem Er klar macht, dass seine Kraft nicht in ihnen wirkt und sie nur schlitzohrig die Wahrheit imitieren. So waren Jannes und Jambres, die im Alten Testament namentlich nicht erwähnt werden, nicht fähig, aus dem Staub Leben hervorzubringen und mussten anerkennen, dass Gott durch Mose wirkte (2. Mo 8,19). Schließlich konnten sie aufgrund der Plage mit Geschwüren sogar nicht einmal mehr vor den Pharao treten (2. Mo 9,11).

Das Leben von Paulus

Paulus lebte ganz anders als die religiösen Verführer. Timotheus wusste das genau (vgl. 1. Tim 4,6). Er kannte die Lehre des Apostels. Das war keine Lehre, die Paulus erfunden oder entwickelt hat. Er hatte sie von Gott durch Offenbarung empfangen und war auch beauftragt worden, die Wahrheit auszubreiten. Und Paulus lebte in Übereinstimmung mit der Wahrheit, die er verkündigte. Er unterstrich durch sein Leben die Lehre und strich sie nicht durch. Sein Verhalten fußte auf dem Vorsatz, ein zielorientiertes Christenleben zu führen (vgl. Phil 3,14). Das funktionierte nicht in eigener Kraft, sondern durch das Glaubensvertrauen auf den Herrn Jesus Christus. Paulus zeigte Langmut sowie Liebe zu Gott, zu den Glaubensgeschwistern und allen Menschen. Die Selbstliebe aber war Paulus fremd (vgl. 2. Tim 3,2). Und wenn es knüppeldick kam, harrte Paulus aus (V. 10). Dazu gehören die Leiden in Antiochien, Ikonium, Lystra und andere Verfolgungen, aus denen der Herr ihn errettet hatte (V. 11).

Alle, die mit und für Gott leben wollen und nicht nur formell Christen sind, werden eins erleben: Verfolgung in der einen oder anderen Form (V. 12). Über dem Leben der bösen Menschen und Betrüger steht ein anderes Wort: Verführung. Sie verführen und werden verführt. Wenn auch einzelne falsche Lehrer gestoppt werden (V. 9), so ist die allgemeine Entwicklung ein Fortschreiten im Bösen: Die Schüler gehen weiter als ihre Lehrer (V. 13).

Das Wort Gottes

Auf die „neuen Erkenntnisse“ von Verführern braucht sich Timotheus nicht einzulassen. Er soll bei dem bleiben, was er gelernt hat und wovon er weiß, dass es richtig ist, da sich seine Überzeugung aus reinen, zuverlässigen Quellen speist (V. 14):

  • der apostolischen Belehrung (letztlich: das Neue Testament)
  • den heiligen Schriften (das Alte Testament)
  • Das Alte Testament kannte der Halbjude Timotheus schon von den jüngsten Kindheitstagen an (als es das Neue Testament noch nicht gab). Seine gottesfürchtige Mutter und Großmutter unterwiesen ihn in den Schriften des Alten Testaments, die eine Hilfe sind, die Errettung besser zu verstehen, die jeder erfährt, dessen Glaubensfundament Jesus Christus ist (V. 15).

Alle Schrift, das heißt die ganze Bibel, ist von Gott inspiriert. Jeder Buchstabe in den Urschriften ist von Gottes Geist gewollt und bewirkt. Das Wort Gottes ist von großem Nutzen, um ein „vollkommener Mensch Gottes“, d. h. geistlich erwachsen zu werden. Die Bibel ist dienlich zur:

  • Lehre: Jede sinnvolle Belehrung fußt auf der Bibel. Eigene und philosophische Gedanken greifen stets zu kurz.
  • Überführung: Durch die Worte Gottes kann man klarmachen, dass ein Weg verkehrt ist.
  • Zurechtweisung: Die Bibel ist Grundlage dafür, den rechten Weg zu weisen.
  • Unterweisung in der Gerechtigkeit: Die Bibel gibt denen Unterricht, die ein Leben in Übereinstimmung mit Gott und seinem Willen führen wollen (V. 16).

Durch das Wort wird derjenige, der vor Gott steht und für Gott einsteht, vollkommen. Damit ist nicht ein Zustand der Sündlosigkeit gemeint. Es geht darum, dass wir in geistlichen Dingen keinen Mangel mehr leiden. Wenn das der Fall ist, sind wir zu jedem guten Werk völlig geschickt. Wir werden nicht zu Universalgenies – aber es gibt keine moralischen Barrieren in unserem Leben mehr, die uns daran hindern, ein gutes Werk zu tun (V. 17).

Wir wollen die Appelle von Paulus an Timotheus aus Kapitel 3 besonders in unser Herz fassen:

  • Wisse Bescheid über die Entwicklung und den Zustand der Christenheit!
  • Wende dich ab von Namenschristen, die fromm tun, aber unfromm leben!
  • Bleibe bei dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist!