Personen in der Bibel

Kaleb

(4. Mose 13 und 14; Josua 14,6-15)

Kaleb, der Zeitgenosse Josuas, war ein Glaubensmann, von dem wir viel lernen können. Was die Bibel über ihn berichtet, ist beispielhaft für jeden von uns.

Gegen den Strom schwimmen

Kaleb gehörte zu den zwölf Kundschaftern, die auf Verlangen des Volkes Israel auszogen, um das Land Kanaan auszuspähen (5. Mo 1,22; 4. Mo 13; 14). Vierzig Tage waren sie unterwegs. Dann kamen sie zurück, reich beladen mit Früchten des Landes. Sie konnten die Worte des Herrn bestätigen, der dem Volk mehrfach zugesichert hatte, sie in ein Land zu bringen, das von „Milch und Honig“ fließt (2. Mo 3,8.17; 13,5; 33,3; 3. Mo 20,24). Aber außer Kaleb und Josua gab es noch die anderen zehn Kundschafter: Diese hatten sich durch befestigte Städte und mächtige Einwohner einschüchtern lassen. Durch ihre Furcht, ihren Unglauben und durch ein böses Gerücht, das sie über das Land verbreiteten, machten sie das ganze Volk verzagt und verleiteten es zur Rebellion gegen Mose, Aaron und den Herrn (vgl. 4. Mo 13,26–14,4).

Genau in dieser Situation tritt plötzlich Kaleb auf. Mutig meldet er sich gegen die zehn Kundschafter zu Wort und beschwichtigt das Volk gegenüber Mose (4. Mo 13,30). Doch leider ohne Erfolg. Die zehn widersprechen ihm und wiegeln das Volk weiter auf. Jetzt hätte Kaleb sich sagen können: „Es hat wohl keinen Zweck. Wenn alle das so sehen, dann kann man eben nichts machen.“ Doch weit gefehlt – Kaleb gibt nicht auf. Noch einmal tritt er zusammen mit Josua vor das aufgebrachte Volk und appelliert eindringlich an sie, sich nicht gegen den Herrn zu empören, sondern mit seiner Hilfe in das Land zu ziehen. Doch statt auf sie zu hören, will das Volk die beiden sogar steinigen (4. Mo 14,5-10).

Dieses entschiedene Verhalten war für Gott so wertvoll, dass er Kaleb bezeugte, dass „ein anderer Geist“ in ihm war und er Ihm völlig nachgefolgt war (4. Mo 14,24). Gott sucht auch heute noch nach solchen, in denen ein „anderer Geist“ ist, die die Trends dieser Welt nicht mitmachen, sondern sich entschieden auf Gottes Seite stellen, indem sie seinen Zusagen vertrauten. Solche Christen sind bereit, „gegen den Strom zu schwimmen“. Das ist nicht leicht. Besonders, wenn wir in der Schule oder am Arbeitsplatz als (junge) Christen ganz allein sind. Doch wir können gewiss sein, dass der Herr sich dazu bekennt und uns dafür reich segnen wird.

Gott völlig nachfolgen

Insgesamt sechsmal wird von Kaleb gesagt, dass er seinem Gott „völlig nachgefolgt“ ist. Fünfmal sagen es andere (4. Mo 14,24; 32,12; 5. Mo 1,36; Jos 14,9.14) und einmal sagt er es von sich selbst indem er Gottes Urteil zitiert (Jos 14,8). Und er ist in der Tat ein ganz besonderes Vorbild für echte und treue Nachfolge.

Das erste Zeugnis erhielt Kaleb von Gott. Wie kam es dazu? Kaleb hatte Standfestigkeit und großen Glauben bewiesen. Er vertraute Gott und rechnete auf seine Hilfe. Wir lernen daraus, dass sich treue Nachfolge nicht in erster Linie in großen Aktivitäten für den Herrn zeigt, sondern durch ein Leben in Abhängigkeit und Glaubensvertrauen.

45 Jahre später lässt Gott in Josua 14 noch einmal bezeugen, dass Kaleb Ihm völlig nachgefolgt war. Das ist umso beeindruckender, wenn wir bedenken, dass die dazwischenliegenden Jahre für Kaleb von großer Entbehrung, jahrelangem Wandern in der heißen Wüste und vielen Prüfungen gekennzeichnet waren. Doch all dies hatte ihn nicht davon abgebracht, seinem Gott in Gehorsam und mit Ausharren völlig nachzufolgen. So wollen wir es auch machen: unserem Herrn nicht nur zu Beginn unseres Glaubenslebens treu nachfolgen, sondern beständig, in guten und auch in schwierigen Zeiten.

Gott glauben und sich auf sein Wort stützen

Gott hatte Kaleb fest versprochen, ihn in das Land zu bringen und ihm dort ein Erbteil zu geben (4. Mo 14,24; 5. Mo 1,34-36). Und wie Abraham „zweifelte er nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde gestärkt im Glauben, Gott die Ehre gebend, und war der vollen Gewissheit, dass er, was er verheißen hatte, auch zu tun vermag“ (Röm 4,20.21). Dieses Glaubensvertrauen gab Kaleb die Kraft, sich in der Wüste gegen die zehn ungläubigen Kundschafter zu stellen, danach jahrzehntelang durch die Wüste zu wandern und schließlich sein Erbteil aus der Hand von mächtigen Feinden zu erobern. Kaleb hatte die Macht und Hilfe Gottes bei der Befreiung aus Ägypten kennengelernt. Diesem Gott und dessen Zusagen vertraute er in allen Situationen. Auch während der Wüstenreise erlebte Kaleb, dass Gott zu seinem Wort steht. Alles traf so ein, wie Gott es gesagt hatte:

  • dass alle Männer von 20 Jahren aufwärts in der Wüste sterben und nicht ins Land kommen würden (4. Mo 14,22.23.29).
  • dass Er Kaleb und Josua in das Land bringen würde (4. Mo 14,24.30).

Mit jedem Israeliten, der in der Wüste starb, wurde Kaleb einsamer, weil gerade seine Generation vom Tod betroffen war. Das wird für ihn nicht einfach gewesen sein. Andererseits erinnerte ihn das an die Zuverlässigkeit der Worte Gottes. Das wird in Josua 14 ganz deutlich: Immer wieder spricht er dort von dem Wort, das der Herr geredet hatte (vgl. V. 6.10.12). Darauf hatte er sich sein Leben lang gestützt.

Wir besitzen heute das ganze Wort Gottes mit einer Fülle an Zusagen für uns – viel mehr als Kaleb damals hatte. Glauben wir diesem Wort? Halten wir daran ausnahmslos fest und ist es die Richtschnur für unser Leben?

Das verheißene Land wertschätzen

Als Kundschafter hatte Kaleb gesehen, wie schön und fruchtbar das von Gott verheißene Land war. Und das, was er gesehen hatte, ließ ihn nicht wieder los. Die Erinnerung daran bewahrte er 45 Jahre in seinem Herzen. Sie befähigte ihn, alle Mühen und Entbehrungen der Wüstenreise zu ertragen und kraftvoll bis zum Ziel durchzuhalten. Wie sehr er das verheißene Land wertschätzte, zeigt der Bericht in Josua 14. Während all der Jahre der Wüstenreise wird nichts weiter von ihm erwähnt. Aber sobald es um die Verteilung des Landes geht, ist Kaleb sofort zur Stelle und erinnert Josua an die Verheißung des Herrn, ihm ein Erbteil im Land zu geben. Darum ging es ihm, dieses Ziel hatte er die ganze Zeit vor Augen.

Auf uns übertragen bedeutet das: „Sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,1.2). Die Beschäftigung mit unserem Herrn im Himmel und mit dem Segen, der uns in Ihm geschenkt ist, gibt uns Kraft, auf der Erde unser Alltagsleben zu meistern. Auch heute gilt: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Mt 6,21).

Mit Energie und Mut das Erbe in Besitz nehmen

Stellen wir uns vor: Ein 84-jähriger Mann kommt zu Josua und bittet ihn, ihm nun das Gebirge zu geben, das Gott ihm versprochen hatte. Die Eroberung war keine Kleinigkeit! Es handelte sich nämlich um große und befestigte Städte, in denen Riesen (die Enakim, vgl. 5. Mo 2,10.11.21) wohnten. Aber er wollte genau das Gebiet erhalten, wohin er damals als Kundschafter gekommen war und dessen Schönheit und Fruchtbarkeit er gesehen hatte. Und um dieses Ziel zu erreichen, war ihm keine Anstrengung zu groß und kein Feind zu mächtig. Er schreckte auch im Alter vor nichts zurück und vertrieb aus Hebron drei der mächtigen Söhne Enaks (Jos 15,14). Es hat den Anschein, dass Kaleb der Einzige war, der alle Feinde aus seinem Erbteil vertrieb und es vollständig in Besitz nahm.

Auch wir haben ein Erbteil. Es ist nicht hier auf der Erde, sondern „ein unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist“ (1. Pet 1,4). Und noch ein Unterschied besteht zu Kaleb: Während er das Land Kanaan als Kundschafter nur einmal und relativ kurz sehen konnte, können wir uns jetzt schon jederzeit im Glauben in unserem himmlischen „Kanaan“ aufhalten. Denn das Land Kanaan ist ein Bild der himmlischen Örter, in die wir heute schon in Christus versetzt sind (vgl. Eph 2,6): Es ist der himmlische, geistliche Bereich, wo wir mit Christus verbunden sind und woher unser Segen stammt. Und so, wie Kaleb in seinem Erbteil mächtige Feinde vertreiben musste, so gibt es auch für uns einen Kampf in den himmlischen Örtern: Die geistlichen Mächte der Bosheit (vgl. Eph 6,12), Satan und seine Engel, wollen uns unseren himmlischen Segen streitig machen. Sie können uns zwar die geistlichen Segnungen als solche nicht rauben, weil der Herr Jesus sie uns durch seinen Sieg am Kreuz erworben hat. Aber der Feind will uns daran hindern, uns mit ihnen zu beschäftigen und uns daran zu erfreuen. Das tun sie z. B. dadurch, dass sie uns zu einer übermäßigen Beschäftigung mit irdischen Dingen wie Hobbys o.ä. verleiten oder uns vom Lesen des Wortes Gottes oder vom Gebet abhalten. Der Teufel will keine glücklichen Christen sehen. Er will auch keine Christen sehen, die Gott dienen und seinen Sohn aus den Himmeln erwarten (vgl. 1. Thes 1,10). Dem Feind sind träge und irdisch orientierte Christen recht, deren Leben sich kaum von dem der Weltmenschen unterscheidet. Um vor den Listen des Teufels bestehen zu können, benötigen wir wie Kaleb geistlichen Mut und Glaubensenergie. Nur so können wir unser himmlisches Erbe in Besitz nehmen.

Das Beispiel Kalebs motiviert, dem Herrn in Treue nachzufolgen, uns viel mit unseren christlichen Segnungen zu beschäftigen, und, mit dem Ziel vor Augen, unser Leben zur Ehre des Herrn zu führen!