Bibelstudium

2. Timotheus (Teil 2)

Ein Gang durch den zweiten Timotheusbrief (zweiter Teil)

 

In einer vierteiligen Serie wollen wir uns den zweiten Timotheusbrief etwas näher ansehen. In diesem Artikel geht es um das zweite Kapitel.

Der zweite Timotheusbrief ist ein sehr persönlich gehaltener Brief, der viele Appelle für Herz und Gewissen enthält. Du solltest ihn so lesen, als sei er gerade für dich geschrieben worden.

Ermunterung zum Dienst

Paulus ermuntert Timotheus, zu dem er ein enges Vertrauensverhältnis hat, stark zu sein. Dabei geht es nicht darum, natürliche Kräfte zu mobilisieren, sondern den Herrn Jesus im eigenen Leben wirken zu lassen (V. 1).

Timotheus benötigt diese Kraft, um das weiterzugeben, was der Apostel ihm vor den Ohren vieler Menschen verkündigt hat. Dabei soll er sich besonders um Leute bemühen, die zwei Eigenschaften aufweisen: Treue im Leben und Tüchtigkeit in der Lehre (V. 2). Es sind die treuen und klugen Knechte, die zur rechten Zeit der Dienerschaft geistliche Speise geben (Mt 24,45). Insgesamt werden hier vier Generationen gezeigt: Paulus, Timotheus, treue Leute und die von ihnen belehrten Gläubigen. Vergleichbares finden wir auch schon in Joel 1,3: „Erzählt davon euren Kindern, und eure Kinder ihren Kindern, und ihre Kinder dem folgenden Geschlecht.“

Anhand von drei Berufen macht Paulus klar, wie ein Christ sich verhalten soll. Zuerst nennt er den Soldaten, der von seinem Heerführer gegen Sold angeworben worden. Er nimmt Schwierigkeiten und Leid in Kauf, um seinen Dienst auszuführen. So soll es auch ein Streiter Christi machen (V. 3). Ein Soldat an der Front konzentriert sich auf das Kampfgeschehen und lässt sich nicht durch tausend Alltagsdinge ablenken. Er will dem gefallen, der ihn gegen Lohn in den Heeresdienst gestellt hat. So sollen Christen sich nicht durch Beschäftigungen des Lebens so einwickeln lassen, dass diese sie abziehen vom Dienst des Herrn, der sie durch sein Blut erworben hat (V. 4).

Der Kampfsportler muss sich an die Spielregeln halten, sonst kann er den Siegpreis nicht erkämpfen, auch wenn er sich noch so angestrengt hat. Regelkonform muss es auch im Dienst für Gott zugehen: Alles, was wir tun, muss sich am Maßstab der Bibel orientieren (V. 5).

Der Ackerbauer ist durch harte Arbeit und geduldiges Warten geprägt, denn die Früchte des Feldes reifen nur langsam heran. Auch Jünger Jesu müssen ausdauernd ihren Dienst verrichten, bevor sie die Ergebnisse ihrer Arbeit bei der Ankunft des Herrn sehen können (V. 6; Jak 5,7).

Bedenken und Erdulden

Timotheus soll sich Zeit nehmen, über die Belehrungen nachzudenken. Und auch wir brauchen Ruhe für Gottes Wort. Wenn wir betend über die Aussagen der Bibel nachdenken, werden wir erleben, dass der Herr uns Verständnis geben wird (V. 7).

In Vers 7 sprach Paulus vom Verständnis in allen Dingen, in Vers 8 redet er von einer Person: dem Herrn Jesus Christus. Auf Ihn soll Timotheus seine Gedanken beständig richten. Dieser Jesus ist gestorben und aus den Toten auferstanden – eine Wahrheit, die besonders im Neuen Testament vorgestellt wird. Jesus ist aber auch ein Nachfahre Davids, der auf dem Thron Davids im Friedensreich sitzen wird. Diese Wahrheit finden wir speziell im Alten Testament. Und alles gehört zu dem Evangelium, dessen Diener Paulus geworden war (vgl. Röm 1,1-4). Dieses Evangelium brachte Paulus derart in Schwierigkeiten, dass er wie ein Verbrecher gefesselt wurde. Doch wenn auch die Füße der Verkündiger in den Stock gelegt werden, das Wort Gottes läuft weiter (V. 9; vgl. 2. Thes 3,1; Phil 1,12-14). Paulus nahm die Leiden auf sich, weil er wollte, dass Menschen für die ewige Herrlichkeit gerettet werden (V. 10). Nicht nur das: Er war auch bereit, für die Gläubigen zu leiden, um sie durch sein Beispiel und seinen Dienst, was seine Verantwortung betrifft, zum himmlischen Ziel zu führen.

Wenn – dann

Jetzt spricht Paulus von wichtigen Prinzipien, die ihm in seinem treuen Dienst motiviert haben. Er weiß: Wer mit Christus gestorben ist (und das ist die Stellung eines jeden wahren Christen), der wird einmal mit Christus im Himmel leben (V. 11; vgl. Röm 6,5.8). Und wer geduldig in den Glaubensschwierigkeiten ausharrt (und das ist letztlich die Praxis eines wahren Christen), wird einmal mit dem Herrn im Reich regieren.

Aber es gilt auch: Wer durch sein Leben deutlich macht, dass er keine Beziehung zu Jesus hat, den wird Er verleugnen (vgl. 2. Tim 3,5; Tit 1,16; 2. Pet 2,1; Jud 4; Off 2,13; 3,8). Bloße christliche Bekenner werden aus dem Mund des Herrn einmal hören: „Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir; ihr Übeltäter!“ (Mt 7,23). Sie haben Nein zu Ihm und seinem Willen gesagt, und so wird Er auch zu ihnen einmal Nein sagen (V. 12). Diese Worte machen aber auch jedem Kind Gottes deutlich, wie ernst es ist, zu kneifen und den Herrn in einzelnen Situation zu verleugnen.

Wenn wir untreu sind, Er bleibt treu. Er sagt wohl Nein zu bösen Personen und Wegen, aber er wird niemals Nein sagen zu seinem eigenem Wort. Gott wird alles ausführen, was Er versprochen oder angedroht hat (V. 13). Er ist treu und wird es auch immer bleiben. Diese unumstößliche Tatsache sollte uns stets bewusst sein.

Tun und vermeiden

Timotheus soll immer wieder darauf hinweisen, dass es nicht zu nutzlosen Wortgefechten kommen darf, wenn Gläubige versammelt sind (V. 14). Denn das führt in die Katastrophe, während gute Lehre vor Gefahren rettet (1. Tim 4,16). Und Timotheus wird ermuntert, sich Mühe zu geben, das Wort der Wahrheit treu zu verkünden und sich damit Gottes Anerkennung zu sichern. Er soll wie ein Facharbeiter sein, der seinem Meister eine gute Arbeit abliefert, das einer sorgfältigen Prüfung standhält, damit man sich dieser Arbeit nicht schämen muss (V. 15).

Über religiöse Themen zu debattieren, ohne dass man bereit ist, Gottes Wort in den Mittelpunkt zu stellen, ist sinnlos. Einen weiten Bogen soll man machen um Leute, die gerne rechthaberisch diskutieren und nur intellektuell die Klingen kreuzen wollen. Wer sich nicht vor dem Wort Gottes beugt, wird immer weiter im Bösen verstrickt werden (V. 16). Das „Wort“ dieser untreuen Leute, das im Gegensatz zu dem „Wort der Wahrheit“ (V. 15) steht, wird sich ausbreiten wie ein Krebsgeschwulst im Körper. Hymnäus und Philetus gehören zu denen, die Irrtümer verbreiten und den Glauben etlicher zerstört haben (V. 17). Sie haben die geistliche Auferstehung, die wir der Stellung nach in Christus haben (Eph 2,6; Kol 3,1), fälschlicherweise mit der leiblichen Auferstehung gleichgesetzt (V. 18). Doch wenn wir jetzt schon einen Auferstehungskörper hätten, wäre unsere Hoffnung auf den Heiland dahin, der kommen wird und unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21).

Die Glaubensüberzeugung kann torpediert werden, aber es gibt ein Fundament, das unveränderlich ist. Und auf dieses Fundament ist gewissermaßen ein Siegelabdruck aufgeprägt, der zwei Botschaften enthält. Die erste Botschaft zeigt die Gnade Gottes: Der Herr kennt, die sein sind. Die zweite Botschaft zeigt die menschliche Verantwortung: Wer sich zum Herrn bekennt, muss vom Bösen abstehen (V. 19). Wie sehr sich der Sauerteig der bösen Lehre ausgebreitet haben mag, es bleibt bestehen, dass der Herr die Seinen kennt und Er sie nicht verderben lassen wird. Es bleibt aber auch wahr, dass Christen sich immer von der Ungerechtigkeit absondern müssen.

Das große Haus

Dann vergleicht Paulus die Christenheit mit einem großen Haus, in dem es verschiedene Gefäße gibt. Die Gefäße kann man unterscheiden nach ihrem Material und ihrem Zustand. Es gibt Gefäße aus edlem Material und Gefäße aus unedlem Material, und es gibt Gefäße zur Ehre und Unehre. Die Gefäße aus unedlem Material sind zur Unehre. Aber auch die edlen Gefäße können zur Unehre sein – wenn sie verstaubt in einer Rumpelkammer stehen. Nur die silbernen und goldenen Gefäße machen dem Hausherrn Ehre, die gereinigt sind und sich an einem adäquaten Platz befinden.

In dem großen Haus der Christenheit gibt es gläubige christliche Bekenner. Das sind die, aus denen Gottes Gnade etwas Schönes gemacht hat: edle Gefäße; Menschen, die aus Gott geboren sind. Es gibt aber auch ungläubige Bekenner. Das sind die unedlen Gefäße aus Holz und Ton, die dem Feuer der göttlichen Prüfung nicht standhalten. Da aber die verschiedenen Gefäße durcheinander stehen und auch teilweise mit Schmutz überzogen sind, ist die Unterscheidung zwischen edlen und unedlen Gefäßen schwierig. Nur der Hausherr kann alle Gefäße noch auseinanderhalten.

Die Verantwortung der edlen Gefäße nun ist es, sich von den Gefäßen der Unehre abzusondern. Das bedeutet: Die Gläubigen sollen keine Gemeinschaft mit denen pflegen, die zur Unehre des Meisters sind, indem sie beispielsweise ungöttliche Reden führen und falsche Lehren verbreiten. Nur so werden die goldenen und silbernen Gefäße geheiligte, brauchbare Gefäße zur Ehre des Hausherrn, der sie zu jedem guten Werk gebrauchen kann. Erst, wenn ein goldenes oder silbernes Gefäß aus der Rumpelkammer geholt, poliert und in die Vitrine gestellt wird, kann es zu allem verwendet werden, was dem Hausherrn gefällt (V. 20-21).

Fliehen und streben

Äußere Absonderung ist wichtig. Aber sie genügt nicht. Auch unser innerer Zustand muss Gott gefallen. Wir sollen nicht zulassen, dass sich jugendliche Begierden in unserem Herzen festsetzen, wie Übermut, Selbstvertrauen, Ungeduld, Heftigkeit, Wissensdemonstration, nutzlose Wortstreitereien, vorschnelle Urteile. Doch unser Christenleben ist nicht nur eine Flucht vor bösen Dingen, wir brauchen auch positive Ziele: ausgelebte Gerechtigkeit, intaktes Glaubensleben, Geschwisterliebe und ein friedevolles Miteinander. Das sollen und können wir nicht für uns allein verwirklichen. Dazu brauchen wir andere. Und das sind diejenigen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen – was sie durch ein reines Verhalten zeigen. Der Weg der Absonderung führt also nicht in die Isolation, sondern in die Gemeinschaft (V. 22).

Dem positiven Streben stehen die dummen und albernen Streitfragen entgegen, die man mit der Bibel weder begründen noch widerlegen kann. Die muss man abweisen, denn sie führen nur zu Konflikten (V. 23). Ein Knecht des Herrn ereifert sich selbst dann nicht, wenn es um die Wahrheit des Wortes Gottes geht, sondern er ist gegen alle milde, duldsam und sanftmütig (V. 24). Dazu gesellt sich fundiertes Bibelwissen, das den Worten der Zurechtweisung Gewicht verleiht.

Aber selbst, wenn wir das alles umsetzen, bleibt doch wahr, dass Gott es ist, der bei den Widersachern Buße bewirkt (V. 25). Wenn die Widersacher Buße tun, öffnet sich ihnen das ganze Feld der göttlichen Wahrheit; sie werden frei von unnüchternen Gedankenspielen und Diskussionen und entrinnen dem Fallstrick des Teufels. Jetzt kann das Leben ganz dem Willen Gottes unterstellt werden (V. 26).

Wir wollen die Appelle von Paulus an Timotheus aus Kapitel 2 besonders in unser Herz fassen:

  • Sei stark in der Gnade!
  • Vertraue das Wort Gottes treuen Leuten an!
  • Nimm teil an den Trübsalen als ein Streiter Christi!
  • Denke über das Wort Gottes nach!
  • Halte Jesus Christus im Gedächtnis!
  • Bringe in Erinnerung, nicht Wortstreit zu führen!
  • Befleißige dich, ein bewährter Arbeiter zu sein!
  • Vermeide leeres und ungöttliches Geschwätz!
  • Mache einen weiten Bogen um die jugendlichen Begierden!
  • Strebe nach dem Guten mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen!
  • Törichte und ungereimte Streitfragen weise ab!